Elwood - The parlance of our times

Palm Pictures / Zomba
VÖ: 06.11.2000
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Jenseits der Kopfsocke
Wofür stehen eigentlich Goatie und Kopfsocke zu Beginn des 21. Jahrhunderts? Darf man es sich als wortgewaltiger Sprechsinger eigentlich noch leisten, keine Goldkettchen zu tragen? Warum singen jetzt plötzlich die weißen B-Boys die beseelteren Melodien? Fragen über Fragen, die Prince Elwood Strickland III. zu beantworten keine Zeit hat. Zwar lehnt er sich im Verlauf von "The parlance of our times" immer weiter zurück, aber die richtige Anzahl von Eisstückchen im Cocktail und angemessene Körbchengrößen scheinen ihm wesentlich wichtiger zu sein, als Gedanken über die Schubladen in den Köpfen der Kollegen.
Aus diesen Schubladen nimmt sich der Südstaaten-Gentleman, wie einst Oscar Wilde, immer nur das beste. Schwelgerische Harmonien, jazzige Vibes, schmeichelnde Melodien, aufreizende Raps und zurückgelehnte Grooves - all dies wandert bei Elwood in den großen Cocktailshaker. In den Jahren als Tontechniker von Tricky, De La Soul, The The und den Jungle Brothers stellte er nämlich fest, daß Scheuklappen längst nicht so cool aussehen wie eine schicke Sonnenbrille. Gemächlich durchgeschüttelt tröpfeln seine Beats wie der Schweiß bei der schönsten Nebensache der Welt. "Should I push her in the bush / Or take her downtown?" fragt er und klingt dabei fast wie einst der ungestüme Young MC.
Es gibt wesentlich schönere Dinge als "guns, bitches and money" zu besingen, und Elwood hat die Stimme dazu. Es geht um Liebe, Feiern und anderen angenehmen Zeitvertrieb. Sanft fahren seine Worte wie Fingerspitzen den Rücken der Angebeteten herab. "Light my fire and curl my toes" singt er dazu. Ja, dieser Herr hat bei Barry White und Isaac Hayes das Ladykilling gelernt. Zwischen Folk und Jazz wird fleißig gepoppt. Wie Kollege Everlast entlockt er seiner akustischen Gitarre dabei genau die Zärtlichkeiten, die den anderen Herren der Wortschöpfung derzeit sonst abgehen.
"The parlance of our times" - Vom Sprachgebrauch unserer Zeit soll hier also erzählt werden. Weniger über die Abgründe der eigenen Seele reflektierend als eher dem Hedonismus frönend, formulieren sich die Geschichten fast wie von selbst. Auch wenn er sich fremder Songs bedient, wie beim Gordon Lightfoot-Cover "Sundown", findet Elwood schnell zur eigenen Sprache. Als hipper B-Boy und als schmachtender Crooner macht er seinen Job so verdammt cool, daß man den Eispickel entspannt beiseite legt. Und während die eisgekühlten Drinks in der Runde herumgereicht werden, ist man sich einig: Gut, daß wir darüber gesprochen haben.
Highlights
- Sundown
- Forty five
- Bush
Tracklist
- Sundown
- Slow
- Red wagon
- Picture of you
- Forty five
- Bush
- Peaches
- Dive
- Love hook
- Stockboy
Gesamtspielzeit: 41:34 min.
Referenzen
Fun Lovin' Criminals; Everlast; Spearhead; Stereo MC's; Big Yoga Muffin; Beastie Boys; Beck; DC Baseman; Tony Guerrero; G. Love & Special Sauce; Soul Coughing; Phoenix; Bran Van 3000; De La Soul; Stakka Bo; Young MC; Barry White; Isaac Hayes; Curtis Mayfield; Steely Dan
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