The Television Personalities - My dark places

Domino / Rough Trade
VÖ: 24.02.2006
Unsere Bewertung: 2/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Schattenparker
Früher fuhren die Television Personalities mit schon von vornherein eher defekten Postpunkpröbchen einen gewissen Ruhm ein. Bands wie The Jesus And Mary Chain, Pavement und sogar Nirvana verehrten daher die Briten in Theorie und Praxis, und der große John Peel spendierte selbstverständlich gerne mal Nummern wie "14th floor", "Part-time punks", "Back to Vietnam" oder dem bezeichnenden "I know where Syd Barrett lives" ein paar Umdrehungen. Das ist verdammt lange her.
In der Zwischenzeit hat Dick Treacy allerdings anscheinend einen Lehrgang im konsequenten Abwracken belegt. Den absolvierte er derart erfolgreich, daß er ihm durch Narkotikaverkostung und kleinkriminelle Exkurse sogar eine feste Stelle auf einem Knastboot irgendwo in Dorset einbrachte. In Zeiten von Pete Doherty hat eine solche Karriere aber statt des völligen Abstiegs einen Plattenvertrag bei Domino und die Rückkehr des alten Weggefährten Ed Ball zur Folge. Um mit einem Album namens "My dark places" aus erster Hand von ganz unten zu berichten.
In dieser Hinsicht ist die Rückkehr der Television Personalities durchaus als jener grandiose Erfolg zu sehen, zu dem ihn übertrieben viele Indieschreiber derzeit hochstilisieren. Denn dermaßen kaputtes Geschepper bekommt man nicht mal bei Guerilla-Gigs der Babyshambles vorgesetzt. "I'm not your typical boy" läßt einen stumpfen Drumcomputer ins Leere ballern, während "They'll have to catch us first" hilflos versucht, Mike Skinner zu sein. "Velvet Underground" ramponiert deren Ruf durch zitternde Zitate alter Klassiker. "Put that on the b-side", nölt Treacy zwischendurch. Einspruch: nicht mal dahin, bitte. "I get sick again", keucht er anderswo über zerschossene Geigen und eine auf dem letzten Loch pfeifende Harmonika. Man geht freiwillig in Deckung, um nicht die nächste Ladung Magensäfte abzubekommen.
Überhaupt ist Flucht eine gute Taktik, um auf torkelndes Gestümper wie "Ex-girlfriend club" in Sicherheit zu reagieren. Kaum ein Klangfetzen findet Zusammenhalt im Rest der dürftigen Songs. Hochzeitsmärsche, Feedbackgetrümmer, windschiefe Zwitscherchöre, reißende Saiten. Lediglich die gegen Ende auch mal anfallenden Träumereien wie das hübsche "She can stop traffic", "No more I hate yous" oder "I hope your happy now" schaffen es knapp über die Hörbarkeitsgrenze. Ansonsten klingt die Band wie pflichtschuldig bis unter den Rand zugecrackte Garagenpunks oder eine Karaokesession nach dem zweiundvierzigsten Lager. Oder aber wie das zeitgleiche Abspielen sämtlicher abgelehnter Demotapes aus den Jahren 1977 bis - sagen wir mal - 1986, die kein Mensch jemals veröffentlichen wollte (und würde). Insofern beweist "My dark places" tatsächlich, warum die Television Personalities als eine der einflußreichsten Indiebands aller Zeiten gelten.
Highlights
- She can stop traffic
Tracklist
- Special chair
- All the young children on crack
- Sick again
- Ex-girlfriend club
- Dream the sweetest dreams
- Velvet Underground
- My dark places
- I'm not your typical boy
- You kept me waiting too long
- They'll have to catch us first
- She can stop traffic
- Tell me about it
- Knock ist all down
- I hope you're happy now
- No more I hate yous
- There 's no beautiful way to say goodbye
Gesamtspielzeit: 53:22 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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dogs on tape Postings: 189 Registriert seit 14.06.2013 |
2017-11-16 15:49:46 Uhr
Die nächste frevelhafte 2/10 auf PT ist möglich. Verschollenes TVPs Album wird 2018 auf fire records veröffentlicht. Aufgenommen 1990 als Duo auf einem vierspurigen Kassettenrekorder. |
salarias01 |
2014-08-18 22:03:46 Uhr
meine immernoch liebste band !!! |
karl-heinz |
2007-03-07 08:29:50 Uhr
They Could Have Been Bigger Than The Beatles! |
karl-heinz |
2007-03-06 21:18:57 Uhr
Are We Nearly There Yet, Oliver Thing? |
Oliver Ding |
2006-10-20 17:41:16 Uhr
Es mag ja Leute geben, die mit diesem stümperhaften Geschraddel und windschiefen Gejaule etwas anfangen können. Ich nicht. |
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Referenzen
The Velvet Underground; Syd Barrett; Jad Fair; Half Japanese; The Fall; Clinic; Babyshambles; The Libertines; The Moldy Peaches; Daniel Johnston; Graham Coxon; John Frusciante; Lou Reed; John Cale; The Duke Spirit; The Jesus And Mary Chain; The Wedding Present; Swell Maps; Nikki Sudden; Joy Division; Black Rebel Motorcycle Club; The Church; The Pastels; Heavenly; Talulah Gosh; Sportsguitar; The Go-Betweens; Cleaners From Venus; XTC; Hefner; Pavement; Stephen Malkmus; Guided By Voices; Wire; Chumbawamba; The Streets; Occident
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- The Television Personalities - My dark places (15 Beiträge / Letzter am 16.11.2017 - 15:49 Uhr)