Portugal. The Man - Waiter: "You vultures!"
Fearless / Defiance / Cargo
VÖ: 16.06.2006
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Vollbedienung
So ein bekloppter Bandname kann zweierlei bedeuten: Entweder ist er das einzig Brauchbare an der Band. Oder er entspringt einer angenehm spinnerten Geisteshaltung, die sich in angenehm weggetretener Musik niederschlägt. Vielleicht muß man aber auch noch aus Alaska kommen, um derart zwischen den stilistischen Grenzzäunen umherzuhibbeln wie Portugal. The Man. Und um die Beine so zusammenzukneifen, daß man dabei solche Stimmstockwerke erreicht wie John Gourley.
Portugal.The Man hörten da oben im eiskalten Nichts anscheinend wengistens die richtigen Bands. Und ziehen jetzt auch noch die richtigen Schlüsse daraus. Wie auch schon die sinnesverwandten Kollegen von Gatsbys American Dream oder Circa Survive machen sie das Beste aus den Ruinen des Wasauchimmer-Core: einfach in die Luft sprengen und mit den Trümmern jonglieren. Sie mopsen sich das Gewusel von den Blood Brothers und lassen einfach deren aggressive Tics weg. Sie werfen wie The Mars Volta erst mal alles in den Mixer, nehmen aber statt des zerfransten Durcheinanders einfach die roten Fäden und die Melodien mit. Sie pflegen das Abstraktionvermögen von 31 Knots, könnten sich aber auch ein paar Momente von deutschen Indiepoppern wie Miles oder Slut abgehört haben. Sie treten wie Pretty Girls Make Graves mit raffinierten Tanzschritten die brennende Lunte aus und geraten dabei selbst in Feuer. Und dann schwärmt der Sänger ausgerechnet für die ollen Beatles. Kein Wunder, daß man dann irgendwann bei Formulierungen wie dieser landen muß: "Portugal. The Man spielen kunstbeschädigten Indierock, der sich nicht scheut, sich an Poptraditionen anzukuscheln."
Man darf hier also mit vielem rechnen: Süßliche Schwelgerefrains, kurzgebratene Riffs, tiefergelegte Soulchöre, fachkundige Progrockschlenker, perlende Flamencorhythmen, aufgepustete Bombastexkursionen, knatternde HipHop-Beats, schlunziges Indiegeschrammel, aufgeladene Elektronik. Und dann läuft auch noch derart viel an einem vorbei, daß man sich schon auf all die schönen Überraschungen im nächsten Durchgang freut. Und im übernächsten. Wer den ganzen Koordinaten der Übersicht halber mal mit einem Stift folgen will, malt dabei zwangsläufig verdammt kurvige Schleifen.
Dabei scheinen die Sehnsüchte aus Songs wie "AKA M80 the wolf" oder dem melodramatischen Öffner "How the leopard got its spots" so angenehm anschmiegsam zu sein. Klare Melodien, gerade noch übersichtliche Gitarren und reichlich Gefühliges. Bis man merkt, daß die kleinen Verzierungen auf dem hübschen Rahmen das ganze Gebilde plötzlich völlig durcheinandergebracht haben, steckt man plötzlich mitten im Fegefeuer der Eitelkeiten. Das wird mal laut, mal leise und meist ziemlich großartig. Stellt Fragen wie "Why do we hide behind such ugly faces?", malt rätselhafte Tierbilder in zitternd nach vorn drängende Hymnen und sägt überhaupt mächtig viele Ecken und Kanten in dieses Debüt.
Wenn schon alles so hübsch durcheinanderpurzelt, ist mal mindestens eines klar: Portugal. The Man sind die mit Abstand beste Band auf Defiance seit den fürderhin im Grand Hotel van Cleef residierenden Pale. Da ist es schade, daß der letzte Track nutzlos ausgedaddelt wird. Aber bei dieser Leistung muß man auch mal durchatmen können.
Highlights
- How the leopard got its spots
- Gold fronts
- Elephants
- Kill me. The king
Tracklist
- How the leopard got its spots
- Gold fronts
- Stables & chairs
- AKA M80 the wolf
- Marching with 6
- Elephants
- Waiter
- Chicago
- Bad, bad Levi Brown
- Kill me. The king
- Tommy
- Horse warming party
- Guns.guns...guns
Gesamtspielzeit: 52:34 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20059 Registriert seit 10.09.2013 |
2015-03-31 21:58:52 Uhr
Hätte mich bei deinem Nicknamen auch gewundert^^ |
noise Postings: 1001 Registriert seit 15.06.2013 |
2015-03-31 20:51:45 Uhr
Tja, so hat jeder seine musikalischen Vorlieben. Ich für meinen Teil stehe halt nicht auf "großartige" Popsongs |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20059 Registriert seit 10.09.2013 |
2015-03-31 20:38:05 Uhr
Ich war von der Entwicklung der Band sehr angetan, weil sie imho einfach großartige Popsongs schreiben können. Bis Censores Colors waren sie zwar auch schon gut, wahnsinnig stark wurden sie erst mit Satanic Satanist und Evil Friends (die beiden Alben zwischen letztgenannten sind aber tatsächlich etwas medioker). |
noise Postings: 1001 Registriert seit 15.06.2013 |
2015-03-31 20:10:44 Uhr
Sehr es ähnlich wie "Fritte", nur das mir die späteren poppigen Sachen überhaupt nicht mehr gefallen. War damals richtig angetan von ""Waiter..." und "Church Mouth". Auch die "Censored Colors" gefiel noch. Danach wurde es ziemlich beliebig (wie auch die Konzerte).Schade, fand das die Band sehr großes Potenzial hatte. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 11096 Registriert seit 23.07.2014 |
2015-03-31 12:38:04 Uhr
@Demon Das solltest du unbedingt, wunderschönes Album. |
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Referenzen
Gatsbys American Dream; Circa Survive; Neon Blonde; 31Knots; The Dismemberment Plan; Rainer Maria; Pretty Girls Make Graves; New Black; The Mars Volta; At The Drive-In; Coheed And Cambria; Cave In; The Fall Of Troy; Boys Night Out; Panic! At The Disco; The Academy Is…; Billy Talent; Minus The Bear; Horse The Band; Blood Brothers; Jawbox; Jawbreaker; Cursive; Fugazi; Shudder To Think; Blonde Redhead; The Flaming Lips; Wolf Parade; Deerhoof; Architecture In Helsinki; The Killing Moon; Forgive Durden; Say Anything; Saosin; Taking Back Sunday; Anatomy Of A Ghost; Konmai Defense System; Head Automatica; Bloc Party; Muse; Miles; Slut; The Notwist; Placebo; David Bowie
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