Madonna - Confessions on a dancefloor
Warner
VÖ: 11.11.2005
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Underwater love
Das Musikgeschäft ist nicht sehr kompliziert. Wenn Du einmal unten bist, ist das schlecht. Aber auch irgendwie gut, weil es dann ja nur wieder hoch gehen kann. Es sei denn, Du bleibst halt unten. Das ist dann wirklich dumm. Aber auch nicht so schlimm. Von jemandem der unten ist, wird ja gar nichts anderes erwartet. Du kannst also nur gewinnen, wenn Du unten bist. Und wenn Du oben bist sowieso. Solange Du nicht fällst, natürlich. Wobei Du selbst dann … nun gut. Madonna jedenfalls, um jetzt mal die zu nennen, hat mit ihrer Karriere zuletzt ja doch eher den Fußboden geschrubbt. Und genau deshalb hat auch schon lange keine ihrer Platten mehr eine dermaßen gute Ausgangsposition gehabt wie die neue. Ist doch ganz einfach.
Wir wollen das kurz erklären: Madonnas gemeinsamer Film mit Husband Guy Ritchie war ein solcher Tritt in dessen regieführende Eier, daß sein Titel längst in Vergessenheit geraten ist. Vom letzten Album "American life" blieb auch nur übrig, daß Madonna gern ihren Präsidenten kritisiert hätte, sich dann aber doch nicht so richtig getraut hat. Und wurde sie in der Nähe von Britney Spears gesehen, ist sowieso immer irgendwas Schlechtes, Schlimmes und/oder Ekliges passiert. Alles in allem also: kann nur besser werden. Und falls doch nicht, wird Madonna eben Patentante der nächsten fünf Britney-Kinder und erzieht den eigenen Nachwuchs vollzeitlich dazu, keine Anziehsachen mit runden Kreisen drauf zu tragen oder nur ungehäutete Kalbsleberwurst zu essen. Die Optionen will man mal haben.
Vorher aber noch ein Versuch, okay? "Confessions on a dancefloor" heißt das neue Album der Queen Mum of Pop, und das Prinzip, das dahinter steckt, haben Madonna und ihre Ghostwriter - verdächtig viele schwedische Namen, aber auch Stuart Price (Les Rythmes Digitales, Zoot Woman) und der alte Mirwais - erstaunlich tapfer durchgehalten. Es gibt keine Ballade fürs Frühstücksradio. Kaum "Chamäleon des Pop"-technische Anbiederungen an heutige Trends. Und mit dem Abba-Sample-Superhit "Hung up" auch nur eine sinnvolle, wirklich herausragende Single. Der Rest ist tatsächlich eine pure Club-Platte. Derart tanzbar, daß sie selbst den größten Indierock-Grobmotoriker noch gut aussehen läßt. Und für zuhause so nützlich wie ein Herrenklo im Nonnenkloster.
Es ist eben doch wieder so: Was "Confessions on a dancefloor" beim Ausgehen hilft - übersichtliche Beats, mannschaftliche Geschlossenheit, beständiges Tempo -, wird ihm zum Verhängnis, sobald man es mal ganz in Ruhe anhören möchte. Es ist Oberflächenmusik, egal wo man die Lupe draufhält. Hübsch gebohnert und gewienert, auf durchaus beeindruckende Weise zweckmäßig. Aber wie eine Sitcom-Kulisse auch immer nur dort ansehnlich, wo es gerade nötig ist.
Um nach den potentiell Kariere-killenden Fehlgriffen der letzten Jahre nochmal die Kurve zu kratzen, dürfte es reichen. Aber den eigenen Ansprüchen gerecht werden, das geht auch irgendwie anders. Popkönigin sein ist eben irgendwie wie Bundeskanzlerin werden wollen. Und einen weiteren Punkt abziehen mußten wir übrigens, weil es schon wieder jemand versäumt hat, ein massenkompatibles Dancealbum ohne Unterwassereffekte, Vocoderstimmen und blöde Lyrics zu machen. Den schenken wir der Angie. Soll sie noch auf die Mehrwertsteuer drauf tun.
Highlights
- Hung up
Tracklist
- Hung up
- Get together
- Sorry
- Future lovers
- I love New York
- Let it will be
- Forbidden love
- Jump
- How high
- Isaac
- Push
- Like it or not
Gesamtspielzeit: 56:13 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Loketrourak Postings: 2606 Registriert seit 26.06.2013 |
2022-07-19 10:28:48 Uhr
@Felix: Auch wieder wahr. Die Auskopplungen überstrahlen womöglich das Mittelmaß vom Rest. |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10088 Registriert seit 26.02.2016 |
2022-07-18 23:09:21 Uhr
"Bedtime Stories" hat großartige Singles, aber dazwischen finde ich es etwas zu mau für die Top-Riege. |
Loketrourak Postings: 2606 Registriert seit 26.06.2013 |
2022-07-18 22:40:45 Uhr
True Blue mag ich nicht so. Der Titelsong ist meh und La Isla Bonita finde ich grausam überschätzt. Like a Prayer und Ray of Light vorn. Music kann auch viel, Eine Lanze für Bedtime Stories. Secrets ist so wahnsinnig gut! |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10088 Registriert seit 26.02.2016 |
2022-07-18 15:27:36 Uhr
Ich mag auch "True Blue" wohl noch einen Tick mehr und ja, sonst wäre "Erotica" ggf. entscheidend. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 11113 Registriert seit 23.07.2014 |
2022-07-18 15:00:19 Uhr
Debüt, „Like a Prayer“ und natürlich „Ray of Light“ sehe ich noch darüber, bei „Erotica“ müsste ich wohl nochmal überlegen. |
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Referenzen
Annie; Kylie Minogue; Daft Punk; Stardust; Modjo; Les Rhythmes Digitales; Zoot Woman; Laurent Garnier; Kid Loco; Etienne De Crécy; Alex Gopher; Mirwais; William Orbit; Goldfrapp; Donna Summer; The Human League; Client; Miss Kittin; Thievery Corporation; Rinôçerôse; Everything But The Girl; Roísín Murphy; Moloko; Gwen Stefani; Sophie Ellis-Bextor; Bananarama; Cher
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