Robbie Williams - Intensive care
Chrysalis / Capitol / EMI
VÖ: 21.10.2005
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Showmaster
Wenn nur alles auf dieser Welt so verläßlich wäre wie Robbie Williams. Egal, was er macht: Man kann sicher sein, daß er auf irgendeinem frenetisch umjubelten Siegertreppchen landen wird. Zum Beispiel auf dem für den Künstler mit dem geschäftstüchtigsten Management. Wenn sowieso alles, was man anfaßt, zu Gold wird - warum dann nicht noch geschwind ein paar zusätzliche Händchen annähen? Man kann dem Gespann um Robbie jedenfalls kaum vorwerfen, nicht alle Register zu ziehen. Neue Platte, ach ja: Der Albumtitel "Intensive care" erinnert wahlweise an Shampoowerbung oder einen medizinischem Notfall, so oder so irgendwie beunruhigend.
Als vor genau einem Jahr Robbies "Greatest hits"-Compilation erschien und neben all den bekannten Favoriten auch zwei neue Songs beherbergte, fielen jene auf wie Falschgeld aus dem heimischen Laserdrucker: Zum einen war da die uninspirierte Kitsch-Katalog-Ballade "Misunderstood", zum anderen "Radio", ein durchgeknalltes Stückchen Pop, mit dem man irgendwie nicht so recht wußte, wohin. Im Zweifelsfall ins Kuriositätenkabinett. Aber jemandem wie Robbie verzeiht man ja so einiges. Auch die Tatsache, daß er Langzeit-Kollaborateur Guy Chambers gegen einen Typen namens Stephen Duffy ausgetauscht hat und die ersten beiden gemeinsamen Liedchen nun nicht unbedingt zu Begeisterungsstürmen hinrissen.
Daß Robert Peter Williams "Intensive care" als Hommage an die Achtziger deklariert, dürfte kein Zufall sein: Stephen Duffy muß ja schließlich das Trauma verarbeiten, bei Duran Duran ärgerlicherweise kurz vor deren großem Erfolg ausgestiegen zu sein. Was würde ein Psychologe raten? Richtig: Konfrontationstherapie. Und so flaniert Robbie durch die musikalische Allee des geschmacksunsichersten Jahrzehnts, während diverse Fönfrisurträger Spalier stehen. Klingt so beunruhigend wie der Albumtitel? Ist es auch zunächst. Aber, um das zugunsten der Baldrianressourcen vorwegzunehmen: Robbie kriegt schon noch die Kurve - wenn auch leider nicht über die gesamte Albumlänge. "Here I stand victorious", singt er gleich zu Beginn mit einem Siegerlächeln in der Stimme und einer Mischung aus Human League und Spandau Ballet im Schlepptau.
Die Pseudo-Reggae-Nummer "Tripping" mit ihrem kurzzeitig verstörenden Discounter-Synthie - zugegeben, auch die ist eher was für jenes Kuriositätenkabinett. Schafft es aber trotzdem zu gefallen, weil das Stück ungefähr den tollsten Falsetto-Refrain seit The Darkness' "I believe in a thing called love" hat. "Make me pure" erweist sich als thematische Fortsetzung von "Come undone" - "it's a song I've sung before and I'm going to sing again." Mit einem Gospelchor, diesmal. Überhaupt: Auf "Intensive care" ist alles eine Nummer größer, weiter, breiter, mehr. Sogar verglichen mit den Vorgängern. Die einstigen Brit-Pop-Ansätze gehören endgültig der Vergangenheit an. Man könnte auch hier und da das unschöne Wort "überproduziert" benutzen. Allerdings entschädigt so ein Hit wie "Spread your wings" sofort: simpler Gitarrenpop zwar, aber dermaßen charmant vorgetragen! Daß Duffy keine Übersongs schreibt, ist meistens gar kein Problem.
Manchmal aber eben doch: "Please don't die", "Your gay friend" und "Random acts of kindness" durchschnitteln so vor sich hin, gehen gefällig ins Ohr und auch genauso gefällig wieder raus. Oft ist es nicht so, daß die Songs überdurschnittlich wären, sondern daß sie dies alleine durch Robbie Williams' Präsenz werden. "Sin sin sin" hat ab der zweiten Strophe den Baß bei Queens "A kind of magic" stibitzt und sich auch daran erinnert, daß die mal mit David Bowie kollaboriert haben. "The trouble with me" ist eine weitere Selbstbekenntnis-Nummer, die überraschend in einen klassischen Schlagerrhythmus verfällt. "Das einzige Rolling-Stones-Riff, das Keith Richards noch schreiben muß", will der Herr Williams nicht ohne Stolz in "A place to crash" wissen. Klingt wirklich so. Aber auch gleichzeitig nach einer dieser lustigen Rock-Musical-Produktionen, die gerne zu "Wetten, daß...?" eingeladen werden. Und wieder ist ein Gospelchor dabei. Zum Schluß dann noch ein ruhiges, harmonisches, schwärmerisches Liedchen mit Streichern und so. Nett. Ausgerechnet ein Song namens "Advertising space", eine Verbeugung vor Elvis Presley, ist das Highlight der Platte: "No one learned from your mistakes / We let our prophets go to waste / All that's left in any case / Is advertising space." Lassen wir einfach mal so stehen. Und Robbie weiterhin wohlwollend den größten Entertainer der Welt spielen. Irgendjemand muß den Job ja machen.
Highlights
- Tripping
- Spread your wings
- Advertising space
Tracklist
- Ghosts
- Tripping
- Make me pure
- Spread your wings
- Advertising space
- Please don't die
- Your gay friend
- Sin sin sin
- Random acts of kindness
- The trouble with me
- A place to crash
- King of bloke and bird
Gesamtspielzeit: 53:02 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
oldfield |
2006-08-01 11:22:17 Uhr
@mädlalso doch nicht so versteckt. haste für heute schon dein dirndl rausgelegt? |
mädl |
2006-08-01 11:20:33 Uhr
aus bayern |
oldfield |
2006-08-01 11:18:23 Uhr
@mädlkenn ich gar nicht, den dialekt. aus welcher versteckten ecke der republik hat der seinen ursprung? |
mädl |
2006-08-01 11:14:45 Uhr
ne dass nich aber des is mein dialekt ... und den schreib ich auch weils lustig is!!! |
JimCunningham |
2006-08-01 11:13:25 Uhr
bei einer anderen person hätte ich das sicher auch lustig gefunden ;-)ich bin nur zur zeit etwas...angespannt. |
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Referenzen
New Radicals; Toploader; Deacon Blue; Prefab Sprout; Spandau Ballet; Mark Owen; Ronan Keating; Brian McFadden; Lee Ryan; Daniel Powter; Savage Garden; Darren Hayes; Duncan Sheik; Starsailor; Semisonic; Train; Vega 4; Fastball; The Beautiful South; The Human League; Duran Duran; Simple Minds; A-Ha; David Bowie; The Rolling Stones; Queen; The Lightnig Seeds; Babybird; Stereophonics; Travis; Keane; Oasis; Embrace; Maroon 5; Tom Jones; George Michael; Take That; Backstreet Boys; Sasha; Melanie C
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