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Die Sterne - Räuber und Gedärm

Die Sterne- Räuber und Gedärm

V2 / Rough Trade
VÖ: 17.03.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Starfighter

Schon wieder? Gleich ihren Namensvettern am Firmament ist das Hamburger Quartett Die Sterne bei Lichte betrachtet ein Inbegriff von Konstanz. Sie kommen wieder, darauf darf man Gift nehmen. Das rocklastige Album "Das Weltall ist zu weit" aus dem Jahr 2004 ist noch gar nicht lange Geschichte, da schicken sich die Hamburger an, mit "Räuber und Gedärm" ein weiteres Mal ihre Gedanken in Musik mitzuteilen. Es ist ein Sound, der an der melodischen Oberfläche gute Stimmung macht, der jedoch darunter beizeiten ganz schön schmerzen kann. Wieder kämpft Frank Spilker in seinen Wortbeiträgen gegen etablierte Normen und gegen die Marktgesetze unseres Systems. Kurzum: gegen diese Räuber und das ganze Gedärm. "Ja, was tun wir denn dagegen, als ob wir Deppen wären? Was passiert hier eigentlich? Nur Räuber und Gedärm." Toller Song. Danach: widerspenstige Gitarren, zickige Elektronik. Ein Schlachtruf gegen Kapitalismus?

Plakative Gesten sind bei den Sternen anno 2006 dennoch out. Das System bleibt bis auf die kleine Ausnahme des Titelssongs ungefickt. Das muß nicht heißen, daß die Sterne gesellschaftlich relevante Themen aussparten. Wie bei der stammelnde Lyrik in "Der Tunnel": "Lampe, Licht, Luft, Licht, Nicht, Weiter, Schlafen, Essen, Kotzen." Das Leben in kurzen schmerzenden Sequenzen. Absurder Alltag. Da bleibt das Lachen im Halse stecken, direkt vor dem Kloß, der da eh schon sitzt. In "Billig" karikieren die Sterne auf ganz und gar nicht billige Weise die Großmärkte für Elektronik und Baubedarf sowie deren leidlichen Wettstreit um Kunden. 20 geile Prozent auf alles. Ja, wollt ihr uns denn jetzt alle verarschen? Die Sterne - soviel steht mal fest - sind ehrlich. Starfighter für die gute Sache.

Das war ja sowieso von Anbeginn an die Masche der Sterne. Diese swingenden Songs, noch heute munten sie manchmal gar wie Kinderliedermelodien an, sind nur Fassade. Dahinter wird ordentlich gemotzt. Gegen alles und jeden. Wie im flotten "Abends ausgehen", das schnell ins Ohr geht, dessen man jedoch zu schnell überdrüssig wird. "Es gibt nichts anderes" klingt wie einer dieser musikalischen Gedanken, den die Sterne zu Zeiten von "Von allen Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten" hatten. "Was ist mein kleiner Grashalm" swingt munter vor sich hin, hätte dies aber durchaus auch tun dürfen, ohne deshalb gleich auf der Platte zu landen.

Ab dem achten Song "Aber andererseits" wird es aber so richtig spannend. In der zweiten Hälfte verstecken sich gleich reihenweise Hits, wie man sie von Spilker und Band nach Gassenhauern wie "Universal Tellerwäscher", "Was hat Dich bloß so ruiniert?" und "Wahr ist, was wahr ist" sehnsüchtig erwartete. Die Melodien sind endlich wieder prächtig, was sich auf dem Vorgängeralbum ja stellenweise schon angedeutet hatte. Mal brummt die Orgel ("Wenn ich realistisch bin"), mal swingt die E-Gitarre mit leichtem Riff ("Wir sind reines Dynamit"). Der vielleicht beste Song ist "Am Pol der Macht" mit einem melancholischen Refrain, der viel zu selten im Lied erklingt. Dafür gibt es ein wuchtiges und ausuferndes Outro: "Und egal wie viel Päpste sterben, es ist noch nicht vollbracht / Du bist wohl immer noch nicht nah genug am Pol der Macht." Obacht! Danach kommt nämlich gleich der zweitbeste Titel: "Im Wesentlichen nichts Neues". Die Sterne finden also zurück zur Bestform. Besser spät als nie. Denn ein wenig Konstanz in dieser Welt von Räubern und all dem Gedärm tut doch immer ganz gut.

(Sebastian Peters)

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Highlights

  • Räuber und Gedärm
  • Am Pol der Macht
  • Wenn ich realistisch bin
  • Im Wesentlichen nichts Neues

Tracklist

  1. Es hat alles sein Gutes
  2. Abends ausgehen
  3. Es gibt nichts Spannenderes
  4. Billig!
  5. Räuber und Gedärm
  6. Der Tunnel
  7. Was ist mein kleiner Grashalm
  8. Aber andererseits
  9. Wenn ich realistisch bin
  10. Wir sind reines Dynamit
  11. Am Pol der Macht
  12. Im Wesentlichen nichts Neues
  13. Unsere Ideen sind genital
  14. Als ich der Versuchung widerstand

Gesamtspielzeit: 49:36 min.

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User Beitrag

Kai

User und News-Scout

Postings: 2751

Registriert seit 25.02.2014

2022-02-16 14:49:23 Uhr
Hab über die letzten paar Tage mal wieder die Diskographie ausgegraben.

Das hier ist für mich tatsächlich das beständigste Album. Die frühen Sachen sind natürlich toll und haben auch heute noch ihren Charm und eben auch die großen Hits aber hier passt für mich einfach alles zusammen.
äöüöäöüöäöüö
2006-05-31 21:15:06 Uhr
Ich glaub die Kinder die in ,,Mein System kennt keine Grenzen`` von Blumfeld schreien, sind die selben wie in ,,Es gibt nichts spannenderes``. Die Ähnlichkeit ist schon bestechend, auch von der Melodie her.
flo
2006-03-20 23:29:03 Uhr
horche zum ersten mal die platte durch doch ich komme nicht weiter als "am pol der nacht"...habe den track bis jetzt 6x wiederholt..ganz gross!
simon
2006-03-19 12:46:57 Uhr
Ach ja: Hat sich ja scheinbar die Tracklist geändert, jedenfalls ist die bei der Rezi aufgeführte nicht die der Platte die ich hab...
simon
2006-03-19 12:43:59 Uhr
Also die Single ist ganz groß! Auch sonst gefällt mir das Album besser als gedacht: Auf jeden Fall besser als das letzte!
Ansonsten positiv aufgefallen sind mir bisher noch: Räuber und Gedärm, Am Pol der Macht, Der Tunnel, Alles sein Gutes.
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