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We Are Scientists - With love and squalor

We Are Scientists- With love and squalor

Labels / Mute / EMI
VÖ: 03.03.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Spätzünder

Lieber die Stadt rot streichen, als das Leben schwarz malen. Hier zählt Schweiß statt Tränen. Die Pulsadern wuppern, Beine zucken ekstatisch, die Haare wirbeln zwischen den Scheiteln herum. Die Tanzlust ist zurück im Rock. Gezackte Schlagzeuggrooves flackern vertrackt, grinsende Gitarrenakkorde hüpfen darüber, der Baß turnt vergnügt unter beiden hindurch. Nicht mehr taufrisch und fast schon unübersichtlich geworden ist die Welle blutjunger, einfallsreicher, gutgelaunter Indie-Rock-Bands, die von England aus mit unverbrauchtem Schmackes, einer Prise punkigem Dreck und einem beherzten Griff in die New-Wave-Kiste die Tanzflächenbretter zum Beben bringen. Der NME japst fast nach Luft und gerät vor lauter Euphorie ins Schwitzen - ein heißes "nächstes großes Ding" jagt das nächste. Fast schon im Wochentakt werden neue heiße Bands mit Hype-Raketen in den Orbit geschossen. Allesamt tüten sie den Weltschmerz und befindlichkeitsfixierte Wehmut in bunte Baumwolltaschen und verstauen sie bis auf weiteres auf dem Dachboden. Gute-Laune-Alarm ist Trumpf.

Kurz bevor der frische, neue Sound seine ersten Staubflocken ansetzt, sind We Are Scientists noch mit ins Boot gehüpft. Drei spinnerte Typen mit einem Herz für Katzen und teilweisem Faible für geschmacksunsichere Gesichtsbehaarung, die ihrer kalifornischen Heimat den Rücken zugedreht und in ihrem Probekeller in der New Yorker Bronx ein heißes Eisen geschmiedet haben. Frech und zuweilen derart britisch, daß man sich fast die Ohren reibt vor Staunen mit Blick auf die Herkunft des Trios. Nun machen sie sich daran, die Ohren der Welt zu wurmen. Und die Chancen stehen nicht schlecht. Klangliche Ähnlichkeiten zu real existierenden Bands und Personen sind vielleicht nicht rein zufällig, und ihre musikalische Gleichung hat nur wenig Unbekannte. Deswegen aber Mutmaßungen über Adeptentum oder geistigen Diebstahl anzustellen, läßt den Bollerwagen der Phantasie aber auf einen schlammigen Pfad schlittern.

Die Songs auf "With love and squalor", das seinen Namen einem Essay von J.D. Salinger verdankt, kommen aber mit so viel Schmiß und Charme daher, daß der Argwohn schleunigst seinen Mantel nimmt und verschwindet, um Überstunden abzufeiern. Die Riffs packen zu, die einfallsreichen Schlagzeugrhythmen flirren und treiben vorwärts, die Melodien greifen und krallen sich im Gehörgang fest, und prompt haken die Mundwinkel kurz vor den Ohrläppchen ein. Schon mit "Nobody move, nobody get hurt" riskieren sie mit ihrer eigenen Vorgabe unzählige Verletzte, ist es doch fast unmöglich, bei diesem Tanzflächenkracher seine Gliedmaßen still zu halten.

In erstaunlicher Schlagzahl reihen sich weitere Perlen auf die Schnüre, meist enorm groovig, mal mit dezent punkigerer Duftnote wie in "The great escape", zwischendurch etwas gemächlicher, wie in "Can't lose" oder "Textbook". Dabei immer wieder mit erstaunlichen Wendungen, gern auch mit großen Gesten in Refrains. Auch die frech "It's a hit" titulierte Nummer wird ihrem Namen gerechnet. Nicht eine schlappe Nummer hat sich dazwischen gemogelt. Ob da jetzt irgendwer irgendwo abgeguckt hat und daß nichts an diesem Album noch überrascht, stört keinen großen Geist, solange große Songs dabei herauskommen, die derart Spaß machen. Man muß kein visionärer Klangpionier sein, um ein packendes Album aus der Taufe zu heben. "With love and squalor" kommt vielleicht ein bißchen spät, aber es zündet.

(Ole Cordsen)

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Highlights

  • Nobody move, nobody get hurt
  • It's a hit
  • The great escape

Tracklist

  1. Nobody move, nobody get hurt
  2. This scene is dead
  3. Inaction
  4. Can't lose
  5. Callbacks
  6. Cash cow
  7. It's a hit
  8. The great escape
  9. Textbook
  10. Lousy reputations
  11. Worth the wait
  12. What's the word

Gesamtspielzeit: 37:00 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

8hor0

Postings: 1015

Registriert seit 14.06.2013

2023-08-07 16:29:37 Uhr
wieder mal reingehört. die ohrwürmer haben nichts von ihrer wirkung verloren! 8/10
black star
2006-12-17 19:24:21 Uhr
wie genial ist eigentlich "The great escape"??
Hanno
2006-11-18 14:36:45 Uhr
Grandioses Album ! Kommt hier mit 7/10 sicher einen Punkt zu schlecht weg ...
walking with a ghost
2006-11-13 10:50:58 Uhr
Weiß zufällig jemand, wann genau das Konzert in Hamburg ist? Beim googeln bin ich auf 20:00, 21:00 und 22:00 uhr gestoßen...das hat mir nicht wirklich weitergeholfen :P
Armin
2006-07-22 13:24:34 Uhr


WE ARE SCIENTISTS

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04.08.06 Rees-Haldern / Haldern Festival

14.11.06 Köln / Live Music Hall

19.11.06 Hamburg / Uebel & Gefaehrlich

20.11.06 Dresden / Star Club

21.11.06 Berlin / Postbahnhof

22.11.06 Frankfurt / Batschkapp

23.11.06 München / Backstage-Werk
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