Eels With Strings - Live at Town Hall

Geffen / Universal
VÖ: 21.02.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Nahaufnahme
Es gibt Live-Konstellationen, die kommen nur in den feuchten Träumen der Musikfans vor. Weil sie vermeintlich zu unrealistisch erscheinen, um tatsächlich eines Tages Realität zu werden. Eine Reunion von Led Zeppelin oder den Beach Boys beispielweise, für ein Konzert nur. Die Eels live mit opulenter Streicherbegleitung. Damon Albarn und Noel Gallagher, wie sie bei der Grammy-Verleihung einträchtig "Friends will be friends" schmettern. Oder auch Scooter unplugged, fehlenden Saft auf dem Mikrofonverstärker inbegriffen. Leider haben wir kleinen Leute ja nicht so den Draht zu den Stars und können ihnen unsere Wünsche schwerlich unterbreiten. Egal, wie oft wir sie jedes Jahr beim Weihnachtsmann einreichen. Also werden die wohl nie wahr. Oder? "Dreams can come true", krakeelte immerhin einst die olle Gabrielle. Und recht hat sie.
Denn es gab sie, tatsächlich: eine Tour, die Eels-Mastermind E im letzten Jahr unter Begleitung eines siebenköpfigen Orchesters und von insgesamt 20 Instrumenten unternommen hat. Und wir werden nun auch noch mit einem 22-liedrigen Tondokument beglückt. Wie schön! Alternativ kann man sogar zur passenden DVD greifen, die acht zusätzliche Songs enthält, bei der man aber auf vier Songs von der CD verzichten muß. Und wer würde schon ernsthaft auf einen dieser 22 verzichten wollen?
An diesem Abend habe einfach alles gepaßt, hört man E über den Auftritt in der Town Hall zu New York schwärmen. Und es paßt tatsächlich so einiges. Auch wenn die Songauswahl zunächst enttäuschen mag. Zum Besten gegeben werden nämlich nicht etwa die Greatest Hits der Eels, sondern die Setlist verständlicherweise auf einen akustischen Abend mit Orchesterbegleitung abgestimmt. Deswegen fehlt ein "Souljacker Part II" (nur auf der DVD enthalten) oder auch ein "Last stop: This town". Aus unerklärlichen Gründen auch "Not ready yet", "Climbing to the moon" und "Beautiful freak". Und die rockigeren oder schnelleren Songs, die man für den besonderen Anlaß umarrangiert hat, enttäuschen gar ein klein wenig. "I like birds" und "Hey man (Now you're really living)" mit grandios aufgelegtem Chor zwar nicht, aber "Novocaine for the soul" und "Flyswatter", das mit einem Xylophon hübsch beginnt, aber dann alsbald in dissonanten Streichern zerfasert.
Daß das ohnehin wunderbare "Spunky" unter diesen Umständen perfekt zur Geltung kommen würde, war zu erwarten - das Ergebnis sprengt aber dann doch alle Erwartungen. Ansonsten sind gerade die einstigen Mauerblümchen die Gewinner. Jene Songs, die man auf den Alben nicht so recht wahrgenommen hatte, weil sie eben nicht so laut, nicht so großspurig sind. Dafür fühlen sie sich zwischen den wattigen Streichern pudelwohl. "Blinking lights (for me)" packt einen gleich beim Schlafittchen, "Bus stop boxer" glänzt durch spooky Geräusche, und "The only thing I care about" bringt das ganze Dilemma dieses bemitleidenswerten E auf den Punkt, der inzwischen so ziemlich seine ganze Familie verloren hat. Im befreienden "Losing streak" setzt es sogar aufmunternden Szenenapplaus. Für einen E, der knorrig scheint wie eh und je, dem nicht mal der besondere Rahmen die Miene aufheitern kann. Man weiß ja auch, was der Mann in letzter Zeit so durchgemacht hat. Und erfährt es eine Stunde lang. So hautnah wie nur möglich.
Highlights
- Blinking lights (for me)
- I like birds
- Spunky
- Losing streak
Tracklist
- Blinking lights (for me)
- Bride of theme from blinking lights
- Bus stop boxer
- Dirty girl
- Trouble with dreams
- The only thing I care about
- My beloved monster
- Pretty ballerina
- It's a motherfucker
- Flyswatter
- Novocaine for the soul
- Girl from the north country
- Railroad man
- I like birds
- If you see Natalie
- Poor side of town
- Spunky
- I'm going to stop pretending that I didn't break your heart
- Suicide life
- Losing streak
- Hey man (Now you're really living)
- Things the grandchildren should know
Gesamtspielzeit: 63:06 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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jo |
2006-03-10 21:46:46 Uhr
Es klingt eben sehr allgemein (da es den "besonderen Rahmen" ja bei jedem Konzert der Tour - und nicht "XY" - gab). Aber da es ja eine Rezension zum Album ist, will ich mal Gnade vor Recht ergehen lassen. |
Armin |
2006-03-10 18:13:25 Uhr
Es geht ja darum, was auf der Platte rüberkommt und nicht wie's bei Konzert XY war. Und da scheint der gute Mann wenig fröhlicher als üblich. |
jo |
2006-03-10 17:30:27 Uhr
Aus der Rezension:Für einen E, der knorrig scheint wie eh und je, dem nicht mal der besondere Rahmen die Miene aufheitern kann. Och, Armin... hättest du mal besser eines der Konzerte in Übersee-Deutschland besucht. Der Herr war jedenfalls in Berlin sehr gut gelaunt, grinste andauernd und war zu (nicht E-typisch-sarkastischen) Scherzen aufgelegt. |
depp |
2006-03-10 14:18:27 Uhr
überm See würde ja passen ,-) |
Armin |
2006-03-10 13:41:44 Uhr
Ups, danke. Unsauber recherchiert, ist korrigiert.Alles, was nicht in Ba-Wü liegt, ist für mich halt Übersee. :-) |
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Referenzen
Eels; E; MC Honky; Badly Drawn Boy; Alfie; Brendan Benson; Gomez; Gisli; Elliott Smith; Randy Newman; Ron Sexsmith; Ben Kweller; The Bens; Ben Folds; The Flaming Lips; They Might Be Giants; Athlete; Beck; Jonathan Richman; Antony & The Johnsons; Sondre Lerche; Stephen Malkmus; 22 Pistepirkko; Laakso; Cake; Elvis Costello; Bob Dylan; Nick Drake; Brian Wilson; The Beatles; Burt Bacharach; Crash Test Dummies; Das Pop; Belle & Sebastian
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- Eels With Strings - Live at Town Hall (10 Beiträge / Letzter am 10.03.2006 - 21:46 Uhr)