Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Oomph! - GlaubeLiebeTod

Oomph!- GlaubeLiebeTod

GUN / Sony BMG
VÖ: 24.03.2006

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Kreuzdämlich

Als ruchbar wurde, daß Oomph! tatsächlich von der Branchenselbstbeklatschung Echo ausgeladen wurden, dachte man zunächst an erfreuliche Einsichten. Fleischwürste müssen draußen bleiben. Doch dann machte die langweilige Wahrheit die Runde: Man heuchelte lediglich ein wenig Anstoß an der neuen Single "Gott ist ein Popstar", dieser im gleich mehrfachen Wortsinn kreuzdämlichen Karikatur auf das Vaterunser und anderes religiöses Geplapper. Amen. Doch kaum stellt sich die Frage, wie plump man in Zeiten islamistischer Hysterie eigentlich noch provozieren kann, gibt die Tracklist von "GlaubeLiebeTod" eine Antwort nach der anderen: "Du willst es doch auch", "Die Schlinge", "Ich will Deine Seele", "Tanz in den Tod". Beten, ficken, abkratzen - gerne auch gleichzeitig. Tolle Themen. Da fehlen ja eigentlich nur noch Kannibalismus, Nekrophilie und Kinderschändung.

Trotzdem ist die versammelte Plumpheit erneut derart effektiv, daß sich das an zweiter Stelle in der Dankesliste aufgeführte Steuerberatungsbüro (!) wieder ordentlich den Kopf über Abschreibungsmöglichkeiten zerbrechen dürfte. Apropos Abschreibung: Den Gedanken, daß Oomph! noch mal für Aufsehen in musikalischer Hinsicht sorgen werden, kann man wohl endgültig ad acta legen. Dabei war diese Kreuzung von Gothic Rock und Elektronik mit handlichen Dosen aus Metal und Industrial Mitte der Neunziger tatsächlich noch einigermaßen innovativ. Doch spätestens seit dem Eckstein-Schlager "Augen auf" und der zugehörigen Albumfrechheit "Wahrheit oder Pflicht" haben sich die Wolfsburger der Lustbefriedigung der Generation RTL 2 verschrieben; jener mit Big Brother aufgewachsenen Zielgruppe, die auch schon mal für Staus auf der Gegenfahrbahn sorgt, um den schicken Unfall mit Todesfolge da drüben ausgiebig betrachten zu können.

Der hörbar schweineteure Weichzeichner auf "GlaubeLiebeTod" überdeckt die inhaltliche Mittellosigkeit allerdings verteufelt effektiv. Dem großen Effekt zuliebe ertrinken die Songs in einer klebrigen Gothic-Pop-Soße, auf die immerhin die verblichenen Nu Pagadi mächtig neidisch wären. Dadurch fällt kaum auf, daß die Songs mitunter einiges drauf haben. Bill Kaulitz' Frisureninspirateur Dero schmachtet derweil in kernigen Schmonzetten wie "Zuviel Liebe kann dich töten" am Mikrophon herum wie sonst nur ein Ville Valo im Endstadium. "Dreh dich nicht um" und "Tanz in den Tod" recyceln deswegen schon mal pflichtbewußt das staubige "Join me"-Klavier, und durch das Fegefeuer-Gekrächze "Menschsein" geistern Rammsteins "Engel". Auch anderswo wird gemopst: Der einzig anspruchsvolle Text, der zu "Eine Frau spricht im Schlaf" nämlich, stammt vom ollen Erich Kästner. Warum "Die Schlinge" ursprünglich mal "Spiel mir das Lied vom Tod" hieß, erklärt spätestens die Charles-Bronson-Gedächtnis-Mundharmonika. Und in "Mein Schatz" gibt Dero erwartungsgemäß den Gollum: einen schmierigen Giftzwerg, dem man sein Lieblingsspielzeug geklaut hat.

