Vito - Make good areas disturbed

Flowershop / City Slang / Rough Trade
VÖ: 30.06.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

In Vito veritas
Wozu mit beiden Pobacken auf der Sitzfläche bleiben? Die fünf Waliser von Vito zeigen, wie bequem man sich zwischen den Stühlen einrichten kann. Anstatt sich nur auf eine Seite zu schlagen, fläzen sie sich mit ihrem Erstling "Make good areas disturbed" genüßlich zwischen lyrischen Indie-Pop und mächtigen Postrock, ohne sich auf diese beiden Genres zu beschränken. Gleich zu Beginn kräuselt sich die Stirn verwirrt, schnurrt doch eine sonore Sprechstimme aus den Boxen, die mit esoterischem Gestus Hörhinweise für die Platte lullt. Der hirninterne Ironie-Detektor flackert erst hilflos, entscheidet sich aber doch zu blinken. Vito scheinen sich sich nicht bierernst und auch nicht sonderlich wichtig zu nehmen. Denn sie lassen uns im Dunkeln, wer sie selbst sind: Ihr sollt nicht wissen, wie wir heißen, Ihr sollt wissen, wie unsere Musik klingt.
Und "Make good areas disturbed" mehr als nur ein Ohr zu leihen, belohnt mit manchem wohligen Schauer. Denn die Jungs aus Cardiff haben einen wunderschönen Zwitter aus dem Ärmel geschüttelt. Einerseits gibt es die epischen, kilometerweit geschwungenen Steigerungszüge, die einfallsreich das dynamische Spektrum zwischen überwiegend streichzarter Flüsterstille mit anschmiegsamen Akkordtupfern und markerschütterndem, gischtschäumendem Breitwandgebretter ausloten. Doch umschlittern Vito das allzu Schematische elegant, schlurfen gemütlich an Klischees vorbei - hier hat niemand nur mit dem Mogwai-Baukasten gespielt. Denn trotz aller Bögen nehmen sie sich immer wieder zurück auf das Einfache, die Songs. Oft umweht diese ein melancholischer Hauch, getragen von zurückhaltendem Schlagwerk, untermalt von gezupften Gitarren und fortgetragen von herrlichen mehrstimmigen Gesangslinien.
"Make good areas disturbed" lebt vor allem von seiner Spannung zwischen leise und laut, einfach und komplex, schüchtern und forsch, niedlich und ruppig. Kleinere Längen im Aufbau werden an anderer Stelle mit Melodieseligkeit und Einfallsreichtum aufgefangen. Eine zarte, ruhige Platte mit viel Raum und wuchtigen Ausbrüchen ist es geworden. Verspielt, gewitzt, mit jeder Menge Details, die das Ohr erst nach und nach in ihren Verstecken aufspürt. Und wenn sich ganz am Ende die esoterische Stimme noch einmal zu Wort meldet und komplett durch den akustischen Reißwolf gedreht wird, seufzt auch der hirninterne Ironie-Detektor erleichtert auf und schmunzelt. Wie die Bandmitglieder heißen, darf uns getrost egal sein. Freuen wir uns daran, daß wir wissen, wie die Band heißt und wie ihre Musik klingt. Denn das ist in diesem Fall, was lohnt und zählt.
Highlights
- Ultimate shame
- Rejoice
- A reckoning of sorts
Tracklist
- Ultimate shame
- Falling out
- Arrested by these phenomena
- Rejoice
- Welcome the lightning
- Washaway
- Across the rubicon
- A reckoning of sorts
- Calm down
Gesamtspielzeit: 60:22 min.
Referenzen
Mogwai; The Grand Opening; Nice New Outfit; Gregor Samsa; Mono; Godspeed! You Black Emperor; Sigur Rós; Sophia; Elliott; Sometree; Amusement Parks On Fire; A Silver Mt. Zion; Codeine; Idaho; Low; Múm; Slint; From Monument To Masses; Stuart A. Staples; Death Cab For Cutie; Islands; Karate; The Appleseed Cast; The Gloria Record; Morphine; The Flaming Lips; Labradford; Explosions In The Sky; Snow Patrol; Youth Group; Secret Stars; Shearwater; Pink Floyd; Chicago; 65daysofstatic; Kimono; Portugal. The Man; Tenhi; Motorpsycho; Dredg