Queensrÿche - Operation: mindcrime II
Rhino / Warner
VÖ: 31.03.2006
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Hirngespinst
"Sequel (dt. 'Folge') ist ein (...) Begriff für eine echte Fortsetzung – oder aber auch nur für den Nachfolger einer Geschichte. (...) Häufig als Beispiel eines kreativarmen und nur auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Studiosystems abgetan." So beschreibt es Wikipedia. Und umreißt gleich das Dilemma, vor dem jeder steht, der versucht, sich mit "Operation: mindcrime II" zu beschäftigen. Denn auf der einen Seite haben wir es hier mit dem Versuch zu tun, endlich die kreative Blockade nach dem Weggang von Chris DeGarmo zu überwinden, auf der anderen Seite suchen Queensrÿche bewußt den Vergleich mit einem der großartigsten Konzeptalben des Genres. Nun, sie haben es nicht anders gewollt.
Zunächst befällt den Hörer jedoch blankes Erschüttern: Nach einem Streicherintro, dem man die synthetische Herkunft an jeder Note anmerken kann, fällt ein schrammeliger, viel zu mittenlastiger Sound auf. Kein Vergleich mehr mit dem kristallklaren Klang, der dem Vorgänger vor 18 Jahren vergönnt war. Doch hier handelt es sich nicht um eine Sammlung von Demos und Outtakes, sondern um eine ernstgemeinte Produktion aus dem Jahr 2006. Wenn Plattentests.de ein Magazin für Audiophile wäre, würde an dieser Stelle der Verriß starten. Ist es aber nicht, also weiter im Text.
"REVENGE!", schreit es dem Leser des Booklets entgegen. Und Rache ist das zentrale Thema von "Operation: mindcrime II", das nach der Entlassung des Protagonisten Nikki aus dem Knast beginnt. Rache für ein verpfuschtes Leben, Rache für den Mord an seiner geliebten Mary, Rache am verhaßten "Dr. X", der für all dies verantwortlich war. So findet die Story letztlich ihren Höhepunkt in "The chase", gewürzt mit einem genialen Sängerduell zwischen Geoff Tate und Ronnie James Dio sowie in "Murderer?". Ja, das Fragezeichen ist zu Recht gesetzt. Ist alles am Ende ein Hirngespinst gewesen?
Jedenfalls ist "Operation: mindcrime II" so ambivalent wie sein Protagonist. Das beginnt mit der Qualität der Songs. Gut, besser als die letzten Resultate der Herren, namentlich "Tribe" und "Q2k" ist das Album allemal. Die Spannung ist wieder da, man kann die Spielfreude förmlich greifen. Doch wieder einmal mehr wird deutlich, daß Chris DeGarmo nicht nur ein herausragender Gitarrist ist, sondern letztlich derjenige war, der aus einem herkömmlichen Queensrÿche-Song stets einen Hit bastelte. Einzig "The hands" kann ansatzweise mit Klassikern wie "Breaking the silence" oder "Suite sister Mary" mithalten. Insofern ist der Vergleich mit "Operation: mindcrime" wie befürchtet gescheitert. Blendet man jedoch für eine Weile den Albumtitel aus, bleibt die Erkenntnis, daß hier sämtliche Alben nach "Empire" in den Schatten gestellt werden. Nur warum zum Henker mußte man dafür ein Spiel starten, das man nicht gewinnen konnte?
Highlights
- I'm American
- The hands
- The chase
Tracklist
- Freiheit Ouvertüre
- Convict
- I'm American
- One foot in hell
- Hostage
- The hands
- Speed of light
- Signs say go
- Re-arrange you
- The chase
- Murderer?
- Circles
- If I could change it all
- An intentional confrontation
- A junkie's blues
- Fear city slide
- All the promises
Gesamtspielzeit: 59:00 min.
Referenzen
Dream Theater; Everon; Threshold; Porcupine Tree; Enchant; Onesidezero; Dredg; A Perfect Circle; Tool; Boy Hits Car; Cave In; Chevelle; Failure; Marillion; Rush; Transatlantic; The Flower Kings; Jadis; Ayreon; Savatage; Symphony X; Dead Soul Tribe; Pain Of Salvation; King's X; The Jelly Jam; Liquid Tension Experiment; Led Zeppelin; The Tea Party; 30 Seconds To Mars; Coheed And Cambria
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