Oomph! treten unterdessen die Bassdrum, bis sie glüht. Dazu braten sie ein paar Gitarren, kochen eine Portion Synthesizer auf, weiden dazu die letzten noch nicht geflüchteten Ohrwürmer genüßlich aus und garnieren alles mit Textzeilen from hell. "Jetzt gib mir den Inhalt für / Das Loch in meiner Brust." Autsch. "Bedenke, daß Du sterblich bist / Und daß Dein Fleisch aus Asche ist." Guten Appetit. "Der dunkle Fluch hat sich vererbt / In Deine Gene eingekerbt." Hui-Buh! "Ich werde Dich noch einmal lieben / Dann bring ich Dich zum Fluß." Blubb.

Fieserweise läßt sich Lebensmüdigkeiten wie "Das letzte Streichholz" nicht mal unterstellen, daß sie übles Getue wären. Bei aller Klischeetriefigkeit haben Oomph! allen artverwandten Neue-Deutsche-Härte-Kollegen nämlich weiterhin eine erstaunliche Melodie-Treffsicherheit voraus. Aus den limitierten Möglichkeiten des Genres macht der infernalistische Dreier wenn schon nicht das Bestmögliche, dann doch zumindest das Eingängigste. Trotzdem mundet die dreiste Konstruiertheit von Provokation und Popappeal wie ein ziemlich eitriges Volksmagengeschwür. "GlaubeLiebeTod" entpuppt sich als kultureller Möchtegernterrorismus. Denn dank des ohrenfreundlichen Airplayverzichts dürfen sich Oomph! jetzt auch noch als Zensur-Märtyrer inszenieren. Wir warten inzwischen darauf, daß sich militante Fundamentalisten mit um den Körper gebundenen Oomph!-CDs öffentlich von Ulrich Meyer interviewen lassen. Der Kampf der Kulturen geht weiter.

(Oliver Ding)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Das letzte Streichholz

Tracklist

  1. Gott ist ein Popstar
  2. Das letzte Steichholz
  3. Träumst du
  4. Die Schlinge
  5. Du willst es doch auch
  6. Eine Frau spricht im Schlaf
  7. Mein Schatz
  8. Dreh dich nicht um
  9. Land im Sicht
  10. Tanz in den Tod
  11. Ich will deine Seele
  12. Zuviel Liebe kann dich töten
  13. Wenn du mich läßt
  14. Menschsein

Gesamtspielzeit: 52:05 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Obrac
2009-04-23 20:31:52 Uhr
Früher, als alles besser war, waren solche Beiträge noch echt.
Jasmin Scherer
2009-04-23 20:24:46 Uhr
Ich finde jeder darf seine meinung sagen die einen stehn auf Tokio Hotel die anderen stehen auf Unheilig oder Silbermond, ich finde Oomph! auf jeden fall cool, ich finde auch sänger oder Bänds gut so wie Oomph!deren Texte einen sinn ergeben, Oomph! Fans wissen was ich meine!!!!! Oomph! ich finde euch auf jeden fall Geilll!!!!!!!!!
Armin
2007-08-01 20:06:38 Uhr
OOMPH! „Rohstoff“ DVD direkt von 0 auf Platz 1 in die deutschen Musik- DVD Charts!



OOMPH! entern mit der ersten DVD ihrer Bandgeschichte gleich in der ersten Woche Platz 1 der deutschen Musik-DVD-Charts und die TOP 40 der aktuellen Albumcharts. Dieser „Rohstoff“ hat es aber auch in sich! Der Silberling besitzt mit rund 4 ½ Stunden eine Spielzeit, die das technisch Machbare bis zum Anschlag ausnutzt und reichlich „value for money“ bietet. So enthält die DVD 15 Videoclips (9 davon sogar mit Making-Of-Dokumentationen) sowie bemerkenswerte Interviews mit Dero, Crap und Flux. Den Kern bildet ein in der Berliner Columbiahalle aufwändig im 16:9-Format gefilmter Mitschnitt von der spektakulären „GlaubeLiebeTod“-Tour. Die Setlist umfasst mit 100 Minuten etliche Songs, die mit Hits wie „Gekreuzigt“, „Fieber“, „Supernova“, „Das weisse Licht“, „Augen auf!“, „Brennende Liebe“, „Gott ist ein Popstar“ oder „Träumst Du“ die lange Bandgeschichte Revue passieren lassen. Live wächst das Trio zum Quintett und hat mit Dero einen charismatischen Frontmann in seinen Reihen, der in einer Zwangsjacke wie ein Irrer über die Bühne tobt – ein Spektakel der besonderen Art!



