Boy Omega - The black tango

Riptide / Pleasure Syndicate / Cargo
VÖ: 17.03.2006
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Tanztherapie
Martin Gustafsson fabriziere pro Woche einen kompletten Song, war zu lesen, als das Debüt des Schweden hierzulande erschien. Das ist jetzt genau fünf Monate her. Gönnt man sich mit freundlicher Unterstützung des Dreisatzes den Luxus einer stark vereinfachten Rechnung, müßten also in den zwanzig Wochen, die seit der Veröffentlichung von "I name you isolation" vergangen sind, genau zwanzig neue Lieder entstanden sein. Ein Blick auf die Tracklist bestätigt die Vermutung tatsächlich. Und dann kommt eine weitere mathematische Komponente ins Spiel - nämlich die Befürchtung einer Antiproportionalität: je mehr Stücke, desto weniger Qualität. Leider stimmt auch diese Vermutung.
Bisher hörte man noch gerne darüber hinweg, daß Boy Omega das Wort "Referenzen" nicht nur fett, sondern auch kursiv und unterstrichen druckt und seine Stimme eine fragile Hybride aus Elliott Smith, Conor Oberst und Kristofer Åström ist. Nun dürfen wir allerdings dabei sein, wie er das Ende einer dreijährigen Beziehung musikalisch aufarbeitet - und wie dieses therapeutische Tondokument fingernägelkauend auf der Durchschnittlichkeits-Couch liegt.
Hektisch gesampelte Atemgeräusche, klares Pianogeperle, eine Handvoll applaudierender Menschen: "Leben geht weiter", flüstert das Intro. "Aber der Schmerz auch", seufzt "Blocks" zu schwermütiger Akustikgitarre. Gustafsson scheint sich jedoch damit abgelenkt zu haben, möglichst alles selbst einzuspielen - Baß, Drums, Orgel, Glockenspiel, Vibraphon, Harmonika, Percussion. Vermutlich lernt er auch jede Woche ein neues Instrument. "Fool around" steht nicht nur exemplarisch für die Arbeit im emotionalen Bergwerk, sondern auch für die nur grob umrissene, nicht ausgearbeitete Idee und die Streckung derselben auf eine Unter-zwei-Minuten-Miniatur. Eine solche zählt bei Boy Omega nämlich auch als kompletter Song. Hin und wieder geht das als adäquat liederverbindendes Intermezzo durch - meistens allerdings eher auf die Nerven.
Doch, klar, es gibt auch Erfreuliches: "By midnight we'll give it a go" klingt wunderbar nach Aufbruch zum Neuanfang, "Explode" ist wahrscheinlich die poppigste, tanzbarste Nummer, die Boy Omega jemals geschrieben hat, und "Leafless" mit Emelie Molin am Cello läßt sogar ein leichtes Augenzwinkern erahnen. Eher zum Augenrollen: die grobschlächtigen, finsteren Drumbeats aus dem Laptop bei "A flash in the tunnel" und Klischeelyrik wie "And the silence will break / just like a sharp razorblade". Dem kann auch ein Mellotron, das nach cremefarbener Pferdemähne im Sommerwind klingt ("If only"), nur bedingt entgegenwirken. "This is the end / I feel stronger", resümiert Gustafsson. Man freut sich ja wirklich für den sympathischen Schweden. Aber denkt dann doch insgeheim: Manches sollte besser unter vier Augen ausgesprochen, als für zwei Ohren vertont werden.
Highlights
- By midnight we'll give it a go
- Explode
Tracklist
- The black tango awakening
- Blocks
- Fool around
- A flash in the tunnel
- Somewhere I'm human
- Out come the knives
- By midnight we'll give it a go
- Flames from the black tango
- I name you isolation
- Fetch, boy! Fetch!
- Safety net
- Open the door, Grigori
- Rescue me, pianohead
- Explode
- Leafless
- The claw
- If only
- The last call
- The black tango gathering
- Nobody's fault
Gesamtspielzeit: 42:41 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Mixtape |
2007-03-23 21:39:15 Uhr
Schade, dass Paolo Nutini so langweilige Musik macht, der sieht noch viel toller aus. *fg* |
LostInACity |
2007-03-23 21:18:12 Uhr
hahahahaahahah. das war klar. |
Mixtape |
2007-03-23 20:40:22 Uhr
Und als würde die tolle Musik nicht reichen, sieht der Martin ja auch noch sehr gut aus. :-) |
LostInACity |
2007-03-23 20:37:25 Uhr
'Divebomb' ist aber auch toll. egal, kauf was du willst, ich bin noch im Anfangsstadium des Entdeckens.:-) |
Pure_Massacre |
2007-03-23 20:19:50 Uhr
Ich rate dir auf alle Fälle zur I name you isolation. Die EP hat ein paar tolle Momente, aber hat mich letztendlich dann doch nicht sonderlich überzeugen können. Am besten fand ich "The isle" und "From us to eternity" |
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Referenzen
Björn Kleinhenz; An Angle; Bright Eyes; The Good Life; Elliott Smith; Okkervil River; Simon Joyner; Kristofer Åström & Hidden Truck; Nick Drake; Thomas Dybdahl; Tias Carlson; For Stars; Ryan Adams; M. Ward; Giant Sand; Howe; (Smog); Will Oldham; Bonnie 'Prince' Billy; Vic Chesnutt; Sparklehorse; John Vanderslice; The Mountain Goats; Andrew Bird; Damien Rice; Kevin Devine; Denison Witmer
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