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Botanica - Berlin hi-fi

Botanica- Berlin hi-fi

Rent A Dog / Al!ve
VÖ: 05.05.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Augenränder

Zuhause ist es doch am schönsten. Dachte sich wohl Paul Wallfisch, als er sich von seinen Klezmerpunk-Freunden von Firewater verabschiedete und sich auf sein eigenes botanisches Baby konzentrierte. Oder als er einen stattlichen Teil der Aufnahmen in der Heimat seiner deutschen Vorfahren durchzog. "Recorded in Kreuzberg & Brooklyn" - Welt, was brauchst Du mehr?

Daß "Berlin hi-fi" durch einen weniger schönen Anlaß überschattet wurde, war allerdings weniger geplant. Doch die Nachricht vom Tod eines befreundeten Geigers ließ das Kummerfaß überschwappen. Wer Zeilen wie "Save me now / Tie that rope around my neck and pull me up" mit sich herumschleppt, ist erst mal durch mit Sonnenschein. Sollte sich jemand mit dem Konzept Frustration noch nicht auskennen, wäre ein großer Bogen um "Concrete shoes" angeraten. Denn nach Durchquerung dieses Meers aus Narben, Verzweiflung und Verlorenheit fühlt man sich unweigerlich als Experte für die Schattenseiten des Lebens.

Die streckenweise Brillanz von "Berlin hi-fi" unterstreicht einmal mehr die alte Weisheit, daß großes Leid große Kunst schafft. "Don't even know what I'm supposed to know / Don't understand how to conspire." Gitarren kreiseln abwärts, und vor lauter Kummer spült sich Wallfisch nicht nur in "I desire" mit in die Tiefe. Der Schlafentzug von "Not a bear" zerrt an allem, was sich nicht bei drei im Schrank versteckt hat. "Fame" ringt mit der Illusion eines besseren Lebens. Und das zigeunernde "How" torkelt durch jene Fragen, die sich Bob Dylan vom Wind hat wegblasen lassen. "How many winners does it take to lose?"

"Berlin hi-fi" ist vollgestopft mit solchen existentialistischen Lehrstücken. Schon die eröffnende Dekadenz "Eleganza & wines" klagt "I miss those empty promises." "A freestyle kiss to Hedy Lamarr" klimpert später wie von leidensgewohnter Geisterhand, "Someone else again" windet sich durch krachigen Rock, der gar kein Rock sein will, und "Waking up" will vor allem deshalb aufwachen, weil dieses verkorkste Leben dringend ein Alptraum sein sollte. Kein Wunder, daß da die Schubladen durcheinander geraten. Blues ist Jazz, Folk ist Punk, Oper ist Gothic, Brecht ist Bukowski, Osteuropa ist New York City. Es läßt sich kaum festmachen, wo genau Botanica herkommen. Oder wohin sie unterwegs sind. Aber eines ist sicher: Es ist verdammt dunkel da unten.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Eleganza & wines
  • (And then) Palermo
  • Concrete shoes
  • I desire
  • Fame

Tracklist

  1. Eleganza & wines
  2. (And then) Palermo
  3. Berlin hi-fi
  4. Concrete shoes
  5. I'm lifting
  6. A freestyle kiss to Hedy Lamarr
  7. Someone else again
  8. Waking up
  9. I desire
  10. Fragile
  11. Not a bear
  12. How
  13. Fame
  14. This perfect spot

Gesamtspielzeit: 51:11 min.

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