Goldfrapp - Felt mountain

Mute / PIAS
VÖ: 05.02.2001
Unsere Bewertung: 9/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kristalline Klänge
Hoch über den verlassenen Gipfeln löst sich ein schüchterner Kristall aus einer sentimentalen Wolke. Verspielt tänzelt er hin und her. Von einem sanften Windstoß getragen, umarmt er eine einsame Schneeflocke auf dem Weg nach unten. Überrascht von der Wirkung der Schwerkraft gleitet ein Glitzern auf dem Rücken einen Lufthauchs wieder nach oben. Neugierig geworden wagt sich die Flocke weiter herab. Der Sinkflug beginnt ihr Spaß zu machen. Der Wind pfeift an ihren kristallinen Verwinkelungen entlang. Immer wieder zieht sie Kreise und spielt das Spiel des Windes mit. "No colours or shapes / No sound in my head / I forget who I am".
Mehrere tausend Meter tiefer erstarrt ein See in der Kälte eines eisigen Winters. Zu lange schon hat der Frost seine Klauen angelegt und jegliche Energie aus dem Wasser gesaugt. Leichte Verwerfungen an der gefrorenen Oberfläche deuten die einstige Bewegung nur noch an. Mit einem leisen Knirschen seufzt der See ein letztes Mal. Jetzt heißt es Warten. "When the world stops for snow."
Das Spiel der Gegensätze beherrscht auf "Felt mountain", dem Erstling von Alison Goldfrapp und Will Gregory, das Bild. Zwei einst so weit entfernte und doch so eng verwandte Seelen malen mit Pinseln auf einer Leinwand aus Zelluloid. Die glasklaren Klänge werfen tänzelnde Schatten auf die eigene Vorstellungskraft. Hier passieren verhuschte Geschichten vor dem geistigen Auge. Kopfkino nennt man so etwas wohl. Ein Gefühl, als würden die breitwandigen Klanggemälde aus Filmen wie Dr. Schiwago das beruhigende Knattern des Projektors verlassen und geradewegs ins Gehirn des Publikums kriechen. "Frankenstein would want your mind."
Der sanfte Hauch von Goldfrapps Stimme schlängelt sich zwischen den fein ziselierten Strukturen hindurch und schnurrt dabei zufrieden. Mal von laszivem Jazz und singenden Sägen, mal von verstörendem Pfeifen und abseitiger Erotik umschwebt, um sich bald in sich selbst zu verlieren. Währenddessen sinkt die Schneeflocke immer tiefer und tiefer. In einigen Minuten schließlich wird sie sich federleicht dem See nähern. Schüchtern, aber dennoch vom tiefen Glauben beseelt, an der eigenen Bestimmung angekommen zu sein, wird sie sich endlich absenken und eins werden mit dem Eis. Eine ungekannte Vertrautheit macht sich breit. Völlig selbstverständlich wirkt die klangvolle Lautlosigkeit der Natur. Auf "Felt mountain" erklingt ebenso die Sprache des Lebens. "Murmurs of our friendly machine."
Highlights
- Lovely head
- Human
- Utopia
Tracklist
- Lovely head
- Paper bag
- Human
- Pilots
- Deer stop
- Felt mountain
- Oompa radar
- Utopia
- Horse tears
Gesamtspielzeit: 39:38 min.
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nagolny Postings: 472 Registriert seit 06.11.2022 |
2022-12-13 21:48:40 Uhr
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Christopher Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 3327 Registriert seit 12.12.2013 |
2022-02-11 16:29:59 Uhr
Siehe Team-Seite hier. Eines meiner allerliebsten Alben. Hat mich damals komplett umgehauen. |
ijb Postings: 4981 Registriert seit 30.12.2018 |
2022-02-10 21:29:18 Uhr
Ich hab noch die Original-LP, von damals, als es ganz echt zum ersten Mal rauskam :-) |
nörtz User und News-Scout Postings: 12624 Registriert seit 13.06.2013 |
2022-02-10 20:51:43 Uhr
Utopia hab ich gefühlt 300x hintereinander gehört. :D |
smrr Postings: 394 Registriert seit 02.09.2019 |
2022-02-10 20:48:48 Uhr
Toll! Hab das Album schon Jahre auf meiner Discogs-Wantlist, aber damals war die 2000er-Pressung wahnsinnig teuer. Hat allerdings inzwischen 2015 bereits ein Re-Release erfahren. Auf weißem statt goldenem Vinyl und ohne die ergänzten Linernotes. Letztlich also jetzt nicht soo die krasse Ankündigung.Aber spült dankenswerterweise das Werk vor der Bestenlisten-Abstimmung nach oben. Ganz entzückende Platte, da kann ich mich nur anschließen. |
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Referenzen
Portishead; My Bloody Valentine; Broadcast; Cocteau Twins; The United States Of America; Björk; Shirley Bassey; Liza Minelli; Liz Fraser; Marlene Dietrich; Francoise Hardy; Maurice Jarre; Elmer Bernstein; Lalo Schiffrin; John Barry; Ennio Morricone; Kurt Weill
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