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Public Enemy feat. Paris - Rebirth of a nation

Public Enemy feat. Paris- Rebirth of a nation

Guerilla Funk / Groove Attack
VÖ: 03.03.2006

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Feinde fürs Leben

Es ist schon ein falscher Film, der da gespielt wird, aber er läuft mittlerweile seit beinahe 20 Jahren. Pünktlich zur Machtübernahme von George Bush, dem Ersten, brachten sich Public Enemy 1989 mit "It takes a nation of millions to hold us back" als Dorn im Auge des konservativen Amerikas in Position. Sie teilten mit verbalen Flammenwerfern gegen Rassismus, Verslummung der Großstädte und jeden Mißstand Deiner Wahl aus. Sie stiegen auf zur ziemlich unbestritten wichtigsten HipHop-Band aller Zeiten. Und sie sind trotzdem nicht einen Schritt vorwärts gekommen. Die politische Lage? Hat sich um ein ganzes "W" verändert. Die gesellschaftlichen Probleme? Sind die gleichen geblieben. Aber der Kampfgeist? Ist natürlich ungebrochen, keine Sorge.

"Rebirth of a nation" ist folglich das zehnte Public-Enemy-Album für die gute, aber gleichzeitig auch eine merkwürdige Sache: Ausgerechnet der wortgewaltige Chuck D ließ sich zum ersten Mal in seiner Karriere die Verse von jemand anderem in den Mund legen. Das kalifornische Reimemonster Paris, seit jeher Weggefährte und Gesinnungsbruder von Public Enemy, hat sämtliche Worte und Beats für die Platte gefertigt, sie außerdem produziert und auf seinem eigenen Label Guerilla Funk veröffentlicht. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, als ständiger Feature-Gast auch immer wieder mit eigenen Raps nachzusenfen. Und so passiert eben etwas, das man eigentlich für einigermaßen undenkbar gehalten hatte: Public Enemy sind Gäste auf ihrer eigenen Platte. Hereinspaziert und Schuhe aus.

Es fehlt "Rebirth of a nation" deshalb nicht an Zündstoff. Paris zeichnete sich schließlich schon Anfang der Neunziger dadurch aus, dem eigenen Erfolg mit besonders radikalen Ansichten im Weg zu stehen. Und solange sich die Lage der (schwarzen) Amerikaner südlich des Existenzminimums nicht verbessert, solange eine himmelschreiend selbstgefällige US-Regierung ihr Geld für leidlich legitimierte Kriege ausgibt und ihre sonstigen Probleme vor sich her schiebt, wäre es trotz einiger unnötiger Selbstzitate sicherlich der falsche Ansatz, Public Enemy textlichen Stillstand vorwerfen zu wollen. Sie haben das alles schon abgehandelt, waren dabei aber auch schon origineller und wortgewandter unterwegs. Manche Dinge muß man eben zweimal sagen, bevor sie verstanden werden. Manchmal muß man beständig sein.

Das Problem mit "Rebirth of a nation" ist ohnehin ein ganz anderes. Abseits der Politik, auf rein musikalischer Ebene, ist das Album eine einzige Enttäuschung. Es herrscht unspektakuläre Zweckmäßigkeit. Kein einziger Beat reißt mit oder rüttelt auf, die blechernen Gitarren und durchgenudelten Scratches aus "Hard rhymin'" wirken ebenso antiquitiert wie das stupide Kopfgenicke von "They call me Flava". Und dabei ist das Frustrierende an all dem überholten Bollern gar nicht, daß ihm jegliches Überraschungsmoment fehlt. Das Frustrierende hier ist, daß Public Enemy überhaupt noch Platten wie diese machen müssen. Das Frustrierende ist, wie wenig sie letzten Endes erreicht haben. Selten war die Diskrepanz zwischen Aufwand und Ertrag größer als bei dieser Band. Und es ist noch nicht mal ihre Schuld.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Raw shit
  • Coinsequences

Tracklist

  1. Raw shit (feat. Paris & MC Ren)
  2. Hard rhymin' (feat. Paris & Sister Souljah)
  3. Rise
  4. Can't hold us back (feat. Paris, Dead Prez & Kam)
  5. Hard truth soldiers (feat. Paris, Dead Prez, Conscious Daughters & MC Ren)
  6. Hannibal lecture (feat. Paris)
  7. Rebirth of a nation (feat. Professor Griff)
  8. Pump up the music, pump up the sound
  9. Make it hardcore (feat. Paris)
  10. They call me Flava
  11. Plastic nation
  12. Coinsequences (feat. Paris)
  13. Invisible man
  14. Rules of engagement (feat. Paris, Dead Prez, Immortal Technique, T-K.A.S.H. & Sun Rise Above)

Gesamtspielzeit: 57:41 min.

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