Wild Billy Childish & The Buff Medways - Medway wheelers
Damaged Goods / Cargo
VÖ: 14.03.2005
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
God save thee king
Im Archiv von Plattentests.de befinden sich derzeit circa 3.500 Rezensionen, was immerhin recht grob geschätzt der Zahl der Veröffentlichungen von Billy Childish entspricht. Wenn man seine Bücher und Bilder mitgezählt, zugegeben. Warum sich bislang kein einziger Text hierzuseits mit dem wohlonduliert bebärteten Briten beschäftigt, soll an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden. Denn schließlich gibt es Anlaß, diesem Nichtberücksichtungsumstand abzuhelfen: Wild Billy Childish hat - mal wieder - eine neue Platte. Wie jedes Jahr. Mindestens.
Seine Buff Medways - voller Name übrigens: Wild Billy Childish & The Friends Of The Buff Medway Fanciers Association - klingen wie eine Garagenband damals, als man noch nicht wußte, daß man sich Sicherheitsnadeln auch durchs Ohr stecken kann. Und sehen aus, als wollten sie gerade in den Ersten Weltkrieg ziehen. Was sie auf "1914" ja bereits taten. Alles ist englisch bis ins Mark. Natürlich. Standesgemäß ein Dreier, der sich vorwiegend rumpelnd den ebenfalls drei Akkorden widmet, die da das Empire bedeuten.
Es scheppert und knarzt, als wäre das Songdutzend schon vor einem halben Jahrhundert auf Schellack geritzt worden. In Mono. Wie es Childish eben am liebsten hat. Er ist schließlich ein Mann mit Prinzipien, für den künstlerische Weiterentwicklung keinerlei Wert besitzt. Statt dessen bedient er sich auch auf "Medway wheelers" selbstbewußt seiner Stärken: Übersichtliche Abzählriffs aus der großen Schatzkammer des Rock. Mit reichlich Höhen versehenes Verstärkerbritzeln. Genau jenes rudimentäres Gekloppe auf die Kessel, das Meg White auf ewig als Vorbild dienen wird. Exakt ein furztrocken plärrender Baß mehr, als die White Stripes je haben werden. Und das stets leicht windschiefe Krakeelen, welches sich so stilvoll im Dreck suhlt, wie es eben nur überzeugte Teetrinker tun können. Viktorianischer Rock'n'roll.
Selten braucht es mehr als drei Minuten, um auf den Punkt zu kommen. Schon "The man I am" ist ein einziges Fußaufstampfen. Songs wie "Karen with a C" und "22 weeks" sparen sich ihre knappen Melodien gleich ganz für den Refrain auf. Ab und zu schafft ihnen eine Mundharmonika sogar noch den Blues drauf. In "The poets dream" und dem rauhen Instrumental "Dustbin mod" darf tatsächlich mal Luft geholt werden. Und mit dem polternden "(I'm a) Lie detector" und dem spöttischen "I'm glad I'm not like David Wise" wird man dann noch mal so richtig motzig. Rock ist noch lange nicht tot. Er riecht nur ein bißchen komisch. Nach Teeblättern.
Highlights
- The man I am
- 22 weeks
- Medway wheelers
- (I'm a) Lie detector
- I'm glad I'm not like David Wise
Tracklist
- The man I am
- A distant figure of Jon
- Karen with a C
- 22 weeks
- Dustbin mod (inst)
- Medway wheelers
- (I'm a) Lie detector
- Private view
- The poets dream
- You're out the band sunshine
- Poundland poets
- I'm glad 'm not like David Wise
Gesamtspielzeit: 32:20 min.
Referenzen
Billy Childish; Thee Headcoats; Thee Mighty Ceasars; Thee Shams; The Milkshakes; The Del Monas; The Pop Rivets; The White Stripes; 22-20s; The Von Bondies; The Sonics; The Kinks; Muddy Waters; Bo Diddley; Link Wray; Screamin' Jay Hawkins; Dick Dale & His Del-Tones; The Cramps; The Drags; The Fall; Clinic; The Greenhornes; The Generators; The Peepshows; The Daggermen; Redd Kross; Mudhoney; The Turbo A.C.'s; Rocket From The Crypt; The Stooges; The Mono Men; The Nomads; The Hives; The Mooney Suzuki; Pipe; The Ponys; Jon Spencer Blues Explosion; The Who; The Jam; The Libertines; Babyshambles; Graham Coxon; Arctic Monkeys; Frank Black & The Catholics