Wer nach den fesselnden Bildern der „Rohstoff“ DVD Lust bekommen hat, OOMPH! live zu sehen, kann das dieses Jahr noch bei folgenden Festivals tun:





10.08. Balve - Rock am Schloss Open Air
11.08. Hamburg - Rockspektakel
18.08. Dinkelsbühl - Summer Breeze Open Air
25.08. Rostock - Kastanienplatz Open Air 2007


Armin
2007-07-31 19:30:54 Uhr
OOMPH! gehen Top 40 - „Rohstoff“ für die Charts!



OOMPH! entern mit der ersten DVD ihrer Bandgeschichte gleich in der ersten Woche die Top 40 der deutschen Longplay-Charts. Dieser „Rohstoff“ hat es aber auch in sich! Der Silberling besitzt mit rund 4 ½ Stunden eine Spielzeit, die das technisch Machbare bis zum Anschlag ausnutzt und reichlich „value for money“ bietet. So enthält die DVD 15 Videoclips (9 davon sogar mit Making-Of-Dokumentationen) sowie bemerkenswerte Interviews mit Dero, Crap und Flux. Den Kern bildet ein in der Berliner Columbiahalle aufwändig im 16:9-Format gefilmter Mitschnitt von der spektakulären „GlaubeLiebeTod“-Tour. Die Setlist umfasst mit 100 Minuten etliche Songs, die mit Hits wie „Gekreuzigt“, „Fieber“, „Supernova“, „Das weisse Licht“, „Augen auf!“, „Brennende Liebe“, „Gott ist ein Popstar“ oder „Träumst Du“ die lange Bandgeschichte Revue passieren lassen. Live wächst das Trio zum Quintett und hat mit Dero einen charismatischen Frontmann in seinen Reihen, der in einer Zwangsjacke wie ein Irrer über die Bühne tobt – ein Spektakel der besonderen Art!



Wer nach den fesselnden Bildern der DVD Lust bekommen hat, OOMPH! live zu sehen, kann das dieses Jahr noch bei folgenden Festivals tun:





10.08. Balve - Rock am Schloss Open Air
11.08. Hamburg - Rockspektakel
18.08. Dinkelsbühl - Summer Breeze Open Air
25.08. Rostock - Kastanienplatz Open Air 2007



Armin
2007-07-03 20:19:13 Uhr
OOMPH! supporten Metallica!



Metallica spielen diesen Donnerstag, den 5.Juli, einen exklusiven Gig in Wien, und haben dafür als Supportact OOMPH! eingeladen. Eine gute Wahl, denn das Braunschweiger Trio, das sich u.a. durch Kooperationen mit Künstlern wie Nina Hagen, L'âme Immortelle oder Apocalyptica sowie mit der Platin-Single „Augen auf!“ und dem Sieg bei Stefan Raabs diesjährigem Bundesvision Song Contest einen Namen gemacht hat, ist gerade live ein Erlebnis!



Das belegt auch die am 20.Juli erscheinende DVD „Rohstoff“, deren Kern ein Mitschnitt von der spektakulären „GlaubeLiebeTod“-Tour bildet, der in der Berliner Columbiahalle im 16:9-Format edel gefilmt wurde.

Bereits seit den frühen Neunzigern sind OOMPH! ein innovativer Szene-Motor und genießen Genre-übergreifend sowohl im Gothic- und Elektro-Bereich als auch im Rock- und Metal-Lager allergrößten Respekt.



> Metallica sind einer unserer größten Einflüsse, und wir fühlen uns geehrt, mit ihnen die Bühne teilen zu dürfen
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Oomph! - XXV Oomph! - XXV (2015)
Oomph! - Ego Oomph! - Ego (2001)

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify