Frostbeulen

Äh, auf ein Wort: Diese Platte hier wurde im Sommer gar nicht von uns vergessen. Wir haben die absichtlich weggelassen. Es war nämlich damals noch viel zu heiß für sie. Und "Cuts across the land" ist nun mal kein Juli-Album. Hierzu gehören angelaufene Fensterscheiben. Zugefrorene Seen. Und die Art von Kälte, bei der auch fünf Pullis unter dem Parka nicht helfen würden. Aber nicht falsch verstehen, das ist natürlich kein Teetrinker-Kaminkuschel-Scheiß. Das hier fährt Dir in die Knochen und geht durch Mark und Bein. Das hier sind -10° am 32. Dezember.

Schuld daran trägt Liela Moss. Sie sieht zwar aus wie ein Engel mit ihren weißblonden Haaren und ihrem schmalen Gesicht, aber diese Frau schwebt nicht irgendwo auf Wolke sieben. Sie lebt tief unten, im Keller, in einem Gefrierschrank. Sie singt wie Yeah-Yeah-Yeahs-Frontfrau Karen O., mit dem gleichen Fieber, aber ohne Minirock. Sie wälzt sich in den Liedern ihrer Band wie Patti Smith vor 30 Jahren. Und sie herrscht mit einer Eiseskälte über diese Songs, die Dir auch noch das letzte bißchen Freude austreiben kann. "Farewell my lovely / Now more of your ugly words / You little bitch." Sie sagen's ja selber: "Love is an unfamiliar name."

Aber es ist ja nicht nur diese Frau, die aus "Cuts across the land" ein allumfassend großartiges Album macht. Es sind auch die Songs ihrer Hintermänner, die Songs vier furchtloser Kerle, die natürlich die laute, dröhnende Seite von Velvet Underground verstanden haben. Vor allem wissen sie aber, wie man in diesen Schneestürmen aus Schlagzeug, Baß und zwei Gitarren die Ruhe behält. Wie man ein fauchendes Monster wie "Stubborn stitches" bändigt. Wie man Luft holt und runterkommt nach solchen Stücken, genau wie in "Hello to the floor". Und das Wichtigste: Sie wissen, wie sie ihre Frontfrau zu inszenieren haben. Moss ist die Königin. Aber ihre Männer machen die Politik. Mit eiserner Hand und eisigem Lächeln.

(Daniel Gerhardt)

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

• Cuts across the land
• Stubborn stitches
• Hello to the floor
• Love is an unfamiliar name

Tracklist

1. Cuts across the land
2. Stubborn stitches
3. Darling you're mean
4. Win your love
5. Hello to the floor
6. Bottom of the sea
7. Fades the sun
8. You were born inside my heart
9. Lion rip
10. Lovetones
11. Love is an unfamiliar name
12. Red weather

Gesamtspielzeit: 42:27 min.

Referenzen

The Velvet Underground; Patti Smith; Siouxsie; Siouxsie & The Banshees; Scout Niblett; Sons And Daughters; The Ponys; The Jesus And Mary Chain; Black Rebel Motorcycle Club; PJ Harvey; Sonic Youth; Sleater-Kinney; The Kills; Yeah Yeah Yeahs; Electrelane; Elastica; The Ting Tings; Mary Timony; Helium; Ai Phoenix; Mazzy Star; ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead; Six.By Seven; My Vitriol; My Bloody Valentine; Interpol; Editors; Joy Division; The White Stripes; Thee Headcoatees; Holly Golightly; The Del Monas; Blondie; Throwing Muses; The Distillers; Jefferson Airplane; Lou Reed; Nico

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum

• The Duke Spirit - Sky is mine (7 Beiträge / Letzter am 21.08.2017 - 20:11 Uhr)
• The Duke Spirit (60 Beiträge / Letzter am 29.09.2011 - 16:46 Uhr)

Anhören bei Spotify