Queen + Paul Rodgers - Return of the champions
Parlophone / EMI
VÖ: 19.09.2005
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Heavy rotation
Live-Comebacks von Bands, die vor knapp zwanzig Jahren zum letzten Mal den Tourbus beladen haben, sind bekanntermaßen grundsätzlich heikel. So richtig kritisch - vor allem moralisch - wird es aber, wenn der Frontmann bedauerlicherweise nicht mehr mit von der Partie sein kann, weil er gerade im Rock'n'Roll-Himmel mit John Lennon und Jimi Hendrix ein Skatturnier austrägt. Oder im Fall von Freddie Mercury mit Marilyn Monroe und Marlene Dietrich Prosecco trinkt. Dennoch entschloß sich die Hälfte der altehrwürdigen Rock-Giganten Queen, daß es ja nicht schaden könnte, noch einmal mit den alten Hits auf Tour zu gehen. Die Hälfte, das sind Gitarrist Brian May und Drummer Roger Taylor. Bassist John Deacon hatte keine Lust bzw. keine Geldsorgen bzw. verstanden, daß Queen-Konzerte ohne Freddie Mercury keinen Sinn machen.
Der undankbare Job, Mercurys Platz einzunehmen, wurde Paul Rodgers angetragen. Dieser hatte in den letzten vierzig Jahren eine überschaubare Anzahl Hits, allen voran "All right now, mit seinen Bands The Free und Bad Company. So überschaubar, daß sie großzügig in die Setlist integriert wurden. Bei den Konzerten irritierte noch zusätzlich die kantige Präsentation einstudierter Freddie-Posen und ein äußeres Erscheinungsbild irgendwo zwischen Armin Rohde und Jürgen von der Lippe - mit Sicherheit aber Welten von Eleganz oder gar Charisma entfernt. Bei diesem Livemitschnitt "Return of the champtions" darf man seinen Mißmut nun ganz Paul Rodgers' bluesig deplazierten Motocross-Phrasierungen und unnötigen Lauten wie "Yeah-eah-eah!" oder "Whoo!" widmen.
Überraschend: Die Soundqualität der Live-Platte entspricht nur der eines sehr guten Bootlegs. Nicht überraschend: Brian May liebkost noch immer meisterlich seine selbstgebaute "Red Special" - auch wenn seine obligatorischen Soli eher an angwierige, ausführliche Produktvorführungen erinnern. Erfreulich harmonisch fügt sich Paul Rodgers in den Queen-Harmoniegesang ein, was allerdings fast die einzige gute Nachricht ist - neben der Tatsache, daß darauf verzichtet wurde, das Konzert-Intro - "Lose yourself" von Eminem (!) - ebenfalls auf CD zu bannen. Am besten sind die Überreste einer der größten und innovativsten Rockbands aller Zeiten, wenn sie auf Rodgers verzichten: "'39" aus dem 1975er-Album "A night at the opera" wird nur von Brian May und seiner Akustikgitarre dargeboten. Ebenso "Love of my life", bei Konzerten in Originalbesetzung stets ein Fan-Favorit, weil Mercury bei jenem Lied immer feierlich den Publikumschor dirigierte. Natürlich singt dieser immernoch hingebungsvoll mit. Für Freddie.
Roger Taylor intoniert nicht nur die von ihm geschriebenen Nummern "I'm in love with my car", "These are the days of our lives" und "Radio ga ga" (klatsch-klatsch), sondern auch einen neuen Song: "Say it's not true". Durchschnittsballade. Und natürlich Hymne irgendeiner Anti-Aids-Kampagne. Während "Bohemian rhapsody" treibt es dem passionierten Queen-Liebhaber endgültig die Tränen in die Augen: Meister Mercury wird hinzugemischt, die letzten Zeilen singen Mercury und Rodgers abwechselnd - schmerzlicher könnte man den Unterschied zwischen "A kind of magic" und, nun ja, Blues-Paule, nicht vor Ohren geführt bekommen. Und auch ohne diesen traurigen Höhepunkt ist Freddie Mercury während der gut zwei Stunden um ein Vielfaches präsenter, als Rodgers. Kurzum: Nachdem der liebe Herr Mercury nun wirklich schon genügend Grund hatte, im Grab zu rotieren, dürfte er seit "Return of the champions" in Dauerrotation übergegangen sein. Dank Paul Rodgers. This band called Queen - he just can't handle it.
Highlights
- '39
- Love of my life
- Radio ga ga
Tracklist
- CD 1
- Reaching out
- Tie your mother down
- I want to break free
- Fat bottomed girls
- Wishing well
- Another one bites the dust
- Crazy little thing called love
- Say it's not true
- '39
- Love of my life
- Hammer to fall
- Feel like making love
- Let there be gene
- I'm in love with my car
- Guitar solo
- Last horizon
- CD 2
- These are the days of our lives
- Radio ga ga
- Can't get enough
- A kind of magic
- I want it all
- Bohemian rhapsody
- The show must go on
- All right now
- We will rock you
- We are the champions
- God save the queen
Gesamtspielzeit: 128:28 min.
Referenzen
The Free; Bad Company; Brian May; The Cross; The Darkness; David Bowie; Meat Loaf; The Ark; Baal; T. Rex; Roxy Music; Sparks; Supertramp; Dire Straits; Pink Floyd; Golden Earring; Aerosmith; Deep Purple; Whitesnake; Kiss; Journey; Boston; Asia; Nazareth; Foreigner; Bon Jovi; Gary Moore; Zwan; Silverchair; George Michael; Freddie Mercury
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