Marah - If you didn't laugh, you'd cry
Phidelity / Munich / Indigo
VÖ: 11.11.2005
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Kichererbsen
Serge und Dave Bielanko haben sich verändert. Nicht so sehr musikalisch - "If you didn't laugh, you'd cry" ist mal wieder erfrischend unsortiert und verstolpert -, sondern räumlich. Von Philadelphia ging's ab nach Brooklyn. Marah atmen also jetzt echte Metropolenluft. Und stellen auf ihrem fünften Album den nervösen Städtern ein paar nette Landeier vor. So trifft dann rumpeliger Rock'n'Roll auf pfiffigen Countryfolk. Und irgendwer hat dann wohl eine Neonröhre aus der Stadt mitgebracht, die zwischendurch immer so lustig flackern kann.
Spaß macht das. Der Fuß wippt von Anfang an fleißig mit, weil "The closer" mit knuffiger Schmalzlocke losrockt. Auch "The hustle" knarrt zunächst wie rustikale Holzbalken, mogelt dann aber einen feisten Discobaß zwischen das Gehüpfe. Bei derlei Spielwitz braucht niemand mit Zugvögeln kuscheln, um kräftig angesteckt zu werden. Immer wieder zerschießen sich die Songs genüßlich selber. Da pusten betrunkene Bläser geradewegs in die Rotweinflasche. Ausladende Melodien quetschen sich in wackelige Arrangements, daß man Angst um die Nähte bekommt, die Schunkler wie "Sooner or later" zusammenhalten sollen. Andererseits sind Löcher in der Hose ja auch nur eine Art der Belüftung.
"If you didn't laugh, you'd cry" ist Musik für philosophierende Arbeiter. Alles hat zwei Seiten. Eine Zeile wie "I spent way too much time feeling stupid and mad" geht als Selbstmitleid durch, funktioniert aber genauso auch als Scheiß-drauf-jetzt-erst-recht. Mit dieser gesunden Einstellung überstanden die Bielankos all die Abende an der versifften Bar mit den versifften Typen, die den gleichen Mist erleben wie sie selber. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Dem grübeligen Folk, dem knochentrockenen Country und dem angenehm schlampigen Breitwandrock, der dort aus dem Radio scheppert, hören die Brüder nicht einfach nur zu. Sondern machen ihn selber. Mit Liebe, Leidenschaft und einem kräftigen Schluck Bier. Daß das immer ein wenig windschief klingt, gehört einfach dazu. Das innere Bedürfnis, das in dieser Musik steckt, muß eben einfach heraus. Wie ein Rülpser.
Highlights
- The hustle
- Sooner or later
- The demon of white sadness
- Walt Whitman bridge
Tracklist
- The closer
- The hustle
- City of dreams
- Fat boy
- Sooner or later
- So what if we're outta tune (w/ the rest of the world)
- The demon of white sadness
- The dishwasher's dream
- Poor people
- Walt Whitman bridge
- The apartment
- The end (Sooner or later interlude)
Gesamtspielzeit: 41:27 min.
Referenzen
The Jayhawks; Cracker; Camper Van Beethoven; Old 97's; Wilco; The Replacements; Frank Black & The Catholics; Uncle Tupelo; Steve Earle; Bobby Bare Jr.; Ryan Adams; Whiskeytown; Son Volt; Calexico; The Mother Hips; Counting Crows; Obi; Greatful Dead; The Band; Creedence Clearwater Revival; Flying Burrito Brothers; The Rolling Stones; Bruce Springsteen; Southside Johnny & The Asbury Jukes; Tom Petty & The Heartbreakers; Soul Asylum; Guided By Voices; Marcy Playground; Phantom Planet; Modest Mouse; The Hold Steady; Violent Femmes; The Pogues; Van Morrison; Neil Young; Bob Dylan; The Beach Boys; Bright Eyes; Boy Omega
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