Les Claypool - Of whales and woe

Prawn Song / Rough Trade
VÖ: 16.06.2006
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Listen without prejudice
Es gibt in der Rockmusikwelt ein paar ungeschriebene Weisheiten. Thesen, die jeder kennt, für die man unzählige Belege finden kann und die trotzdem niemand schriftlich ausformulieren mag. Eine dieser Weisheiten betrifft Soloalben von Bassisten. Ihr wißt schon. Genau. Und dann gibt es Menschen wie Les Claypool, die ein Grund dafür sind, warum niemand, der bei Sinnen ist, solche Regeln für die Ewigkeit festhält. Der ehemalige Primus-Bassist hat hier nämlich ein Soloalbum vorgelegt, das gänzlich unpeinlich, kurzweilig und mit jeder Menge Witz ausgestattet ist.
Dabei ist "Of whales and woe" nicht mal besonders atypisch für die Gattung Soloalbum-eines-technisch-versierten-Instrumentalisten. Das Solisteninstrument steht öfter als üblich im Mittelpunkt und jeder Song enthält einige Schaut-her-was-ich-für-geile-Licks-draufhabe-Licks. Aber das, was bei anderen Kollegen den Gniedel-Faktor in ungeahnte Höhen treibt, wirkt bei Les Claypool charmant und unterhaltsam. Vielleicht, weil der Mann bei aller technischen Finesse immer noch hörbar tiefstapelt.
So stehen auf "Of whales and woe" tatsächlich die Songs im Mittelpunkt. Oder nennen wir sie lieber neutraler 'Stücke'. Stilistisch ist Claypool keiner Schublade zuzuordnen. In schnellem Wechsel changiert die Farbe von Tom Waits über George Clinton zu Galliano. Die Eckpfeiler heißen Jazz und Funk, das Tempo ist schlicht atemlos. Nur einem geht hier nicht die Puste aus: Der Bassist rast mit den Fingern über sein Instrument und erzählt dazu seine Texte in dem ihm eigenen Singsang- Und klingt dabei so selbstverständlich unbekümmert, daß man nicht mal auf die Idee kommt, daß hinter einem solchen Flow ein Haufen Arbeit stecken muß.
Easy Listening geht in jedem Fall anders. Hier wird dem Hörer schon ein wenig Aufmerksamkeit abverlangt, damit er die nächste Wendung nicht verpaßt und unversehens aus der Bahn fliegt. So einfach nebenbei gehört irritiert "Of whales and woe" nicht unerheblich. Dem aufmerksamen Hörer aber bietet sich eine Achterbahnfahrt, bei der nur ein paar ungeschriebene Weisheiten aus der Rockmusikwelt auf der Strecke bleiben. Sind doch sowieso nur Vorurteile.
Highlights
- One better
- Of whales and woe
- Rumble of the diesel
- Filipino Ray
Tracklist
- Back off turkey
- One better
- Lust strings
- Of whales and woe
- Vernon the company man
- Phantom patriot
- Iowan gal
- Nothin' ventured
- Rumble of the diesel
- Robot chicken
- Filipino Ray
- Off-white guilt
Gesamtspielzeit: 39:44 min.
Referenzen
Les Claypool's Frog Brigade; Primus; The Bad Plus; Medeski, Martin & Wood; Tom Waits; Captain Beefheart; Frank Zappa; Parliament; Funkadelic; Bootsy Collins; George Clinton; Sly And The Family Stone; Prince; N.E.R.D.; Galliano; Republic Of Loose; Red Hot Chili Peppers; Phish; Jane's Addiction; Mother Tongue; Incubus; Faith No More; Peeping Tom; Dog Fashion Disco; System Of A Down
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