John Lennon - Working class hero - The definitive Lennon
Parlophone / EMI
VÖ: 30.09.2005
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Peace, love and understanding
Als die Beatles Ende der Sechziger mit immer größeren Schritten auf ihren unvermeidlichen Split zueilten, passierte das auch, weil sie längst zu vier sehr verschiedenen Charakteren (auseinander)gewachsen waren. Ihre Boygroup-gleiche Einteilung in stereotype Rollen wurden sie während ihrer gemeinsamen Karriere aber selbst durch offensichtlichste Differenzen nicht mehr los. Paul McCartney war Schwiegermamas Liebling. George Harrison der stille Beatle. Ringo Starr ein geselliger, musikalisch limitierter Spaßvogel. Und John Lennon natürlich der Zyniker. Verbissen, spöttisch und ein bißchen gemein. Ein dankbarer Job also eigentlich. Und doch schien kein Ex-Beatle mehr daran interessiert, sein öffentliches Bild zu korrigieren. Die Ehrlichkeit, mit der Lennon dabei vorging, muß man ihm sicherlich hoch anrechnen. Sie sollte aber auch dazu führen, daß sein Soloschaffen heute als Enttäuschung auf hohem Niveau gewertet wird.
Seine öffentlichkeitswirksame, aber häufig naive Herangehensweise an politische Probleme, seine wenig versöhnliche Abrechnung mit den Beatles und nicht zuletzt seine unverblümt ausgelebte Liebe zu Yoko Ono sorgten von Anfang an für Irritationen unter Fans und Medien - ungeachtet dessen, daß Lennon schon zu Beginn seiner Solokarriere seine beiden besten Alben veröffentlichte. "John Lennon / Plastic Ono Band" (1970) und "Imagine" (1971) waren Sammlungen reduzierter, meist klavierbestimmter und geradezu aufreizend einfacher Liebes-, Friedens-, und Protestlieder. Von Zynismus war nichts zu hören, viel mehr schien Lennon plötzlich sentimentaler Gefühlsduselei und offenherzigem Kitsch zugetan. Selbst dieses Eingeständnis änderte aber nichts daran, daß beide Platten vor allem voller wunderschöner, auf ewig unzerstörbare Klassiker waren. Es ist nur richtig, daß sie auf "Working class hero - The definitive Lennon" besonders prominent vertreten sind.
Ausführlichkeit ist aber sowieso das große Ding dieser Best-Of-Doppel-CD, die von Yoko Ono höchstselbst zum 65. Geburtstag ihres Ehemanns kompiliert wurde. Nicht nur Lennons frühes Solowerk wird inklusive schroffer Singles wie "Cold turkey" und "Instant karma! (We all shine on)" oder dem ekstatischen Gospel von "Power to the people" dokumentiert. Auch das in Dialogform gemeinsam mit Ono geschriebene "Double fantasy" (1980) und dessen posthum auf "Milk and honey" (1984) zusammengefaßte Überbleibsel werden hier besonders breit ausgerollt. Sie zeigen Lennon nach zwischenzeitlicher Trennung von Ono, seinem berüchtigten "Lost weekend" (18 Monate L.A. im Alkoholdelirium) und fünfjähriger Schaffenspause als altersmilden, musikalisch vielfältigen Ehemann und Familienvater. Sie zeigen eine weitere Seite an ihm, die so gar nicht zum alten Image aus Beatles-Tagen passen wollte.
Daß sein künstlerischer Höhepunkt zu dieser Zeit schon weit hinter ihm lag, mögen die allzu gemäßigte Comeback-Single "(Just like) Starting over" oder das übertrieben zugekleisterte "Grow old with me" zeigen. Andererseits schien Lennon nach jahrelangen Kämpfen mit sich selbst und der amerikanischen Einwanderungsbehörde, die ihm hartnäckig seine Green Card verweigert hatte, zum ersten Mal rundum zufrieden, befreit von allen Erwartungen und Ansprüchen, die an ihn gestellt worden waren. John Lennon hatte seinen Platz im Leben gefunden. Wer würde ihm das nicht vergönnen, wenn man bedenkt, daß er ihm am achten Dezember 1980 viel zu früh und viel zu plötzlich schon wieder genommen wurde?
Highlights
- Imagine
- Instant karma! (We all shine on)
- Working class hero
- Nobody loves you (When you're down and out)
- Come together (Live)
- Love
- Isolation
- Gimme some truth
Tracklist
- CD 1
- (Just like) Starting over
- Imagine
- Watching the wheels
- Jealous guy
- Instant karma! (We all shine on)
- Stand by me
- Working class hero
- Power to the people
- Oh my love
- Oh Yoko!
- Nobody loves you (When you're down and out)
- Nobody told me
- Bless you
- Come together (Live)
- New York City
- I'm stepping out
- You are here
- Borrowed time
- Happy Xmas (War is over)
- CD 2
- Woman
- Mind games
- Out the blue
- Whatever gets you thru the night
- Love
- Mother
- Beautiful boy (Darling boy)
- Woman is the nigger of the world
- God
- Scared
- #9 dream
- I'm losing you
- Isolation
- Cold turkey
- Intuition
- Gimme some truth
- Give peace a chance
- Real love
- Grow old with me
Gesamtspielzeit: 151:18 min.
Referenzen
The Beatles; Paul McCartney; Wings; George Harrison; Ringo Starr; Roy Orbison; Elvis Presley; Buddy Holly; Chuck Berry; Elton John; Billy Joel; Randy Newman; Electric Light Orchestra; The Byrds; Brian Wilson; The Beach Boys; Love; Eric Clapton; Harry Nilsson; Bob Dylan; Badly Drawn Boy; Elliott Smith; Richard Hawley; Rufus Wainwright; David Bowie; T. Rex; Roxy Music; Bryan Ferry; The Kinks; The Who; Yoko Ono
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