Mew - And the glass handed kites

Red Ink / Rough Trade / SonyBMG
VÖ: 03.02.2006
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Luftschlosser
Süßer die Dänen nie kitschten. Mew sind zurück und möchten sich umarmen lassen. War "Frengers" noch eine romantische Vorahnung, inszeniert sich der Vierer mit Hilfe von Michael Beinhorn (Aerosmith, Soundgarden, Korn, Marilyn Manson) jetzt als Breitwandgeschütz. Mit allen Wassern gewaschen, mit aller Seife poliert und mit allen Klammerbeuteln gepudert. Denn dieses Album läßt sich nicht nur "And the glass handed kites" nennen. Es klingt auch noch so.
Mew lassen Drachen steigen. Entsprechend weit hoch oben tiriliert Jonas Bjerre herum. Dabei singt er mal wie ein fröhliches Vögelchen und mal wie die Miezekatze, der man gerade auf den Schwanz gestiegen ist. Man denke dabei an Attribute wie "niedlich", "putzig" oder "zuckersüß". Die Band verschluckt sich derweil an allen möglichen und unmöglichen Ambitionen. Bedeutungsschwangere Powerchords werden aufgetürmt, während Glöckchen läuten und irgendein Chor tiefgründige Aaaahs und Oooohs absondert. Dem ausladendem Schlagzeug hat man soviel Hall mitgegeben, daß man meint, Phil Collins würde im Kölner Dom das Morsealphabet üben. Und falls sich noch irgendwelche Fragen auftun sollten, werden sie sogleich mit elektronischer Streichersuppe ausgefugt.
Um zu zeigen, daß man all das ganz besonders ernst meint, sind die Texte so großzügig mit Symbolen und Artverwandtem angereichert, daß sich jeglicher Interpretationsversuch von vorneherein spontan aufhängt. "In parallel sea what would I be? / My first love said to me / 'Tears out for the world to see' / I would not be." Dazu paßt, daß das Cover wie eine schizophrene Version von Queens "Bohemian rhapsody" ausschaut. Wo doch die Musik ebenfalls diesem Eindruck entspricht. Und in "Why are you looking grave?" tut J Mascis (Dinosaur Jr.) mit. Warum auch immer.
Trotzdem muß es ja einen Grund haben, warum Mew mit ihrem neuen Album in Dänemark zu Superstars aufgestiegen sind und auch der Rest der Welt vor lauter Begeisterungssabber den Mund kaum zu bekommt, wenn es um "And the glass handed kites" geht. Es hat durchaus einen gewissen Charme, wenn "Special" mit Nachdruck geradeaus will und dabei noch eine schüchterne Liebeserklärung losläßt. Wenn "The zookeeper's boy" sich so lange verschleppt, bis die Selbstzweifel in wolkiger Euphorie zerspringen. Wenn die Dänen Riffs und Takte wie in "An envoy to the opern fields" gegeneinander ausspielen oder ihre Songs ineinanderaufgehenlassen wie ein Hefekloß. Mit reichlich Vanillesoße. Schade nur, daß sie diese feinen Momente so gut ins Gesamtkonzept eingelassen haben, daß man sich ziemlich konzentrieren muß, um sie nicht zu verpassen. Lauter Ausrufungszeichen betonen halt nicht mehr wirklich.
Highlights
- Special
- The zookeeper's boy
- An envoy to the open fields
Tracklist
- Circuitry of the wolf
- Chinaberry tree
- Why are you looking grave?
- Fox club
- Apocalypso
- Special
- The zookeeper's boy
- A dark design
- Saviours of jazz ballet (Fear me, December)
- An envoy to the open fields
- Small ambulance
- The seeting rain weeps for you (Uda Pruda)
- White lips kissed
- Louisa Louisa
Gesamtspielzeit: 53:55 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Konsum |
2009-07-07 00:34:39 Uhr
Kann ich durchaus auch verstehen.Arme Schweine. |
benfolds |
2009-07-06 16:51:16 Uhr
ich höre jetzt seit 2 Jahren Frangers und Glass Handed Kites abwechselnd. Die beiden Platten werden verdammt nochmal nicht langweilig! Es gibt meiner Ansicht nach wenige Bands, die es (auch musikalisch) mit Mew aufnehmen können... Und doch kann ich verstehen dass die Alben nicht jedem zusagen |
Lyxen |
2006-08-15 12:16:38 Uhr
Surreal, das trifft es ganz gut.Manchmal schwebt man in eine andere Welt. Natürlich ist das der Link zur Rezi. Zum Thread geht's hier Danke, das hätte ich alleine nicht gefunden ;) |
mr.bungle |
2006-08-14 18:05:42 Uhr
die 7/10 kann ich unterzeichnen.ich mag die surreale atmosphäre die erzeugt wird |
Oliver Ding |
2006-08-14 16:43:53 Uhr
Natürlich ist das der Link zur Rezi. Zum Thread geht's hier. |
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Referenzen
Kashmir; Mansun; Muse; Arid; Statistics; M83; Mercury Rev; Dredg; Marillion; Queen; Yes; Genesis; The Smashing Pumpkins; Hope Of The States; CodeSeven; JJ72; Matthew; Lorien; Eskobar; The Crash; Lemonator; Tiger Lou; Embrace; Coldplay; Doves; Elbow; Snow Patrol; Death Cab For Cutie; Nada Surf; Last Days Of April; Elliott; Jimmy Eat World; Ikaros; The Gloria Record; The Flaming Lips; Broken Social Scene; Stars; My Bloody Valentine; Sigur Rós; Pink Floyd; Archive; Radiohead; The Twilight Singers; Zwan; Suede; A-Ha; Tears For Fears; Sweetie
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