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Mystery Jets - Making dens

Mystery Jets- Making dens

679 / Inkubator / Soulfood
VÖ: 28.04.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Portobello Roadster

Prog ist zurück. Überall hört man verdrehte Takte und überfrachtete Harmonien. Man muß sich nicht mal mehr dafür schämen, solchen Kram zu mögen. Komplex is the new drei Akkorde. Da kann es auch mal vorkommen, daß plötzlich weitgehend harmloses Geschrammel von viertelkundigen Experten in die falsche Schublade geschubst wird. Nur weil gerade ein paar seltsame Geräusche aus dem Regal geplumpst sind.

Es ist aber auch wirklich nicht einfach, die Mystery Jets ordentlich abheften zu können. Da tourt die Band mit Durchstartern wie Maximo Park, We Are Scientists und den Arctic Monkeys durch England und klingt nicht ansatzweise nach deren New-Wave-Gedengel. Da will man die Band als jüngste Hoffnung von der Insel verjubeln und muß sich gleich eine Ausrede dafür einfallen lassen, daß Rhythmusgitarrist und Sängerpapa Henry Harrison schon 55 Frühjahre hinter sich hat. Okay, okay. Da darf man dann auch mal von King Crimson faseln, ohne standrechtlich erschossen werden zu müssen. Ausgelacht gehört das trotzdem.

Denn was die Briten von der Insel Eel Pie mitten in der Londoner Themse auf "Making dens" abliefern, ist bei allem Getümmel doch eher recht altmodisches Schrammeln in der gleichen Tradition, auf die auch die Rotznasen von The Coral seit einiger Zeit tropfen. Schon das beherzt flackernde "You can't fool me Dennis" wirft mit einer schwelgerischen Ohrwurmmelodie um sich, die man sich wohl nur ausdenken kann, wenn man mit Muttermilch und Lager aufgezogen wurde. Ein wenig tingelndes Klavier, ein paar zirpende Gitarrenobertöne und ein Schwung Hooligans, die für ihren Chorgesang auch mal etwas anderes als "Three lions" und "Ten German bombers" geübt haben.

Es riecht nach Patchouli und anderen Souvenirs aus den alten Kolonien. Die Wandteppiche sind genauso zerfranst wie dieses Album, das so aufdringlich im Hintergrund dudelt. Auf der Fensterbank steht eine Knetgummi-Figur von Freddy Mercury andächtig neben Winston Churchill, und um die Ecke knurrt der Baß von "Zoo time" los. Ein kleines Mädchen namens Agnes weiß gerade nicht so recht, welches Geschlecht es denn nun haben will.

Die Mystery Jets hüpfen unruhig hin und her und müssen verteufelt aufpassen, daß sie ihr ganzes Durcheinander nicht dabei anstoßen und über den Haufen kippen. Pünktlich zum Refrain wird's auf "Making dens" dann immer noch ein kuscheliges Stückchen enger im Arrangement. Da zwirbelt die Band gerade ein paar handverlesene Zickigkeiten los. Und muß sich die paar Takte dafür auch noch mit den Herren Emphase und Pathos teilen, weil die sich gerade mit den Damen Überschwang und Verspieltheit verabredet haben. Da lalalat und schubidut es natürlich schon mal verschmitzt. Ein seltsam aufgeräumter Sauhaufen.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • You can't fool me Dennis
  • Purple prose
  • Zoo time
  • Diamond in the dark
  • Alas Agnes

Tracklist

  1. Introduction
  2. You can't fool me Dennis
  3. Purple prose
  4. Soluble in air
  5. The boy who ran away
  6. Summertime den
  7. Horse drawn cart
  8. Zoo time
  9. Little bag of hair
  10. Diamond in the dark
  11. Alas Agnes
  12. Making dens

Gesamtspielzeit: 44:36 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Vivi
2006-05-30 23:15:44 Uhr
Also ich find sie super :)
LostInACity
2006-05-04 18:00:50 Uhr
Zu britisch für mich..pfui.
Sidekick
2006-05-03 23:29:00 Uhr
Naja, viel mit den momentan so erfolgreichen britischen Bands haben sie nicht zu tun.
Pitty
2006-04-22 10:24:43 Uhr
Hab mir das album nun schon paar mal angehört, aber irgendwie ist der knoten nicht geplatzt. die textzeile "you can't fool me dennis" find ich sowas von bescheuert, da werd ich aggressiv. und der rest nervt mich auch. ich frage mich, warum mir die mystery jets nicht gefallen, wo ich doch sonst mit den meisten neueren britischen bands keine probleme habe. komisch...
Armin
2006-04-21 23:33:21 Uhr
MYSTERY JETS - Making Dens
CD, VÖ 28.04.2006
Eel Pie Island befindet sich im Süden Englands, in der Nähe von Twickenham mitten in der Themse. Ziemlich verschlafen und nicht gerade das kulturelle Zentrum Englands, sollte man denken. Aber es ist der perfekte Ort, um sich zurückzuziehen und ein Album aufzunehmen, das Making Dens heißt, was auf deutsch soviel bedeutet wie "Höhle bauen". Die MYSTERY JETS kommen von hier, einem magischen Ort, der, fern der Hektik der Großstadt, von Schiffbauern und Künstlertypen bewohnt wird.

Kein Wunder eigentlich, dass gerade von hier aus seltsame Ideen und Bands ihren Lauf nehmen. Wie zum Beispiel MYSTERY JETS.

Wenn MYSTERY JETS auf die Bühne gehen - und das tun sie manchmal mit Bloc Party und British Sea Power -, dann nehmen sie meist eine ganze Menge Zeugs mit, das man selten auf Bühnen zu sehen bekommt: Radkappen, Töpfe und Pfannen, alte Verpackungen, alles was irgendwie Geräusche macht. Schließlich gibt es neben dem Drumset auch noch andere Dinge, auf denen man Rhythmen zustande bringen kann. Da klingelt und klappert es an allen Ecken und Kanten, eingebettet in eihgentümliche aber griffige Song-Epen, deren Melodien genauso interessant sind, wie die Songstrukturen komplex: voller Winkel, Hintertüren und Widerhaken, die sich nach mehrmaligem Hören ins Ohr und ins Herz bohren.

Making Dens, das erste Album der MYSTERY JETS, überrascht jedenfalls von Strophe zu Refrain zu Bridge zu Improvisation. Außerdem fallen auf: die mehrstimmigen Gesangssätze, vielleicht nicht ganz so hyperaktiv wie bei den Labelkollegen Futureheads, aber mindestens ebenso überraschend. Auf jeden Fall sollte man sich Making Dens gut anhören, denn das Album könnte durchaus den nächsten Standard für den derzeitigen UK-Gitarrenpop setzen.
Über den Bandnamen philosophiert Henry: "Ich habe mal gegenüber vom Richmond Rugby Ground gelebt," erklärt er. "Dort gab es viele tief fliegende Flugzeuge, und die Zeitungen nannten sie "Misery Jets". Wir dachten, das klänge etwas sehr miserabel und nannten uns MYSTERY JETS."

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