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Midlake - The trials of Van Occupanther

Midlake- The trials of Van Occupanther

Bella Union / Cooperative / Rough Trade
VÖ: 02.06.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Abschlußfahrt

Wegen der alljährlich großen Zahl von Bewerbungen, so steht es auf der Webseite des College Of Music der University Of North Texas, müsse einigen Interessenten am College Of Music die Zulassung verwehrt bleiben. Und dann wird stolz eine Liste arrivierter Absolventen präsentiert - das sind jene, die irgendwo eine erste Geige spielen oder irgendwo eine erste Geige dirigieren. Ganze Orchester gar oder wenigstens Chöre. Solosänger, deren Stimmbänder mittlerweile in der Metropolitan Opera zu New York schwingen. Grammy-Gewinner (angeblich). Von Tim Smith, Paul Alexander, Eric Pulido, Eric Nicholson und McKenzie Smith steht da nichts. Die haben nach ihrem Studium am College Of Music ja auch mit ganz normalen Jobs ihre Kohle verdient, die gar nichts mit Musik zu tun hatten. Das machen sie übrigens immer noch, denn vom Schaffen ihrer Band zu leben, klappt irgendwie nicht so recht. Dabei hätten Midlake es wirklich verdient. Sie haben nämlich ebenfalls Geigen und Chöre zu bieten. Und Klavier. Und tolle Gitarren. Und sogar Flöten.

Vor allem aber haben Midlake ganz zauberhaften Folk-Rock im Angebot, der nach My Morning Jacket und Wilco, aber gleichzeitig auch in Richtung Neil Young ("Harvest"-Ära) und The Band schielt (vor allem beim furiosen Opener "Roscoe"). Und trotzdem immer eine eigenständige Zeitlosigkeit im Auge behält. Das Quintett gibt sogar unumwunden zu, daß es bestrebt sei - ja, die sagen das wirklich so -, alterslose Klassiker zu schreiben. Derartig vollmundige Äußerungen sind immer ein wenig heikel. Wenn's denn aber tatsächlich hinhaut mit den alterslosen Klassikern, geht das durchaus in Ordnung. Und bei Midlake haut es hin, wie es nur hinhauen kann. Daher verwundert auch gar nicht, daß Bella-Union-Chef und Ex-Cocteau-Twin Simon Raymonde die Jungs aus dem texanischen Denton begeistert unter Vertrag nahm und schon ihr vor zwei Jahren veröffentlichtes Debüt "Bamnan and silvercork" für enthusiasmiertes Kritikerjauchzen sorgte.

Nun also "The trials of Van Occupanther". Das Tolle ist: Man will gar nicht erst wissen, was es mit diesem seltsamen Titel auf sich hat. Das Album ist schon interessant genug und hat auch so einiges zu erzählen: von unglücklicher Liebe, konstruktiver Einsamkeit und der Rückkehr zum Essentiellen. Und es erklärt mit federleichter Akustikgitarre, Flötenschmeicheleien und dezenten Pianoweisheiten im Gepäck einen kleinen Überfall mal eben zum Lebensglück: "Did you ever want to be overrun by bandits / To hand over all of your things and start over new?" Nicht? Na dann: mal drüber nachdenken.

Midlake sind weit davon entfernt, lässige Schönredner zu sein. Sie haben einfach bloß kapiert, wie man sich friedlich mit seinem Schicksal arrangiert und dabei auch noch ganz wunderbar klingt. Natürlich ist aber auch mal sanft klagende Melancholie, wie beim pastellfarbigen "Head home", erlaubt. "Sometimes I want to go home / And stay out of sight for a long time", heißt es schließlich im Titeltrack. Der allerdings führt nicht nach Hause, sondern in fernöstliche Gefilde zu einem Grüppchen tapfer seufzender Streicher, die in der "Young bride" schon eine alte Frau zu erkennen glauben. "Branches" gibt eine große stimmliche Nähe zwischen Tim Smith und Thom Yorke preis, "In this camp" marschiert unermüdlich durch die Wildnis ("Put your boots and courage on / And run"), während "It covers the hillsides" ein sonnenbeschienenes Picknick macht. Und dazu befindet: "I'm not sure where this river goes / But we have no choice but to follow." Genau. Immer hinterher.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Roscoe
  • Bandits
  • Young bride
  • It covers the hillsides

Tracklist

  1. Roscoe
  2. Bandits
  3. Head home
  4. Van Occupanther
  5. Young bride
  6. Branches
  7. In this camp
  8. We gathered in spring
  9. It covers the hillsides
  10. Chasing after deer
  11. You never arrived

Gesamtspielzeit: 44:49 min.

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