The Dust Dive - Asleep or awake walk

Own / Al!ve
VÖ: 02.12.2005
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Entdeckung der Einsamkeit
Die verhedderten Kabel rund um den Mikroständer haben die Hoffnung vorerst aufgegeben, bald entwirrt zu werden. Mit ins Knotenchaos eingeschnürt, hängen Effektgeräte windschief übereinander. Das Cello lehnt mit verblüffendem Ruhepuls am Regal, in dem sich Papiertürme biegen. Zerknüllte Zettel umlagern den billigen Kassettenrecorder. Ein alleingelassener schwarzer Edding auf dem Gitarrenverstärker sucht seine Kappe, die Wasserflasche auf dem Mellotron sieht ihm teilnahmslos dabei zu. Ein Hauch von Verfall durchweht das Chaos der kleinen Kammer, in der The Dust Dive ihr seltsames Album "Asleep or awake walk" aufgenommen haben.
Herausgekommen ist Musik, bei der die Worte mit den Schultern zucken, als wollten sie sagen: "Tut mir leid, aber ich glaube, ich wäre hier nicht passend." Einsame Tonfolgen einer Gitarre, mal gezupft mal sanft geschrubbt, perlen traumverloren ins Nichts. Hochfrequentes Flageolet-Rascheln und Gezirpe darüber. Schwermütig flankieren langgehaltene Akkordeoncluster die merkwürdigen Harmoniefolgen; während die Violine mit tränenverhangenem Bogenstrich ihr Leid klagt. Dazu der sonderbare Sprechsingsang von Bryan Zimmerman. Weit entfernt wirkt er, als umfinge ihn ein buttermilchiger Schleier. Die Stimme selbst klingt blechern, fast wie durch ein Transistorradio aufgenommen. Zuweilen verirren sich Klaviersprenkler in den Klangkosmos, aus dem Nichts bezwitschern ein paar Vögel die Stille. Der Anrufbeantworter wird abgehört, die Stimme des Anrufers knarzt, das Band eiert. Verwaschnes wie an einer Kinderschürze, Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht?
Nur wenig geht hier direkt ins Ohr. Doch die seltsam traumverlorene, weltentrückte Stimmung gräbt sich tief ein, übt einen fast hypnotischen Sog aus. Nüchtern und melancholietrunken zugleich schleichen sich die Stücke an, geben sich erst sperrig und verschlossen, verwirren mit schrägen Momenten, öffnen sich aber zunehmend, je besser man sie kennenlernt. Ganz langsam entfalten sie ihre minimalistischen, lyrischen Klangflächen, lullen das Ohr kurzzeitig ein, ehe aus dem Hinterhalt ein überraschendes Detail oder eine zarte Dissonanz auftaucht, Dich in den Nacken zwickt und aufhorchen läßt. Dies ist Musik für den einsamen Heimweg durch menschenleere Straßen bei Nacht - mit vernebeltem Bewußtsein, nach einer viel zu lauten und bunten Party.
Highlights
- Olathe north parking lot
- Main street anthem
- I'd rather not know
Tracklist
- Olathe north parking lot
- Back porches
- Can't afford much money
- Main street anthem
- I'd rather not know
- Perkins flag is getting ragged
- Lost bird
- ASleep or awake walk
- Sirens in the park at 11
- Way against the sunlight
- Daylight
- Flatbush adeline
Gesamtspielzeit: 39:25 min.
Referenzen
The Van Pelt; The Lapse; The Memory Band; Camper Van Beethoven; Karate; Smog; Will Oldham; Palace Music; Syd Barrett; Greg Weeks; The Appleseed Cast; The Gloria Record; Pedro The Lion; Modest Mouse; Adem; Sparklehorse; Okkervil River; Savoy Grand; Slint; Mono; Gastr Del Sol; Talk Talk; Woven Hand; Iron & Wine; Akron/Family; Devendra Banhart; Animal Collective; Panda Bear; Pajo; Xiu Xiu; Bohren & Der Club Of Gore; Sigur Rós; Dirty Three; Danielson Famile; Sufjan Stevens; Elliott Smith; Pavement; The Arcade Fire; Minutes And Seconds; Hey Mercedes; Mewithoutyou; The Double; Casiotone For The Painfully Alone; Beck; The Velvet Underground