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Neko Case - Fox confessor brings the flood

Neko Case- Fox confessor brings the flood

Mint / Anti / Epitaph / SPV
VÖ: 03.03.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Floody Sunday

Du kannst es nicht erzwingen, Du kannst es nicht erzwingen. Jeder Text schreibt sich irgendwann von alleine, aber nicht jeder Text wird dann auch von Neko Case gesungen. Und das ist ja der springende Punkt. Wir bräuchten mehr Neko Cases. Eine, die uns ihr neues Album "Fox confessor brings the flood" (dazu später mehr) vorsingt. Eine, die uns das Wetter vorsingt. Eine, die uns auf Zuruf die besten Artikel aus der Tageszeitung vorsingt. Eine, die bei Sarah Kuttner hinten in der Ecke steht und immer dann ganz laut zu singen anfängt, wenn die Moderatorin mal wieder nur noch Unsinn erzählt. Und am besten auch eine, die uns diesen Text hier vorsingt. Dann wird daraus vielleicht noch was.

Ein gutes Stichwort immerhin: singen. Neko Case singt. Sie flüstert, haucht und tuschelt nicht. Sie singt, ganz anders als die Anderen. Selbstbewußt, aufgewühlt, manchmal schon beinahe inbrünstig. Und alleine noch mehr als bei den New Pornographers, wo ihre Rolle zuletzt ja leider immer kleiner wurde. Die Stimme klettert und bebt, ist schwarz wie die Nacht, zittert und zetert, kippt aber doch niemals über. Die Stimme steht im Mittelpunkt. Sie ist die Seele jedes Songs auf "Fox confessor brings the flood", ganz egal was drum herum passiert. Calexico, Howe Gelb, The Sadies und Garth Hudson von The Band sind unter anderem in Nebenrollen zu hören. Aber keiner von ihnen singt.

Stattdessen sind sie Handwerker auf dieser Platte. Keine von der Sorte natürlich, die erst Stunden zu spät kommen und dann nur rumfuschen. Sondern Präzisionsarbeiter, die ohne große Aufregung, aber mit viel Gefühl in den Fingerspitzen den Unterbau für Cases neue Lieder liefern. Sehr bedacht und abgeklärt klingen die, mitunter beinahe kaltblütig. Bis sie dann doch wieder von kleinen Spielereien durchkreuzt werden, die jedwede Besonnenheit auf den Kopf stellen. Das hicksende Jazz-Klavier aus "Margaret vs. Pauline". Die Gitarre in "That teenage feeling", die ums Verrecken nicht hinterherkommt. Oder diese vehementen, empörten Streicher, die sich gegen die beschwörende Ruhe von "Dirty knife" auflehnen. Country ist das schon alles irgendwie. Von Cowboyhut und Hemdsärmeln könnte es aber trotzdem nicht weiter weg sein.

Man sollte sich deshalb zunächst einmal von allen Vorurteilen befreien, die man solcher Musik wegen mit sich rumschleppen könnte. Man sollte sich auch gefaßt machen auf Case als spirituell sinnsuchende Gebetschwester, die alte Traditionals wie das feierliche "John saw that number" aufmotzt. Und man sollte Intimität nicht mit Schüchternheit durcheinander bringen oder Selbstbewußtsein und Kraftmeierei verwechseln - nur weil Case in Stücken wie dem aufwändig ausgetüftelten "Star witness" oder dem etwas formloser holpernden "Hold on, hold on" so stolz und trotzig singt wie kaum jemand sonst im Moment. "Now it's the devil I love / And it's as funny as real love." Confessions of a dangerous mind.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Star witness
  • Hold on, hold on
  • John saw that number

Tracklist

  1. Margaret vs. Pauline
  2. Star witness
  3. Hold on, hold on
  4. A widow's toast
  5. That teenage feeling
  6. Fox confessor brings the flood
  7. John saw that number
  8. Dirty knife
  9. Lion's jaws
  10. Maybe sparrow
  11. At last
  12. The needle has landed

Gesamtspielzeit: 35:43 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Fozzo Glubberath
2011-07-21 15:38:55 Uhr
"für alle anderen eine gute Gelegenheit in eine Künstlerin hineinzuschnuppern"

Mir genügt es, in ihr musikalisches Werk hineinzuschnuppern. Und da geht es mir ähnlich wie Leatherface. "Fox Confessor ..." finde ich klasse, "Middle Cyclone" kommt mir etwas inkohärent und fragmentarisch vor.

Mein Lieblingsstück mit Neko-Case-Gesang ist jedoch "These Are The Fables" von den New Pornographers.
Leatherface
2011-06-26 17:13:02 Uhr
Mit der Middle Cyclone kennen gelernt, damit nie so recht warm geworden und enttäuscht zur Seite gelegt. Jetzt hab ich in die Fox Confessor reingehört und das ist ja wohl der Knaller. Musik zum drin versinken. Grandios.
Kampfbrot
2011-05-02 14:52:10 Uhr
Großartiges Album, gehört sicher zu meiner Alltime-Top10.
DasSeinUndDasNichts
2011-05-02 14:45:39 Uhr
Das großartige "hold on hold on" lief gerade im der finalen Szene der dieswöchigen Folge von AMC's "The Killing" (nicht minder toll;-).
Natürlich stilecht von Vinyl, inkl. einer Szene wie die "Fox Confessor ..." aus einem Stapel gezogen u. aufgelegt wird.
U.R.ban
2009-04-18 15:04:05 Uhr
Ihre Stimme ist zum niederknien.
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