Boris - Pink

Southern Lord / Soulfood
VÖ: 19.05.2006
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Multiple Persönlichkeit
Persönlichkeitsstörungen sind wahrhaftig keine Sache zum Scherzen, aber zum Glück gibt es Entwarnung. Die Gründe liegen meist in einer traumatischen Kindheit. Und wenn sich der eine oder andere von Euch manchmal heimlich im Keller anzieht wie Axl Rose oder spricht und läuft wie Ozzy Osbourne, der muß also noch nicht gleich von der Krankheit betroffen sein. Das fällt dann eher in die Kategorie "vorzeitige Verblödung".
Verblödet sind zwar Boris noch nicht. Im Gegenteil. Aber wirklich normal sind sie trotzdem nicht. Jedoch eine lupenreine Persönlichkeitsstörung haben sie dafür. Sie sind die Dr. Jekyll und Mr. Hyde der Musikbranche. Und leben auf "Pink" alles aus, was ihnen in den Sinn kommt. Einerseits den zurückhaltenden und zuvorkommenden Gentleman in ambienter Popform aus dem Opener "Farewell", den Sigur Ròs oder Cult Of Luna nicht besser mimen könnten. Auf der anderen Seite Mr. Edward Hyde, das kranke und mörderische Stoner-Rock-Schwein aus "Woman on the screen" oder "Nothing special". Doch glatt könnte man der bekannten Story noch ein drittes Ich hinzufügen. "Blackout" begibt sich in tiefschwarze Wälder, in denen sonst nur im Sarg liegende sunnO)))-Mitglieder versuchen würden, den abgedrehtesten Ton zu treffen.
"Pink" ist ein gespaltenes Album, das dem Hörer viel abverlangt, oft sogar viel zu viel. Bei Boris verwischen kaum die verschiedenen Stile in einem Song, sondern wechseln sich nacheinander immer wieder ab. So verwundert es auch überhaupt nicht, wenn direkt auf den rohen, energiegeladenen Mitsing-"Oooh oooh hu hu"-Hit ein schleppend-psychedelisch-düsterer Siebziger-Song mit passendem Mitklatsch-Rhythmus folgt. Spätestens, wenn der Bogen über Punk-Noise und Ambient-Minimalismus hin zum Mammuntsong "Just abandoned myself" geschlagen wird, ist die Verwirrung komplett. 18 Minuten Psycho-Höllenfahrt über beachtliche Rockberge mit Instrumentalübergang, hin zu einem ellenlangen Droneausgang, den man den Nachbarn zuliebe nicht zu laut aufdrehen sollte. 18 Minuten, in denen aber auch endlich klar wird, daß die Stilvielfalt kein Mangel an Identität ist, sondern genau diese multiple Persönlichkeit das eigentliche Ich von Boris bildet. "Pink" ist wahrhaftig keine Sache zum Scherzen.
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Highlights
- Farewell
- Just abandoned myself
Tracklist
- Farewell
- Pink
- Woman on the screen
- Nothing special
- Blackout
- Electric
- Pseudo-bread
- Afterburner
- Six, three times
- My machine
- Just abandoned myself
Gesamtspielzeit: 55:26 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Der Untergeher User und News-Scout Postings: 1528 Registriert seit 04.12.2015 |
2020-12-23 15:10:51 Uhr
Und so insgeheim hofft man ja doch, dass es in 2021 noch Flood-Jubiläumsshows geben wird...Das wär ein Traum..! Hoffen wir, dass es nicht ein Traum bleibt :D |
boneless Postings: 3319 Registriert seit 13.05.2014 |
2020-12-20 00:07:03 Uhr
Nun heißt es warten auf die Flood Anniversary Show im Jahre 2020.Schön wärs gewesen. Zwar haben Boris das Jubiläum ihrer wahrscheinlich besten Veröffentlichung nicht vergessen, aber anscheinend gibt es bis auf ein ziemlich überflüssiges Gimmick, einen Minibanner + völlig artworkfremden Zipper nichts, was dieser Platte ansatzweiße angemessen wäre, ein ordentliches Vinylrelease zum Beispiel. Verdient hätte es keine andere Borisplatte so sehr, es scheint aber so, als würde man bisher keine Anstalten machen, dies in die Tat umzusetzen. Ziemlich schade, da muss halt weiterhin die (ohne Frage auch sehr schicke) Cd herhalten. Und so insgeheim hofft man ja doch, dass es in 2021 noch Flood-Jubiläumsshows geben wird... |
boneless Postings: 3319 Registriert seit 13.05.2014 |
2019-10-17 19:02:06 Uhr
Wie der Opener einen erstmal einlullt, und es dann richtig loswalzt.Introduction ist neben Kanau der beste Drone-Track, den Boris bisher aufgenommen haben. Diese Melodie bekomme ich jetzt schon seit 2 Tagen nicht mehr aus dem Kopf. Der Run, den diese Band zwischen 1998 und 2006 hingelegt hat, ist sowieso unglaublich. Ich zähle da insgesamt 12 Veröffentlichungen, die bei mir nicht schlechter als 8/10 wegkommen. Allein Amplifier Worship, Flood, Feedbacker, Dronevil und Pink... von den grandiosen Arbeiten mit Merzbow (Sun Baked Snow Cave), Michio Kurihara (Rainbow) und natürlich Sunn O))) (Altar) ganz zu schweigen. Danach versuchten Takeshi und Co. zwar immer wieder, an diese Zeit anzuknüpfen (Heavy Rocks 2011, Noise, Dear und auch die Neue), aber diese beklemmende, bedrohliche und total vereinnahmende Atmosphäre aus ihrer Glanzzeit bekommen sie einfach nicht mehr gebacken. Das wirkt trotz gutem Sound schlicht zu zahm. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 8150 Registriert seit 23.07.2014 |
2019-10-16 00:44:16 Uhr
Oh ja, richtig gut! Wie der Opener einen erstmal einlullt, und es dann richtig loswalzt. Geiler Sound, fantastische Band. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 8150 Registriert seit 23.07.2014 |
2019-10-15 22:41:30 Uhr
Das gab ja bei der Pink damals ein paar unterschiedliche Versionen mit unterschiedlichen Songlängen (CD, Vinyl und vielleicht noch digital?), ist die Neuauflage da einheitlich ausgefallen? Album ist jedenfalls fantastisch. |
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Referenzen
The Melvins; Foetus; Kaada / Patton; Fantômas; Mr. Bungle; Dog Fashion Disco; Bohren & Der Club Of Gore; Todd; Isis; sunnO))); Helmet; Hella; Liars; The Blood Brothers; The Plot To Blow Up The Eiffel Tower; Neon Blonde; Peeping Tom; Tomahawk; Omar Rodriguez-Lopez; McLusky; Shooting At Unarmed Men
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