Jimmy Eat World - Clarity

Capitol / EMI
VÖ: 29.01.2001
Unsere Bewertung: 9/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zauberhafte Klarheit
Was ist eigentlich ein Wunder? Sind es Zeilen wie "A dollar under water keeps on dreaming for me"? Sind es Songs wie "Lucky Denver mint" oder "Goodbye sky harbor"? Sind es Bands wie Jimmy Eat World, die einem den Glauben an aufrichtige Gefühle und raffiniert gestreichelte Gitarren wiedergeben? Verschnörkelte Songs und himmlische Melodien werden zu Streicheleinheiten für geplagte Seelen. Sanft läßt man sich von verträumten Klängen einlullen und steigt in einem wolkenlosen Himmel empor. "So here I am above palm trees so straight and tall / You are smaller, getting smaller / But I still see you."
"Clarity" - ein Album, das jede Herzmassage überflüssig werden läßt. Dinge, für die man selbst kaum Worte findet, kleiden vier Jungs aus Mesa, Arizona in atemberaubende Melodien, bei denen die Töne in den schillerndsten Farben glitzern. Dabei machten sie sich bereits Ende 1998 daran, ihren Rohdiamanten einen Schliff zu verpassen, der jeden Juwelier vor Neid grün anlaufen lassen würde. Mit nur einer Farbe zu malen erschien der Band dabei aber zu wenig. Anstatt sich in einer Schublade wie Emocore wohlzufühlen, warfen sie denn auch einfach den Core hinaus und polsterten die Wände ihres behaglichen Zuhauses mit jeder Menge Melodien und noch viel mehr Gefühl aus. Wer verlernt hat, wie man Worte wie Sehnsucht buchstabiert, darf sich so auf die Nachhilfe durch Songs wie "Just watch the fireworks" und "A Sunday" freuen. "Now as I drive back / There's thirty-six less hours / I have to change the course I send myself."
Von einem schier unglaublichen Gefühl für Harmonie geleitet, streicheln sanfte Worte wie weiche Pinselstriche an unseren Ohren entlang. Ein völlig abwesendes Gespür für Musik hingegen sorgte dafür, daß ein Meisterwerk wie "Clarity" von der europäischen Plattenfirma fast anderthalb Jahre lang zurückgehalten wurde. Wie taub muß man eigentlich sein, um die Brillanz von "Blister" und all den anderen Perlen dieses Albums zu verkennen? "What you ignore is priceless to me", wußte Jim Adkins (Gesang, Gitarre) in "Believe in what you want" bereits zu singen. Wer aber Ohren hat, der höre und sorge dafür, daß diesem Album genau die Ehre zuteil wird, die es durch seine pure Schönheit längst verdient hätte.
Adkins und seine Mitschwelger Rick Burch (Baß), Zach Lind (Schlagzeug) und Tom Linton (Gesang, Gitarre) haben den Fuß in der Tür zur Seele. Jeder einzelne ihrer Songs öffnet den Spalt noch ein bißchen mehr. Unter einem Himmel voller Geigen erklingen die Töne des Glockenspiels wie glückseliges Jauchzen. Sanfte Stimmen fahren wie zärtliche Fingerspitzen den Nacken herunter und hinterlassen wahre Armeen aufgerichteter Härchen. Verloren in watteweichen Träumen macht sich ein Herz bemerkbar, das weiß, daß es nicht alleine schlägt. Hier und jetzt gehört dieses Gefühl dem Hörer ganz alleine. "Not asking of me anything / Saying nothing about what it means / Without anybody telling me what I should feel." Hinter jeder Silbe wartet ein ganzer Wolkenbruch an Verständnis, während die Songs warmen Sonnenstrahlen gleich die Tränen wieder trocknen. Am Ende des Tages geht auch diese Sonne zwar wieder unter. Mit "Clarity" im Ohr aber scheint sie noch ein wenig länger.
Highlights
- Lucky Denver mint
- Blister
- Goodbye sky harbor
Tracklist
- Table for glasses
- Lucky Denver mint
- Your new aesthetic
- Believe in what you want
- A Sunday
- Crush
- 12.23.95
- Ten
- Just watch the fireworks
- For me this is heaven
- Blister
- Clarity
- Goodbye sky harbor
Gesamtspielzeit: 63:58 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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jo Postings: 6828 Registriert seit 13.06.2013 |
2024-11-25 21:41:12 Uhr
"Goodbye Sky Harbor" ist klar zu kurz in den Phoenix Sessions ;).Aber generell fand ich die Produktion der Platte hingegen immer ziemlich toll. |
boneless Postings: 6212 Registriert seit 13.05.2014 |
2024-11-25 19:11:03 Uhr
*wie Bolek und viele andere hier, lese ich gerade. :) |
boneless Postings: 6212 Registriert seit 13.05.2014 |
2024-11-25 19:06:43 Uhr
Ich liebe dieses Platte, versteht mich nicht falsch, aber irgendwie hab ich mich immer an der etwas zu "dünnen" Produktion gestoßen. Da mochte ich Bleed American weit mehr. Jetzt (ja, erst jetzt bin ich darauf gestoßen) hab ich mir allerdings die Clarity: Phoenix Sessions zugelegt und sieh an: genau so wollte ich Clarity schon immer haben. Der Zauber dieser superben Stücke kommt auf diesem Live-Album (Link dazu gabs ja schon weiter oben) mit genau der wohligen Energie rüber, die sie brauchen, um vollends zu zünden. Und natürlich kann man gar nicht anders, als nostalgisch zu werden, wenn man Songs wie Table For Glasses (Gänsehaut ab Minute 3 oder wie sagt es ein Kommentar bei yt: Man I get goosebumps every time the boys go into the double vocal melody outro in Table for Glasses. So f*cking good.), Lucky Denver Mint, For Me This Is Heaven, Believe In What You Want oder das übergroße Goodbye Sky Harbor hört... passt wie Bolek schon so schön schrieb perfekt in die Jahreszeit. |
seno Postings: 3661 Registriert seit 10.06.2013 |
2024-10-16 11:09:37 Uhr
Für mich passt es nicht nur in die Vorweihnachtszeit, sondern auch jetzt schon wunderbar. Höre es gerade und ein wohliger Schauer nach dem anderen überfällt mich.Abgesehen von einigen R.E.M.-Alben verbinde ich wohl mit keinem so viel wie mit diesem hier. |
bolek Postings: 72 Registriert seit 21.09.2019 |
2023-12-11 08:43:37 Uhr
Allein der Start mit "Table for Glasses". Traumhaft zu dieser Jahreszeit. |
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Referenzen
Last Days Of April; Death Cab For Cutie; Sunny Day Real Estate; Jets To Brazil; Ambrose; Sense Field; Elliott; The Get Up Kids; Texas Is The Reason; The Juliana Theory; Gameface; The Promise Ring; Samiam; Couch; Sometree; Pale; New End Original; Onelinedrawing; Far; Doughboys; The Weakerthans; Joshua; Jebediah; Mineral; Donots; Foo Fighters
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