Grant-Lee Phillips - Nineteeneighties
Rounder / Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 23.06.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Der Troubadour der Zeit
Es ist ja mittlerweile nicht mehr die neueste Erkenntnis, daß in den einst so vielgescholtenen Achtzigern reichlich tolle Musik erschienen ist. Gefühlt jeder zweite pflegt dieses Damals. Die einen zündeln munter mit jener Ästhetik im Rücken herum, die es neben dem pastellbunten, chrompolierten Pop eben auch gab. Die anderen zeigen diesen Pop aus anderem Blickwinkel und zeigen so, daß sich unter all der Oberfläche eben auch großartige Songs versteckten. Und wo bei Nouvelle Vague vor allem der bambiäugige Charme der Reduktion verzückt, läßt Grant-Lee Phillips noch mehr weg.
"Moment!", wird jetzt der eine oder andere informierte Leser meinen. "Den Namen kenn ich doch." Stimmt. Die Leisetreter Grant Lee Buffalo, die einst die leider weitgehend ignorierte Vorarbeit für den ganzen Quiet-is-the-new-loud-Kram leisteten, hatten den größten Teil ihres Bandnamens von ihrem Sänger. Und dessen Stimme ist auch nach dem Ende der Band noch immer genau so, wie ihn sich romantische Naturen wünschen. Drei Soloalben zwischen Glamrock, Country und Songwriter-Elektronik hat Phillips seit 2002 gemacht. Angenehm, aber unauffällig.
Es muß also schon ein Projekt wie "Nineteeneighties" sein, um das nötige Mehr an Aufmerksamkeit zu bewerkstelligen. Phillips hat sich einen Schwung geistesverwandter Songs aus jenen Achtzigern geschnappt, von denen wir mittlerweile wissen, daß dort die Grundlage für den Alternative Rock der Neunziger und der Nuller lauerte. Mit einer Mischung aus Ehrerbietung und Persönlichkeit für sich vereinnahmt. Sensibel arrangiert, vorsichtig umgewidmet und mit einfühlsamer Zerbrechlichkeit gesungen. Kaum einmal schleichen sich lärmige Verzerrung oder salbungsvolle Streicher aus der Ferne heran. Vorwiegend akustisch soll es sein.
So wird dann aus "Age of consent" von New Order ein lagerfeuriges Schwelgen, aus "Wave of mutilation" von den Pixies ein relaxter Schunkler und aus einem Gassenhauer wie The Cures "Boys don't cry" ein glockenspielverhuschtes Seufzen. Joy Division, The Smiths, Nick Cave And The Bad Seeds - es wartet viel Moll in diesen Songs, mit dem sich Phillips bestens auskennt. Bei "The killing moon" (Echo & The Bunnymen) und "Under the milkyway tonight" (The Church) kann man sowieso nichts anstellen, um die Großartigkeit der Songs zu vertuschen. Und dafür, mit "So. central rain" an eine frühe Perle von R.E.M. zu erinnern, gebührt Phillips ohnehin dankender Respekt. Genau das Sentiment also, was eben auch "Nineteeneighties" ausstrahlt.
Highlights
- The eternal
- The killing moon
- Under the milkyway tonight
- So. central rain
Tracklist
- Wave of mutilation
- Age of consent
- The eternal
- I often dream of trains
- The killing moon
- Love my way
- Under the milkyway tonight
- City of refuge
- So. central rain
- Boys don't cry
- Last night I dreamt that somebody loved me
Gesamtspielzeit: 43:54 min.
Referenzen
Grant Lee Buffalo; R.E.M.; Ryan Adams; David Poe; Ron Sexsmith; Iron And Wine; Sun Kil Moon; Red House Painters; Jeff Buckley; Luna; American Analog Set; Eels; Sparklehorse; South San Gabriel; Centro-Matic; Woven Hand; Timesbold; Songs:Ohia; Magnolia Electric Co.; Neil Young; Nick Drake; Gram Parsons; America; Calexico; Michael Penn; Wilco; Low; Great Lake Swimmers; Savoy Grand; Damien Rice; Kristofer Åström & Northern Truck; Downpilot; Sufjan Stevens; Cowboy Junkies; Drugstore; Starsailor; Travis; Nouvelle Vague
Bestellen bei Amazon
Threads im Plattentests.de-Forum
- Grant-Lee Phillips-The Narrows (2 Beiträge / Letzter am 06.09.2020 - 19:12 Uhr)