The Knife - Silent shout
Rabid / Cooperative / Rough Trade
VÖ: 17.03.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Rabid in your headlights
Wir haben zu danken. Als erstes Arnold Schwarzenegger, dann Keanu Reeves und schließlich Will Smith. Wenn nämlich die Maschinen/Computer/Roboter damals den Krieg gewonnen hätten, gäbe es heute vermutlich nur noch Sachen wie diese hier. Von garstigen Cyborgs, die sich als Menschen verkleidet haben, hinter Krähenmasken oder Turneroutfits versteckt halten und kein gutes Haar mehr an konventioneller, "handgemachter" Musik lassen wollen. Ausgebrütet im Gefrierschrank, ausgewälzt in mühevoller Monotonie, vorgetragen in kaltblütiger Emotionslosigkeit. Es ist eigentlich nichts an ihnen, was man mögen könnte. Es ist sogar alles an ihnen einigermaßen unerträglich. Und natürlich: Es ist gerade das, was sie großartig macht.
The Knife über The Knife? "Wir versuchen gegen alles Organische vorzugehen. Unser Ansatz ist ganz klar synthetisch. Elektronische Musik ist nach wie vor der Sound der Zukunft." Natürlich ist es eine Sache, das so großspurig herauszuposaunen und als marktschreienden Refrain für selbstbewußte Pressemitteilungen zu benutzen. Hat man aber erstmal schlucken müssen, wie konsequent diese Stockholmer ihr Gerede in die Tat umsetzen, wie sie auf "Silent shout" tatsächlich alles Freundliche aus ihrer Musik verbannen und am Ende trotzdem auf unwirkliche Weise bei so etwas ähnlichem wie Tanzmusik herauskommen, scheinen sie plötzlich nur noch die bloße Wahrheit zu sprechen. Für eine Platte mit künstlicher Hüfte ist "Silent shout" nämlich unten rum erstaunlich beweglich.
Olof Dreijer und seine Schwester Karin Dreijer Anderson stecken übrigens dahinter. Vor anderthalb Jahren war ihre zweite Platte "Deep cuts" eine kleine Sensation für Leute, die Techno und House nicht zwingend für die Art von Musik halten, die Scooter machen. Ein spielerisches, farbenfrohes, ausgeschlafenes Album, das mit "Heartbeats" einen irren Stolperer enthielt, den sogar Liedermacher José González so gut fand, daß er den unverwüstlichen Song darunter in einer Akustikversion aufdeckte. Auf "Silent shout" ist davon allerdings nicht mehr viel übrig geblieben. Das "Pop" hinterm "Elektro" kann man sich diesmal schenken, nach einem Lichtschalter braucht gar nicht erst getastet zu werden. Wenn Madonna auch nur ein kleines bißchen mutig wäre, hätte ihre letzte Platte vielleicht wie "Silent shout" geklungen.
Das Erstaunlichste dabei ist nebenbei bemerkt, daß ausgerechnet die Vocals von Dreijer Anderson (und manchmal auch die ihres Bruders) das Gänstehäutigste an der ganzen Geisterbahn sind. Natürlich wurden diese radikal nachbearbeitet, gezerrt, gepitcht, gedoppelt und zusammengeknüllt, aber sie bleiben eben immer noch Vocals, das letzte menschliche Element in dieser gespenstischen, minimalen, entnervenden Musik. Und mitunter erzählen sie sogar richtige Geschichten so wie im fürchterlichen "Forest families". "They say we had a communist in the family / I had to wear a mask." Da ist es dann ja nur noch konsequent, daß sich The Knife auf Pressefotos neuerdings als ihre eigene Musik verkleiden.
Highlights
- Silent shout
- We share our mother's health
- One hit
Tracklist
- Silent shout
- Neverland
- The captain
- We share our mother's health
- Na na na
- Marble house
- Like a pen
- From off to on
- Forest families
- One hit
- Still light
Gesamtspielzeit: 48:37 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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smrr Postings: 436 Registriert seit 02.09.2019 |
2021-05-18 13:14:18 Uhr
Es ist so krass, dass Vinyls aktuell so schnell ausverkauft sind - und das teilweise monatelang vor Release. Trifft auf diese Platte hier zu - und auch Armand Hammer, Skee Mask, Genesis Owusu und Co hab ich in den letzten Wochen nicht mehr vorbestellen können, weil sie binnen Tagen oder Stunden ausverkauft waren... |
peter73 Postings: 3384 Registriert seit 14.09.2020 |
2021-05-18 12:58:04 Uhr
https://rabidrecordsstore.com/products/the-knife-silent-shout-20th-anniversary-repressist zwar erst 15, aber dennoch... meisterwerk *love* den titeltrack gibts jetzt in der tube auch in hd: https://www.youtube.com/watch?v=mWzZnxPAQhs |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10274 Registriert seit 26.02.2016 |
2021-02-17 22:09:50 Uhr
"Silent Shout" ist wirklich ein Meilenstein. |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20152 Registriert seit 10.09.2013 |
2021-02-17 21:53:26 Uhr
Den Glückwünschen für dieses Meisterwerk schließe ich mich natürlich an. Titeltrack, "Neverland", "Mother's health", "Marble house", "Like a pen"... Wahnsinn, immer noch. |
Autotomate Postings: 6174 Registriert seit 25.10.2014 |
2021-02-17 20:59:13 Uhr
Heute 15 Jahre alt. Happy Releaseday, "Silent Shout"! |
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Referenzen
Sometime; Björk; Home Video; Kaycee; Super_Collider; Cristian Vogel; Herbert; Mouse On Mars; Kraftwerk; Neil Landstrumm; Dave Clark; Si Begg; LFO; Two Lone Swordsmen; Squarepusher; Aphex Twin; Autechre; µ-sic; Mr. Oizo; Op:l Bastards; Luke Slater; Joey Beltram; Daft Punk; Egoexpress; Funkstörung; Miss Kittin; Ladytron; Mu; Zuul; Out Hud; LCD Soundsystem; The Rapture; Soulwax; Radiohead; Console; Lali Puna; Ms. John Soda; Röyksopp; Goldfrapp; Madonna
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