Adem - Love and other planets

Domino / Rough Trade
VÖ: 21.04.2006
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Extraterrestrisch
Der Abstand zwischen zwei Orten, der leere Raum, den es zu überbrücken gilt, das Dazwischen: Adem hat bereits mit seinem Debüt "Homesongs" gezeigt, daß er ein Mann ist, der Räume erkundet, der Räume füllt. Wenn er sich auf "Love and other planets" den Raum zum Thema nimmt, so ist dies nur konsequent. Es ist Ausdruck eines melancholischen Strebens: Das nicht Beachtete soll sichtbar gemacht werden, der Zwischenraum soll ein Eigenrecht beanspruchen können, sich ausdehnen dürfen, Weite zeigen.
Adem Ihlan ist ohne Zweifel genau der richtige Mann, um eine solche Ortsbegehung vorzunehmen. Seine Musik ist räumlich: Sie spielt mit den Entfernungen zwischen den Instrumenten, sie läßt Leerstellen, in denen die Töne verklingen dürfen, fast verschwinden können. Adem schafft Raum zum Nachdenken. Kaum eine Musik könnte unaufdringlicher sein als seine entspannten Klangcollagen, seine kauzigen Folk-Abenteuer. Der Mann hat die Ruhe, er hat die Ideen. Die Unendlichkeit und der Weltraum, das Verbindende und das Trennende, die Entfernung und die Nähe: Das Aufzeigen von Verknüpfungen, die Überbrückung von Entfernung durch Entfernen. Philosophisch kommt Adem daher, doch er verpackt es in so kleine Songs, daß die Berührungsängste schwinden, daß man sich wiegen möchte. In der Sicherheit seines Gitarrenspiels, in der Begleitung seines Glockenspiels. Ein Klingeln, ein Bimmeln, ein Knarzen: Diese Musik ist so organisch, daß es weh tut. Sie spannt den Körper: sie schafft ihre ganz eigene Intimität.
Getragen und gestelzt kann man das nennen, doch in Songs wie dem wunderschönen "These lights are meaningful" geht alles im Einen auf, hebt der Song sich über sich selbbst hinweg - und nimmt den Hörer gleich mit. Kritik wird hier unmöglich, da man befangen ist, da das Gehör sich sehnt und mehr will. Anders als auf "Homesongs" gelingt es Adem auf seinem Zweitwerk allerdings nicht, diese Spannung über die ganze Länge des Albums zu transportieren. Die Leere zwischen den Songs dehnt sich gelegentlich zu weit, das verbindende Thema reicht nicht, die Songs zu verketten. Es gibt nicht mehr den Anstieg auf der Albumebene, den zentralen Song, von dem aus sich die übrigen Kompositionen erschließen.
"Love and other planets" ist mit seinen zwölf Songs und 45 Minuten zu lang geraten. Das Konzept erschöpft sich, gerade weil man sich so sicher fühlt, daß es in die Unendlichkeit verlängert werden dürfte. Die Musik ist entspannt und routiniert, aber gelegentlich zu selbstgefällig. Das Wissen um die Schönheit macht die Erkundung des Raums zu einer Präsentation von Highlights, die das Gefühl hinterläßt, daß auch der konzentrierte Blick noch nicht alles offenbart. Adem sollte sich stärker abseits der Pfade bewegen, um nicht nur in den Texten, sondern auch in der Musik mehr zu überraschen.
Highlights
- X is for kisses
- These lights are meaningful
Tracklist
- Warning call
- Somithing going to come
- X is for kisses
- Launch and other planets
- Crashlander
- Sea of tranquility
- You and moon
- Last transmission from the lost mission
- These lights are meaningful
- Spirals
- Human beings gather' round
Gesamtspielzeit: 45:17 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin |
2006-11-10 16:29:21 Uhr
Endlich kommt der britische Singer-Songwriter *ADEM* auf Tour:04.12.2006 - Lido (Berlin) 05.12.2006 - Uebel&Gefährlich (Hamburg) 06.12.2006 - Kulturbunker (Köln) 07.12.2006 - Kamp (Bielefeld) 12.12.2006 - Rocker 33 (Stuttgart) 13.12.2006 - Karlstorbahnhof (Heidelberg) Da gibt es dann Songs zu hören, wie die wunderschöne Single "Launch Yourself". Für einen ersten visuell-akustischen Eindruck schau doch einfach mal hier rein: Video MySpace Homepage |
Armin |
2006-10-30 19:23:35 Uhr
ADEM (Domino) aktuelles Album:Love and other Planets präsentiert von :Spex und Intro http://adem.tv 04.12.Berlin-Lido* 05.12.Hamburg-Übel & Gefaehrlich* 06.12.Köln-Kulturbunker* 07.12.Bielefeld-Kamp* 08.12.NL-Den Bosch-W2* 09.12.NL-Nijmwegen-Merleyn* 10.12.NL-Haarlem-Patronaat* 12.12.Stuttgart-Rocker 33* 13.12.Heidelberg-Karlstorbahnhof* *= support :Tom Brosseau ( fat cat) |
röz |
2006-09-05 18:07:34 Uhr
stimmt. hab ich inzwischen auch gelesen. bin aber noch nicht so weit, die rezension zu kritisieren.vielleicht nicht wirklich eine überraschungstüte. geht aber für mich als album im moment noch auf. oder nicht? 6/10 ist jedenfalls zu wenig. |
Oliver Ding |
2006-09-05 17:48:04 Uhr
Im Forum nicht, als Rezension schon. |
röz |
2006-09-05 14:29:39 Uhr
wurde hier meines wissens noch nicht behandelt.lohnt sich aber. wunderschön, auch wenn die stimme an coldplay erinnert... |
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Referenzen
Fridge; Four Tet; Piano Magic; Nick Drake; John Martyn; Tim Hardin; Tim Buckley; Joni Mitchell; Tom Waits; Ben Folds; Beck; Badly Drawn Boy; Alfie; Belle & Sebastian; Elvis Costello; Gomez; The Beta Band; David Kitt; Maximilian Hecker; Spruce; Finn.; Kristofer Åström & Hidden Truck; Coldplay
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