Arab Strap - The last romance
Chemikal Underground / Rough Trade
VÖ: 28.10.2005
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Friends will be friends
Ihr ganzes Leben lang sind Aidan Moffat und Malcolm Middleton prima miteinander ausgekommen. Als die beiden Schotten 1995 ihre jeweiligen Bands aufgaben, um mit Arab Strap in eine vereinigte Zukunft zu steuern, hatte sich bereits ein reger Tape- und Ideen-Handel zwischen ihnen entwickelt. Man fand sich sympathisch, sah die gemeinsame Basis und wollte es eben einfach mal drauf ankommen lassen. Mittlerweile, zehn Jahre, fünf Platten, ungezählte Konzerte und durchzechte Nächte später, darf man guten Gewissens von einer echten Männerfreundschaft sprechen. Doch es heißt, sie habe noch nie so sehr auf der Kippe gestanden wie im Vorfeld von "The last romance".
Moffat wollte mehr Leben zulassen, sich wenigstens ein paar Schritte wegbewegen von den düsteren, unlenksamen Songs, die seiner Band das Sad- und Slowcore-Label eingebracht hatten. Middleton hingegen, der mit seinem zweiten Soloalbum "Into the woods" gerade erst eine Sammlung verzagter Klagelieder in neuentdeckte musikalische Leichtigkeit eingepackt hatte, stand der Sinn eben genau danach: düstere, unlenksame Sad- und Slowcore-Stücke. Auf "The last romance" kann man nun hören, wie sich diese gegensätzlichen Vorstellungen aneinander reiben, wie es mitunter knirscht und knistert zwischen Moffat und Middleton. Folglich ist es ihre greifbarste Platte geworden, die beweglichste und die mit der meisten Körperspannung. Einen Keil haben die beiden deshalb aber noch lange nicht zwischen sich treiben lassen.
Es ist nicht so, daß Middleton diesmal überhaupt nicht zum Zug käme - das geradezu ätzend schwerefällige "Chat in Amsterdam, winter 2003" repräsentiert zum Beispiel ziemlich genau, was er sich vorgestellt haben muß. Das größere Verhandlungsgeschick oder schlicht den längeren Atem scheint allerdings Moffat gehabt zu haben, als es den Sound des Albums auszutüfteln galt. Seiner Stimme haften weiterhin Schwermut und Resignation an, seine Songs sind aber zugleich direkter und verspielter als je zuvor. Mit den Kneipenchören und Bläserstürmen von "There is no ending" ließe sich tatsächlich ein Faß aufmachen. Das dreiminütige "Speed-date" schliddert beinahe zielstrebig auf einen hitverdächtigen Refrain zu. Und Moffat hat seinen Spaß. Oder ist zumindest nahe dran.
"If there's no hope for us / There's no hope for anyone", singt Moffat schon früh im Album einmal und meint es natürlich nicht fragend, sondern als Feststellung. Unter der frisch gewischten Oberfläche ist auch er noch lange nicht im Reinen mit sich, seine Texte kreisen weiterhin selbstzweifelnd um Beziehungen, die nicht funktionieren wollen und den Ärger, den er sich deswegen einhandelt. Middleton fällt da gerne mit ein, das reduzierte "Confessions of a big brother" (Gitarre, Cello, Düsternis) klingt wieder sehr nach seiner Kappe. Und so hangeln sie sich eben durch, immer irgendwie verloren zwischen Auf- und Abbruchstimmung. Man könnte ihnen Unentschlossenheit vorwerfen. Aber eigentlich haben hier nur zwei Freunde jenes verrückte Durcheinander eingefangen, das manche Leute Leben nennen.
Highlights
- Chat in Amsterdam, winter 2003
- Don't ask me to dance
- Speed-date
- There is no ending
Tracklist
- Stink
- (If there's) No hope for us
- Chat in Amsterdam, winter 2003
- Don't ask me to dance
- Confessions of a big brother
- Come round and love me
- Speed-date
- Dream sequence
- Fine tuning
- There is no ending
Gesamtspielzeit: 35:55 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Prof. Dr. Deitzel |
2013-03-27 21:24:39 Uhr
Peter, sind sie der Austauschstudent aus Bulgarien? Haben sie sich denn für die Sprachkurse schon eingetragen? Ohne solide Sprachkenntnisse wird das wohl ganz schwer. |
Peter |
2013-03-27 21:19:36 Uhr
Ich habe Probleme ihren Ausführungen zu folgen. |
Herder |
2013-03-27 21:14:40 Uhr
Schon allein wegen der herrlich bescheuerten/traurigen Zeilen"Give me your gibberish tonight and talk to me with your eyes shut Make me giggle in your sleep, and I can dream that you're a slut And when I wake up stiff, please just feel free to use me Then go to work and let me wonder what it was that made you choose me" in "Dream Sequence" musste man Arab Strap doch toll finden! Okay, ich belästige euch jetzt nicht weiter damit, aber: Das war 'ne tolle Band! |
Obrac |
2006-04-28 10:04:58 Uhr
Hmm, kein Wunder, dass der Thread hier kaum Einträge hat. Dafür ist die Platte einfach zu gut. |
Armin |
2005-12-02 18:14:20 Uhr
ARAB STRAP 03.02.2006 Hamburg - Logo 13.02.2006 Berlin - Magnet 14.02.2006 Köln - Gebäude 9 15.02.2006 Stuttgart – Schocken Kam eben auch vom Label. |
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Referenzen
Malcolm Middleton; Low; Windsor For The Derby; The Golden Virgins; The Delgados; dEUS; Chokebore; Gravenhurst; Palace Music; Tindersticks; Nick Cave & The Bad Seeds; The Black Heart Procession; The Reindeer Section; Yo La Tengo; Lupine Howl; Sparklehorse; Songs:Ohia; Smog; Black Box Recorder; Will Oldham; Bonnie 'Prince' Billy; The Good Life; Bright Eyes; An Angle; I Can Make A Mess Like Nobody's Business; Fuck; Joy Division
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