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The Raconteurs - Broken boy soldiers

The Raconteurs- Broken boy soldiers

XL / Beggars / Indigo
VÖ: 12.05.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mein neuer Freund

In jedem Unihörsaal gibt es den einen Typen, bei dem alle hoffen, daß sie niemals mit ihm zusammen ein Referat halten müssen. Meistens sitzt er hinten in der Ecke, guckt, als plane er gerade einen Terroranschlag und trägt ein Slipknot-Shirt, beziehungsweise irgendwas anderes mit unvorteilhaft posierenden Menschen drauf. Um seine Erscheinung abzurunden riecht er außerdem, als käme er gerade frisch von einem Slipknot-Konzert oder … daran wollen wir gar nicht denken. Jack White jedenfalls ist das Musikbiz-Äquivalent zu diesem Hörsaal-Typen. Ein Mann, vor dessen Griesgrämigkeit Lou Reed den Hut zieht und der auch mit den Fäusten ganz gut kann, wie man weiß. Seine Teamfähigkeit darf also zumindest in Frage gestellt werden.

Spannen wir da aber niemanden zu sehr auf die Folter: Die Platte seines Allstar-Projekts The Raconteurs, angekündigt als "Detroits 'Nevermind'", hat natürlich trotzdem ziemlich gut hingehauen. Zwar sieht das Gruppenfoto nicht unbedingt nach harmonischen Dreharbeiten aus, aber es könnte ja auch als freundliches Winken in Richtung White-Sparringspartner Jason Stollsteimer gemeint sein. Co-Songwriter Brendan Benson soll jedenfalls unverletzt aus der Sache rausgekommen sein, und von den Rhythmusmusikanten Jack Lawrence und Patrick Keeler (ausgeliehen bei den Greenhornes) hört man auch nur Gutes. Warum es dennoch White war, der die Platte retten mußte? Wie sie klingt und was sonst noch so geht? Sie werden es erfahren. Nur hier, nach der nächsten Leerzeile.

Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Daß sich der Gargenrocker/Bluesman White und 60s-Pop-Melancholiker Benson auf "Broken boy soldiers" kaum in die Quere kommen, dürfte vor allem an den klar abgesteckten Revieren gelegen haben. Wenige der Songs klingen nach echter Teamarbeit, meist läßt sich nicht bloß am Sänger erkennen, wer welches Stück beigetragen hat. Einerseits ist das schade, weil gerade die erste Single "Steady, as she goes" die Trademarks beider Songwriter zu einem solch offensichtlichen, raffiniert geschliffenen Hit verbindet, daß man sich ernsthaft fragen will, wieso ihn jetzt erst jemand geschrieben hat. Andererseits tut es der Dringlichkeit des Albums gut, daß hier nicht lange gefackelt wurde. Kaum ein Song dabei, der nicht klingen würde, als hätte er nur darauf gewartet, endlich jemandem von der Gitarre zu springen.

Wild gestikulierender Classic-Rock, manischer Blues-Wahnsinn, spielerische Orgel-Zockereien und verkrusteter Power-Pop stehen hier also an der gleichen Kasse an - und greifen sich auch schon mal unter die Arme, wenn es denn sein muß. Bensons eher gemächliche Beatles-Gedenkminuten aus "Together" und "Call it a day" werden allein durch Whites unglaubliche Exorzismusübungen im getriebenen, fiebrig gesungenen Titelstück ausgeglichen. Das hoffnungsvoll überdrehte "Store bought bones" trägt von der stotternden Orgel bis zum bleifüßigen Gitarrensolo ebenfalls eher seine Handschrift. Und mit dem schmerzhaft ausgeweideten "Blue veins" endet die Platte schließlich zerlegt und geschlagen, irgendwo in einem ausgetrockneten Seitenarm des Mississippi. Es ist also einzig die Musik, die hier nicht ohne Blessuren davonkommt. Und das ist doch mal ein echter Fortschritt. Auch wenn es am Ende höchstens für http://www.theraconteurs.com/ zum "Nevermind" unter den Bandhomepages gereicht hat.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Steady, as she goes
  • Broken boy soldiers
  • Store bought bones
  • Blue veins

Tracklist

  1. Steady, as she goes
  2. Hands
  3. Broken boy soldier
  4. Intimate secretary
  5. Together
  6. Level
  7. Store bought bones
  8. Yellow sun
  9. Call it a day
  10. Blue veins

Gesamtspielzeit: 33:40 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
humber humbert
2009-02-26 15:46:19 Uhr
Blue Veins ist Gott!
Mars
2009-02-26 13:36:57 Uhr
bester song des albums ist immer noch, auch wenn er aus dem kollektiv rausragt - tataaaa: Blue Veins. was für eine mörderisch gute blues-rock ballade. zeitlos schön und bestimmt auch in 50 jahren noch gerne gehört
lüdgenbrecht
2008-03-25 22:03:54 Uhr
"Steady As She Goes" ist tatsächlich auch nach 2 Jahren immer noch der Kracher, der es schon immer war. Unbedingt laut hören!!

http://www.youtube.com/watch?v=Q7aOWIFgIZQ
timmy
2006-12-15 19:47:06 Uhr
9/10

unter den top10 dieses jahr, eindeutig.
Armin
2006-12-04 18:21:38 Uhr
Moinsen,
anbei das neue Video der Raconteurs. Der Clip zu Broken Boy Soldier wurde von Floria Sigismondi
(Marilyn Manson, The White Stripes) in ihrer typisch düsteren Art gedreht.
Schönes, ähm, dunkles Ding!

http://cissme.com/bgroup/rm/xl/racon/video/GB-141-06-00043_128.ram
http://cissme.com/bgroup/rm/xl/racon/video/GB-141-06-00043_300.ram
http://cissme.com/bgroup/wm/xl/racon/video/GB-141-06-00043_128.asx
http://cissme.com/bgroup/wm/xl/racon/video/GB-141-06-00043_300.asx
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