Skagen - Sorry, sun!

Waggle-Daggle / Broken Silence
VÖ: 14.11.2005
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kein Problem
Das hätte sich unser aller Ex-Bundespräsident, der Herzog-Roman, wohl auch nicht im Traum ausgemalt. Da wird sein vielzitierter und oft geforderter Ruck, der durch Deutschland gehen müsse, glatt mal zum einleitenden Thema einer Plattenkritik. Denn der Infozettel, der "Sorry, sun!" von Skagen beiliegt, zitiert genau jenen Herzog-Satz und schlußfolgert (etwas waghalsig), daß der von der Politik anscheinend nicht praktizierte Ruck durch unser Land nun eben von Skagen ausgehen müsse. Doch ehe nun kritische Geister ine Neo-Rechts-Metal-Kapelle vermuten, besser des Rätsels Lösung.
Skagen ist eine sechsköpfige locker formierte Band um den dänischen Songwriter Mikael Jan Sebastian Ahlmeyer. Und wer drei so schöne Vor- und einen recht undänischen Nachnamen trägt, der musiziert womöglich ganz prächtig. Die elf Songs auf "Sorry, sun!" sind tatsächlich eine gelungene Mischung aus getragenen Melodien auf der einen Seite und kiloweise Melodramatik auf der anderen Seite. Das drückt zwar manchmal ganz schön aufs Gemüt, aber bietet dennoch kurzweilige Unterhaltung. Bestes Beispiel ist "Long distance runner", wo doeser Mikael Jan Sebastian Ahlmeyer direkt in den ersten Zeilen sein Herz über die Zunge ausschüttet. Oder das feine "Le coiffeur" mit der Harmonika am Mund und der Gitarre um den Hals. Einfacher Folk-Rock.
Es ist den Tönen deutlich anzuhören, daß es sich bei "Sorry, sun!" um ein Debütalbum handelt. Doch entschuldigen muß sich hier keiner. Nicht bei der Sonne, und nicht beim Rezensenten. Es ist gerade der Amateurstatus, der dem ganzen hier den Charme verleiht. Das ist wie im DFB-Pokal, wo ja aufgrund eigener Gesetzmäßigkeiten auch oft die kleinen Teams gewinnen. Nicht, weil sie die besseren Songs (Spieler) haben, sondern weil der Star die Mannschaft ist. Und auf "Sorry, sun!" funktioniert das Zusammenspiel der Instrumente. Trompete, Gitarre, Mundharmonika, Keyboards. Auch, wenn es manchmal schon arg artig klingt. Wie im wehmütigen "Fjord", wo wir Skandinavienfreunde direkt an Dünen, Wellen und den ganzen Seefahrerromantikscheiß glauben. Dennoch einer der feinsten Songs.
Fragt man die Jungs von Skagen nach ihren Inspirationen, so wollen sie laut jenem schlauen Infozettel Ryan Adams, Wilco und Jeff Buckley als Einfluß geltend machen. Dahinter kann ein dezenter Haken gesetzt werden. Ergänzt werden darf noch Placebo, deren Melodramatik besonders stimmlich Pate stand. Auch Starsailor immer wieder. Recht gelungen ist also der Soundbogen, der vom fragilen ersten Track "Come to an end" bis zum Finale mit "Come to an end Part 2" gespannt wird. Und weit stimmiger als der Albumtitel "Sorry, sun!". Die Sonne verzeiht alles. Und wir könnten Skagen eh nie böse sein.
Highlights
- Long distance runner
- Fjord
Tracklist
- Come to an end
- Neverending time
- Memories
- Still there
- Long distance runner
- Waiting
- Le coiffeur
- Fragile
- Apoloanthology
- Fjord
- Come to an end part 2
Gesamtspielzeit: 49:08 min.
Referenzen
Starsailor; Arid; Haven; Matthew; Delays; Teitur; Tiger Lou; Kristofer Åström & Hidden Truck; Unbelievable Truth; Lucky Jim; Belasco; Placebo; Delaware; Shine; Black Milk; Pussybox; Thom.; Vivid; Bright Eyes; Ryan Adams; Wilco; Clem Snide; The Tears; The Veils; Leaves; Lorien; Jeff Buckley