Slowly We Bleed - Home
Drosophila / bluNoise
VÖ: 01.12.2000
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Neurotisches Kunstblut
Das Messer in der Hand erzittert. Ungelenk wiegt es sich zu hölzernen Rhythmen. Dann ein Schnitt. Überrascht klafft das Fleisch auseinander. Langsam tropft das Blut herunter. Was war passiert? Wollte man nicht eigentlich ein paar Songs schreiben? Hm, vielleicht doch nicht. Dazu passiert einfach zu wenig. Nicht mal das blutbeschmierte Messer täuscht darüber hinweg. "Don't take away the pain / 'Cause I wouldn't feel anything anymore." Emotionen erstarren. Bewegung bleibt Mangelware. Too square to be hip.
Düster mäandern die Stimmungen umher, während im Vordergrund enervierende Beats plätschern und pluckern, die in ihrer Langsamkeit nicht wissen, ob sie dubben oder triphoppen wollen. Derlei Rhythmik würde Müllexpertin Shirley Manson direkt auf die Deponie befördern. Mit der Schaufel in der Hand graben die Schweizer Hard Dubber inmitten industrieller Abfälle ein Grab nach dem anderen. Der Himmel verdüstert sich derweil zusehends. Einzig eine defekte Neonröhre wirft flackernde Schatten. Our darkness.
Das neurotische Bewußtsein verändert das bereits apokalyptische Szenario. Unwirkliche Atmosphären überall. Frontsirene Katja Mair benutzt das Mikrophon als Hexenbesen. Von links drängelt sich ein verzerrtes Saitenschreien wie der atemlose Schrei einer Fledermaus heran. Rechts erklingt ein herzloses Jauchzen. In der Mitte wartet der Hörer völlig alleingelassen auf Songs. Versöhnliche Melodien wird er nicht finden, Versöhnung selber schon gar nicht. "No, we're not lost / Just hope doesn't make sense anymore." Dieses Album ist Abschiedsbrief und Selbstmord zugleich.
Highlights
- Again
- Big blue mouning sky
Tracklist
- Late
- Hold me
- Leave
- Gone
- End
- Again
- No
- Quiet
- Goodbye
- Home
- Change
- Big blue mourning sky
- Drive
Gesamtspielzeit: 56:53 min.
Referenzen
Anne Clark; Lydia Lunch; Diamanda Galás; Scorn; Godflesh; Ted Milton; Naked City; My Bloody Valentine; Recoil; Einstürzende Neubauten; PJ Harvey; Björk; Kate Bush; Portishead; Bowery Electric; Fetish; Tricky; In The Nursery; Sonic Youth