Silverchair - The best of Volume 1
Murmur / Epic
VÖ: 20.11.2000
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Selbstfindung im Rampenlicht
Was wurde über Silverchair nicht schon alles geschrieben? Jedenfalls bestehen kaum Zweifel, daß es entschieden zu viel war. Die drei jungen Austalier legten 1995 im zarten Alter von 15 Jahren ihr Debütalbum "Frogstomp" vor und wurden damit über Nacht zu Stars. Kurt Cobain war zum damaligen Zeitpunkt gerade mal ein Jahr tot, und Medien wie auch Fans waren aufgrund seines äußerlichen Auftretens davon überzeugt, in Daniel Johns seinen legitimen Nachfolger gefunden zu haben. Gerade dadurch war die Gefahr für den fragilen Frontmann groß, wie sein berühmter Vorgänger unter der Last des plötzlichen Ruhms zu zerbrechen. Nach dem etwas ziellosen Zweitling "Freak show" folgte mit "Neon ballroom" ein introvertiertes Meisterwerk, das Daniel Johns als gereiften Songwriter zeigte. Doch seine Seele zeigte sich angreifbarer denn je, und als sich die Gerüchte über seine Magersucht und psychische Probleme häuften, zog Johns gerade noch rechtzeitig die Notbremse und stoppte den Zug, den er ins Rollen gebracht hatte. Obwohl die Band inzwischen ihr eigenes Label gegründet hat, stehen Silverchair durch Johns Isolation von der medialen Außenwelt mehr denn je auf wackligen Beinen, und es ist noch fraglich, ob und wann es zu einem vierten Album kommen wird.
In dieser Zeit macht es also durchaus Sinn, mittels einer Doppel-CD eine erste Bilanz zu ziehen. Einerseits sind auf "The best of Volume 1" die elf Singles vereint: die schönsten Balladen und die aufrüttelndsten Hilferufe aus rund fünf Jahren Bandgeschichte. Statt allerdings wie bei derartigen Compilations üblich die Hits mit nur ein bis zwei unveröffentlichten Stücken anzureichern, hat die Plattenfirma tief in den Archiven gekramt und einige Perlen zutage gefördert. Zwar wurden die elf Tracks der zweiten CD bereits alle auf irgendeine Weise (meist auf Soundtracks oder als B-Seiten) veröffentlicht, viele allerdings lediglich in Japan oder Australien. Neben drei Alternativ-Versionen bereits bekannter Stücke und einem eher unnötigen kurzen Live-Cover-Medley von Black Flag finden sich auch Stücke, die eine A-Seite wert gewesen wären. Das unsagbar traurige "Untitled" mit üppigem Streicherarrangement ist bereits vom "Godzilla"-Soundtrack hinlänglich bekannt, das erdige "Blind" untermalte Jim Carreys "The cable guy"-Film, während Silverchair auch ein "Punk song 2" bestens zu Gesicht steht.
Natürlich kommen die 22 Tracks beileibe nicht ohne Aussetzer aus. Während sich auf der ersten CD kaum wirkliche Ausfälle finden, verliert sich rund die Hälfte der zweiten CD in der bekannten Outtake-Mittelmäßigkeit. Doch insbesondere wenn man bedenkt, daß Silverchair die Stücke im Alter von 14 bis 19 Jahren geschrieben haben, muß man vor den Jung-Grungern ohne Einschränkungen den Hut ziehen. Wer Daniel Johns in "Untitled" erschreckend ehrliche Zeilen wie "All I can think of are ways to die alone" leiden hört und dazu in seine traurig-nachdenklichen Augen blickt, dem wird schnell klar, daß hinter Silverchair ehrliche Gefühlen stecken und sie weit mehr sind als nur eine übliche Teenie-Sensation. Die Kollektion "Best of Volume one" bietet daher nicht nur die Gelegenheit für alle Raritäten-Sammler, ihre Lücken zu stopfen, sondern auch allen, die die junge Band bislang nie wirklich ernst nahmen die Chance, das Versäumte nachzuholen. Es bleibt dabei nur zu hoffen, daß Silverchair als Band in dieser Form noch lange genug existieren werden, um eines Tages eine "Best of Silverchair, Volume 2" auf noch weitaus höherem Niveau nachlegen zu können.
Highlights
- Emotion sickness
- Untitled
Tracklist
- CD 2
- Anthem for the year 2000
- Freak
- Ana's song (Open fire)
- Emotion sickness
- Israel's son
- Tomorrow
- Cemetery
- The door
- Miss you love
- Abuse me
- Pure massacre
- Untitled
- New race
- Trash
- Ana's song (Open Fire) Acoustic Re-Mix
- Madman
- Blind
- Punk song 2
- Wasted / Fix me
- Minor threat
- Freak (Remix for us rejects)
- Spawn (Pre-Vitro Version)
Gesamtspielzeit: 81:42 min.
Referenzen
Nirvana; The Smashing Pumpkins; Bush; Oleander; Live; Stone Temple Pilots; Puddle Of Mudd; Days Of The New; Soundgarden; Pearl Jam; Green Lizard; Jonas; Alice In Chains; Radish; Sunna; Sun; Black Sabbath; Led Zeppelin
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