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Bruce Springsteen - We shall overcome - The Seeger sessions

Bruce Springsteen- We shall overcome - The Seeger sessions

Columbia / Sony BMG
VÖ: 21.04.2006

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Basement Tapes

Man könnte es für Anmaßung halten. Oder für ein arg prätentiöses Unterfangen: Bruce Springsteen eifert Pete Seeger nach. "We shall overcome - The Seeger sessions". Warum eigentlich nicht gleich Bob Dylan oder Hank Williams? Nachdem der nunmehr auch schon reichlich betagte Rock'n'Roller zuletzt mit zurückgenommener Introspektion auf "Devils + dust" doch mal wieder begeistern konnte, kommt jetzt also seine Hippie-Lagerfeuer-Naivitäts-Phase. Kann das gutgehen? Eigentlich nicht.

Man erinnere sich: Seeger gehörte einst zu einem Zirkel von aufmüpfigen Folkmusikern. Er hatte sich Ende der Dreißiger mit Alan Lomax aufgemacht, um mit einer Bandmaschine die Wurzeln amerikanischer Musik aufzuspüren, und freundete sich später mit den legendären Musikern Woody Guthrie und Leadbelly an. Er schrieb "This machine surrounds hate and forces it to surrender" auf sein Banjo und landete für solche aufsässigen Ansichten auf McCarthys schwarzer Liste. Und dann sang er "We shall overcome". Jenes Lied, was noch heute überall dort gesungen wird, wo Menschen Freiheit einfordern. Wo sie genug haben von Unrecht und Unterdrückung. Und leider auch, wo sie einfach nur das Gefühl haben, sich gegen das schlechte Wetter wehren zu müssen.

Genau dieser längst halbtotgenudelte Song war es auch, den Springsteen 1997 für ein Tribute-Album für diesen Pete Seeger aufnahm, von dessen anderweitigem Schaffen er bis dahin kaum etwas wußte. Entsprechend wenig Inspiration staubte ausgerechnet dieser titelgebende Signatursong ab. Doch nachdem Springsteen sich mit einer Wagenladung Seeger-Platten seine Unkenntnis ausgetrieben hatte, ließ er es sich nicht mehr nehmen, einiges wieder gutzumachen.

Die Seeger-Sessions: dreizehn Leute, keine Proben, kein gegenseitiges Abtasten, keine Overdubs. Völlig unbekümmert stürzt sich Springsteens Wohnzimmer voller Instrumentgerümpel auf Zuruf in jene Songs, mit denen Seeger damals das Unrecht dieser Welt anprangerte. Der Schwung und die Tiefe dieser spontan in drei eintägigen Sitzungen heruntergeschrubbten Traditionals - kein einziger Song stammt von Seeger selbst - reißt einen vom allerersten Moment mit. Ungestüm und urig rumpeln Banjo, Violine, Kontrabaß, Waschbrett und Mandoline umeinander. Ein paar leicht angeschäkerte Bläser geben ihren Senf aus dem Nebenzimmer dazu. Und Springsteen reißt mit rauher Kehle und unbändiger Leidenschaft all die alten Überlieferungen an sich.

Alt sind diese Songs fürwahr. Das älteste Lied auf "We shall overcome - The Seeger sessions" kann bis ins Jahr 1549 zurückgeführt werden. Es sind freiheitsgläubige Spirituals und Bekenntnisse von Heimweh, makabre Moritaten und aufrüttelnde Arbeiterhymnen. Country, Bluegrass, Dixieland, Zydeco, Gospel, Folk. Zum Glück verzichtet die Band dabei auf allzu abgelutschte Allgemeingüter wie "If I had a hammer" oder "Where have all the flowers gone?". Springsteen hat eben Spaß am Risiko. Um so beseelter scheppern Ohrwürmer wie "Pay me my money down" oder dunkle Beschwörungen wie "O Mary don't you weep". Um so bewegender klagen "Mrs. McGrath", "Erie canal" und "Eyes on the prize". Und um so lebendiger erklingen die Schicksale von "John Henry" und "Jesse James". Wer wagt, kann verlieren. Aber wer nicht wagt, der hat schon verloren.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Mrs. McGrath
  • O Mary don't weep
  • Erie canal
  • Eyes on the prize
  • Pay me my money down

Tracklist

  1. Old Dan Tucker
  2. Jesse James
  3. Mrs. McGrath
  4. O Mary don't you weep
  5. John Henry
  6. Erie canal
  7. Jacob's ladder
  8. My Oklahoma home
  9. Eyes on the prize
  10. Shenandoah
  11. Pay me my money down
  12. We shall overcome
  13. Froggie went a countin'

Gesamtspielzeit: 60:27 min.

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