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Silbermond - Laut gedacht

Silbermond- Laut gedacht

Columbia / Sony BMG
VÖ: 21.04.2006

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Gedanken verloren

Sie sind ein Kapitel für sich, die süßen Rockröhren mit den kleinen Lümmels an den Instrumenten. Hip, auch ohne Hop. Und verkaufsträchtig, als gäbe es keine illegalen Tauschbörsen. Man wagt es kaum auszusprechen, aber man muß die just aus den Kinderschuhen entwachsenen Erfolgsquadrierer in ihren eigenen Sud der Verantwortung stellen. Und dies in einer Zeit, in der Verantwortung nichts als Verdruß bedeutet. Feuchte Träume und Ganzkörperposter in den einschlägigen Fachzeitschriften. Herabsetzung des musikalischen Horizonts der in der Sozialisierung steckenden Mittelstufler. Und die überaus gefährliche Konfetti-Radio-Stimmung im gesamten Bundesraum. Was waren das noch für Zeiten, als man mit den Toten Hosen auf die Straßen geschickt wurde?

Ganz vorne auf der Liste steht die Sachsenformation Silbermond. Nichts gegen Sachsen. Und schon gar nichts gegen Bautzen. Unser Chefredakteur sagte es bereits anläßlich von "Verschwende Deine Zeit". Doch was soll man berichten, wenn ein weiterer Verkaufsschlager des vielleicht schönsten Bundeslandes den "Michel" zersägt. Oder sollte man dann vielleicht sogar soweit gehen und "Armes Deutschland" ausrufen? Angela Merkel wüßte sich vor Problemen nicht zu helfen. Doch sind wir ehrlich: Es geht hier nur um Musik. Es soll sich in dieser kurzen Abhandlung nicht um jene drehen, die Goethe als "die Musik" bezeichnet, "der kein Verstand beikommen kann". Es geht vielmehr um die triviale Form der Emotionsbeflügelung. Wenn man das so sagen darf. Und jetzt genug schwadroniert. Auf in den Kampf.

"Laut gedacht", das zweite Werk von Silbermond, fügt sich ohrenscheinlich in die Furche ein, die mit "Verschwende deine Zeit" gebrandmarkt wurde. Glatter Poprock, mit Naßrasur an sämtlichen Körperstellen. Das Schema der Songs ist einfach gestrickt und versucht auch gar nicht auszubrechen. Diesmal spart man sich die ganz peinlichen Pop-Punk-Nummern und rührt ein bißchen mehr Stadionbombast unter den Brei. Der Produktion von Ingo Politz und Bernd Wendlandt, die auch schon das Debüt betreut und aufgezeichnet haben, steht dies gut zu Gesicht und wirkt keinesfalls fehl am Platz. Das Songwriting ist ebenfalls nicht das Salz in der Wunde. Silbermond würden damit zwar noch immer keinen goldenen Blumentopf gewinnen, doch ist ein Reifeprozeß tatsächlich nachvollziehbar.

Tränen der Empörung treiben die Texte in die Augen. Die sind, man muß es einfach sagen, unterirdisch. Zugegeben, die Meßlatte für deutsche Liedtexte liegt im Regelfall ziemlich hoch. Schließlich legen die ja nicht Rammstein und Witt dorthin. Da ist es schwer, für ein junges Mädchen, wie Stefanie Kloß eines ist, ans Türschild zu klopfen. Aber ein zweites Mal hätte sie ruhig noch einmal durchlesen können, was sie da so verzapft hat. "Laut gedacht" recht und schön, aber nicht alle Gedanken sind auch das Aussprechen wert. Bis zum grausigen "Schick love" muß man gar nicht warten: Denn schon die erste gesungene Zeile des Tonträgers aus "Meer sein" ist ein berüchtigter Schüttelreim: "Du willst was sagen / Doch es ist vergeblich / Weil keiner zuhört / Und auch keiner versteht dich." Um prophetisch sein zu wollen, reicht der Wortwitz nicht aus. Da müßte man schon gegen einen Baum laufen.

Doch lassen wir fünfzehn mal gerade sein und gestehen Silbermond einen wirkliches Qualitätssiegel zu. Dieses verdient sich wieder eine Ballade. Eine Ballade pro Album quasi. Da hat man Zeit zum Durchatmen und Hoffen. Nach "Symphonie" nun also "Unendlich". Eine verblüffend gute, statisch aufgeladene Hymne. Eine Auskopplung, die nicht nur dadurch Respekt abverlangt, daß sie sogar in der Single-Version noch über sechs Minuten dauert. Daß Stefanie wenigstens singen kann, beweist sie hier nachdrücklich. Was sonst hätte man zur ersten Singleauskopplung machen sollen? Schließlich ist das Schema ja vorgegeben. Wäre doch gelacht. Und mal laut gedacht: "Das Beste" wird eine weitere Single. Gleich nach "Das Ende vom Kreis". Und immer so weiter. Wir kippen jetzt einen Kasten Schweppes, damit unserem Gesicht wenigstens ein klein wenig Überraschung anzusehen ist. Ob's hilft?

(Christian Preußer)

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Highlights

  • Unendlich

Tracklist

  1. Meer sein
  2. Wenn die anderen
  3. Das Ende vom Kreis
  4. Zu weit
  5. Unendlich
  6. In Zeiten wie diesen
  7. Das Beste
  8. Unerkannt
  9. Schick love
  10. So wie jetzt
  11. Endlich
  12. Lebenszeichen
  13. Nein danke
  14. Kartenhaus
  15. Ich wünsch dir was

Gesamtspielzeit: 67:06 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Biti
2007-06-04 11:48:05 Uhr
ich sag nur eins: Silbermond ist geil!!!
Dan
2007-04-27 16:20:51 Uhr

was? :D
haha
2007-04-26 20:20:32 Uhr
doch ;)
die_muetze
2007-04-26 20:18:34 Uhr
Wie in echt doch kein Heulklopps ?
Dan
2007-04-26 19:38:57 Uhr

tja, heute die Band zufällig getroffen bei ihrer Autogrammstunde in Wien - sehr nette Jungs, Stef sieht in echt auch sehr sehr gut aus ;)
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