Declan De Barra - Song of a thousand birds
Rouge Goat / Decoder / Al!ve
VÖ: 17.02.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Trauerzwitschern
Wo ist die Grenze zwischen kitschigem Geschnulze und Pathos? Wieviel Schmerz und Leid kann ein Mensch erfahren? Ab wann wird daraus stetiges Klagen und Jammern? Und vor allem, bis zu welchem Grad kauft man dies einem anderen Menschen ab? Clann Zú waren schon der vertonte Weltschmerz. Von Lied zu Lied wich die Hoffnung auf Besserung. Die Melodien wurden schwerer und nachdenklicher. Man konzentrierte sich auf die gute Sache an sich, und das machte es umso komplizierter. Klagend war das letzte Album, und das plötzliche Aus nach "Black coats & bandages" paßte irgendwie in die theatralischen Denkwelten von Clann Zú.
Doch die Welt ist seitdem mit großer Sicherheit nicht besser geworden, und De Barra vertont seine schmerzlichen Gedanken deshalb jetzt auf Solopfaden. Und der sich abzeichnende Trend setzt sich fort: Instrumente rücken immer weiter in den Hintergrund. Entweder erklingen klassisch irische Folk-Instrumente oder eine minimalistische Akustikgitarre. Im Gegenzug bilden emotionale, zerbrechliche und poetischen-philosophische Texte das Identitätsstiftende der elf Ausflüge in die persönlichen Tiefen des Iren. Scheinbar mit jedem Song wird der Leidensweg steiniger. Trotz dieser unmittelbaren und warmen Stimme schwingt immer eine Brise Distanz und Kühle mit, die den emotionalen Zugang abermals erschwert.
Wer sich ihr aber öffnet, der findet ein düsteres und melancholisches Seelenmeer vor, fast genauso endlos, wie die Photographien im Booklet: scheinbar leer und kalt, aber bei genauem Betrachten voller Emotionen und immer mit einem versteckten tieferen Sinn. "Song of a thousand birds" ist ein Album für Verlassene, die sich in schmachtenden Liebeslieder geborgen fühlen und bei denen bittersüße "Apple tree"-Melodien als Therapeuten-Ersatz fungieren. Doch auch abseits der Liebe passieren in dieser absurden Welt leidvolle Dinge. So kommt nicht nur das nackte Überleben als Thema zu Sprache, sondern auch soziale Kritik mit politischen Tendenzen. Aber das kennt man ja schon von seiner Ex-Band.
Das Spektrum an Themen und stimmlichen Lagen ist ebenso vielfältig, wie das an Emotionen und Atmosphären, doch der Pfad, auf dem sich De Barra bewegt ist alles andere als breit. Zufriedenstellendes Selbstmitleid und der innigste Wunsch nach Licht im Dunkel können schnell umschlagen in einsame depressive Verzweifelung. Und auch emotionale Liebeslieder können schnell in kitschigen Nummern enden, die keiner mehr ernst nimmt. Es mag aber auch sein, daß man einfach den tieferen Sinn nicht findet. So ist das nun mal mit der menschlichen Psyche.
Highlights
- Throw your arms around me
- Welcome
Tracklist
- Throw your arms around me
- Song of thousand birds
- Blackbird song
- Someday soon
- Apple tree
- Leaves in the autumn
- Slow dissolve
- Welcome
- Three days from now
- Curfew
- Improv at 20,000 feet
Gesamtspielzeit: 38:49 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Alfrankie |
2006-07-19 13:59:23 Uhr
Ein Interview mit dem Mannhttp://www.crazewire.de/interviews.php?ident=1184 |
Armin |
2006-02-22 15:59:29 Uhr
Declan de Barra04.04.06 Frankfurt, Das Bett „Declan de Barras Songs glühen geradezu vor Emotionen...Das stimmliche Talent ist erstaunlich, reicht beinahe an Tim Buckley heran.“ (intro, Feb 06) „...eine Melancholie-geschwängerte Stimme, die niemanden kalt lässt.“ (uncle sallys, Feb 06) „Mag es abgegriffen klingen: das sind Songs mit Gänsehaut-Garantie.“ (unicum, März 06) |
das omu |
2006-01-23 15:08:37 Uhr
ja, hab mir die mp3s auf der homepage angehört.natürlich keine gute-laune-gedudel, aber sehr, sehr schön. |
The Voice |
2006-01-23 15:02:23 Uhr
Herdecke ist ja voll bei mir um die ecke ! werd da wohl mal hingehen. fand clann zù schon sehr cool. |
Armin |
2006-01-09 16:57:18 Uhr
Declan de Barra live!Nachdem sich die hochgehandelte Band Clann Zú nach nur zwei Alben leider auflösen musste, erscheint am 17.02.2006 endlich das Solodebüt von Frontmann Declan de Barra. Dunkle, intensive und leidenschaftliche Songs mit Declans unglaublicher Stimme, die den Zuhörer in seinen Bann zieht. Live ein beeindruckendes Ereignis, welches vorerst nur an zwei Terminen in Deutschland stattfindet: 12.02.06 Herdecke, Werner Richard Saal 04.04.06 Frankfurt, Das Bett Auf jeden Fall auch interessant: www.declandebarra.com , unter music/video auch mp3s, für alle, die’s noch nicht gehört haben. |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Clann Zú; Scott Walker; Leonard Cohen; Nick Cave & The Bad Seeds; Jeff Buckley; Tim Buckley; David Sylvian; Nine Horses; Andrew Bird; Tindersticks; The Divine Comedy; Spain; Sophia; The Czars; Red House Painters; Sun Kil Moon; Bright Eyes; Elliott Smith; Damien Rice; Smog; Bonnie 'Prince' Billy; Palace Music; Devendra Banhart; The Good Life; Thomas Dybdahl; Great Lake Swimmers; Savoy Grand; Rufus Wainwright; The Cure; Elbow; Peter Gabriel; David Bowie
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Declan de Barra - Song of a thousand birds (7 Beiträge / Letzter am 19.07.2006 - 13:59 Uhr)