The Minus 5 - The Minus 5 (The gun album)
Yep Roc / Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 03.02.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Revolverhelden
Schon lange geht in den USA der Trend zum Zweit- und Drittjob - auch im Musikbusiness. Ist beim Normalbürger jedoch Ebbe im Portemonnaie dafür verantwortlich, dürfte bei Leuten wie Scott McCoughey wohl eher Ideenflut die Ursache für Nonstopbeschäftigung sein. 1993 gründete der Young Fresh Fellow aus Seattle gemeinsam mit Peter Buck (R.E.M.) und den beiden Posies Ken Stringfellow und John Auer das Kollektiv The Minus 5, um sich mit wechselnder namhafter Verstärkung der Genreschnittmenge aus Alt. Country, Indierock, Americana und 60s-Pop zu widmen. Gleichzeitig gehören die Gitarristen McCoughey und Stringfellow sowie Minus-5-Drummer Bill Rieflin (Ex-Ministry) seit Jahren zur Live-Stammbesetzung von R.E.M. - eine musikalische Symbiose erster Güte also.
Der mittlerweile siebte Minus-5-Longplayer und Nachfolger des 2003er Werkes "Down with Wilco" beginnt weitaus weniger schroff, als man aufgrund der Covermotivs erwarten würde. Dennoch ist die sofortige musikalische Assoziation nicht weit von dem visuellen Protagonisten entfernt: McCoughey huldigt unüberhörbar den "Revolver"-Helden aus Liverpool - beatleskes Piano, unschuldige Harmonien, scheppernde Drums, wehmütige Streicher. Jene Vorliebe für musikalische Zitate mag vielleicht manch einer The Minus 5 anlasten - allerdings vergessen sie die Quellenangabe nie. Und verdienen allein dafür mindestens fünf Pluspunkte.
Überraschend straight rockend präsentiert sich das keine zwei Minuten lange "Aw shit man", während "Out there on the maroon" mit dem "Pretty woman"-Baß flirtet. Am besten sind The Minus 5 jedoch, wenn sie hochgradig nach Nashville klingen - so wie das wunderbare "With a gun". Auch dieses Mal haben sich einige hochkarätige Kollaborateure eingefunden: Colin Meloy von den Decemberists singt die herzzerreißende Piano-/Pedal-Steel-Ballade "Cemetary row" und Wilcos Jeff Tweedy leiht dem charmant verschlafenen "Cigs coffee booze" seine Stimme. Daß das letzte Drittel mit dem rauen "Leftover life", dem Bowie-inspirierten "Hotel Senator" und der John-Lennon-Übertreibung "All worn out" nicht ganz an die Klasse der vorangegangenen Songs anknüpfen kann, fällt zwar auf, aber nicht ins Gewicht. Man wünscht Scott McCoughey glatt noch einen Viertjob. Natürlich nicht ganz uneigennützig.
Highlights
- Rifle called goodbye
- Aw shit man
- With a gun
Tracklist
- Rifle called goodbye
- Aw shit man
- Out there on the maroon
- My life AA creep
- With a gun
- Cemetary row
- Twilight distillery
- Cigs coffee booze
- Leftover life
- Hotel Senator
- Bought a rope
- All worn out
- Original Luke
Gesamtspielzeit: 41:57 min.
Referenzen
Wilco; R.E.M.; The Posies; Ken Stringfellow; Big Star; The Beatles; John Lennon; The Decemberists; The Long Winters; Preston School Of Industries; Ben Kweller; Pete Yorn; Josh Rouse; Counting Crows; Downpilot; Centro-Matic; Luna; The American Analog Set; Maritime; The Promise Ring; Marah; Camper Van Beethoven; Cracker; Ryan Adams; Gram Parsons; The Flying Burrito Brothers; The Beach Boys; Tom Petty & The Heartbreakers; David Bowie