Zero 7 - The garden

Atlantic / Warner
VÖ: 19.05.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kraut und Rüben
Es scheint in diesem Jahr eine gesamteuropäische Mode, sich von der bösen Welt zu verabschieden und sein Glück im Kleinen zu suchen. Eine allerdings nur halbe Weltflucht mit lediglich einer Handvoll Zivilisationskritik. Ironisch gebrochen natürlich. Denn ein Zurück zur Natur geht immer: entweder mit Äpfeln vom ökologischen Bauernmarkt oder gleich mit Umzug in die eigene Laube vor den Toren der Stadt. Im angeschlossenen Kleingarten wird dann gehackt, gejätet und gesät. Doch die Bio-Tips kommen schon lang nicht mehr vom Nachbarn mit der gepflegten Buchsbaumhecke, sondern aus dem Internet oder der Garten-Doku-Soap. Und auch wenn die Freunde Allergiker sind, wird schon bald beim Barbecue badewannengekühltes Bier ausgeschenkt. Die kleinen Freuden eben.
Auch Sam und Henry von Zero 7 sind für die Arbeit an ihrem nunmehr dritten Album "The garden" aus London geflüchtet und haben sich ihre kleine Idylle, inklusive Aufnahmestudio, in der englischen Provinz gezimmert. Nachdem sie mit ihrer letzten Platte "When it falls" monatelang unterwegs waren, noch dazu mit einem großen Musikertroß, war es wohl tatsächlich an der Zeit, sich zurückzuziehen und sich der eigenen Basics zu besinnen. Die Gefahr, daß das neue Studioalbum erneut wie ein lauer Aufguss des Erstlings "Simple things" klingen würde, konnte diesmal allerdings gebannt werden. Um im Bild des Albumtitels zu bleiben: Es schießt und sprießt im kunterbunten, abwechslungsreichen Garten der Engländer.
Die größte Neupflanze ist sicherlich der schwedische Songwriter José González, der noch immer mit seinem Debüt "Veneer" für Begeisterung sorgt. Die Akustikgitarre hat er natürlich mitgebracht, und gleich auf vier Songs singt er hippiesk mit zerbrechlicher Stimme seinen Indie-Folk, der die blumigen Soundtapeten von Zero 7 ergänzt. Beim kurzen "Left behind" lag die Stamm-Crew wohl gerade mal in der Sonne und überließ dem Schweden das Homestudio. Sein Stück "Crosses" dagegen wurde der Stimmung entsprechend elektronisch aufgemöbelt und wandelt sich nach zwei Minuten zu einem Stück Tanzmusik.
Große Freude macht auch die soulige Stimme von Sia Furler, die als Sängerin erneut mit dabei ist und deren Organ geradezu symbiotisch verwoben scheint mit einer Band, die jetzt endlich auch mal experimentierfreudig zur Tat schreitet. Zwar gehört Tina Dico, die inzwischen zwei Soloalben veröffentlichte, nicht mehr zum Team, aber den typischen Zero-7-Sound gibt's immer noch: Streicher, Bläser, Chor - alles dabei, aber eben nicht mehr pathetisch-schwülstig, sondern 'ne Nummer kleiner und dann verschmitzt-dekonstruiert mit jeder Menge Computer-Gimmicks. Ein großer Strauß gut gelaunter Melodien, die jeden Kleingärtner Unkraut und Schädlinge vergessen lassen. Sogar Maulwürfe.
Highlights
- Throw it all away
- Crosses
- Waiting to die
Tracklist
- Futures
- Throw it all away
- Seeing things
- The pageant of the bizarre
- You're my flame
- Left behind
- Today
- This final social scene
- Your place
- If I can't have you
- Crosses
- Waiting to die
Gesamtspielzeit: 51:29 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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XTRMNTR Postings: 1277 Registriert seit 08.02.2015 |
2016-10-12 21:31:45 Uhr
Gibt es die Band eigentlich noch? |
Hansmaulwurf |
2006-05-25 16:19:48 Uhr
Gestern gekauft und für gut befunden. Mehr als eine 7/10 würde ich aber nicht vergeben. Dafür hat die Platte einfach zu viele Brüche. Bester Song eindeutig "Pageant of the Bizarre" |
07 |
2006-05-22 15:02:28 Uhr
Tina Dico hat aber nur aufm 2ten Album gesungen. Auf dem ersten war noch Sophie Barker dabei. Sie sang auch "In The Waiting Line", imho der beste Song des Debüts, neben "Destiny". Mittlerweile haben jedenfalls alle drei Damen Soloalben veröffentlicht. Jose mit ins Boot zu holen war jedenfalls ne super Idee... |
einglaswasser |
2006-05-20 15:30:21 Uhr
Das erste fand ich toll, das 2. nicht.Aber das dritte soll wohl besser sein, munkelt man. |
steffen |
2006-05-17 21:50:42 Uhr
Eine ist wieder dabei (Sia Furler), die andere (Tina Dico) hat inzwischen zwei Soloalben rausgebracht. Aber Sia Furler ist tatsächlich großartig. :-) |
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Referenzen
José González; Tina Dico; Bent; Rob; Blue States; Morcheeba; Air; The Bees; Nightmares on Wax; Röyksopp; Thievery Corporation; Télépopmusik; Bertrand Burgalat; Saint Etienne; Four Tet; Joy Zipper; Gabin; Tina Dico; Massive Attack; Gus Gus; Fila Brazillia; Tosca; David Cassidy; James Last
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