Rosie Thomas - If songs could be held

Sub Pop / Cargo
VÖ: 10.10.2005
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Händchen halten
Die lieben Menschen von Seattles Vorzeige-Label Sub Pop hatten schon viele gute Ideen. Zu den nettesten gehört allerdings, daß man die Promo-Versionen seiner Veröffentlichungen dort immer in einer passend zum Künstler ausgesuchten Farbe verschickt. Hilft ungemein und liegt niemals daneben. Sam Beams letzte Iron-&-Wine-Platte "Our endless numbered days" glänzte beispielsweise in edlem, erdigem Mahagonibraun. Die luftigen Popanflüge von Holopaws "Quit +/or fight" strahlten im unschuldigsten Babyblau. Bei "Valende" der anstaltsflüchtigen Italo-Nasen von Jennifer Gentle entschied man sich richtigerweise für ein alarmierend knallrotes Knallrot. Und daß die dritte Platte der Liedermacherin Rosie Thomas hier nun in einer undefinierbaren Mischung aus Blaßrosa und Hautfarben rumliegt, verrät auch schon wieder mehr, als auf manchem Erklärzettel steht.
Ein Schritt wird nach dem anderen getan auf "If songs could be held". Man kriegt die Augen verbunden, wird bei der Hand genommen. Und dann von Thomas durch ihr Album geführt. Langsam und bedächtig tastet es sich heran mit "Since you've been around", der wunderbar zurechtgeschmückten Anlauframpe für "Pretty dress", das ungleich pompösere Herzstück der Platte. Offensives Klavier, Streicher von Filmmusikant Josh Myers, und Thomas plötzlich exaltiert und berauscht, ganz ohne Schlaf in den Augen. Daß diese Frau mindestens zwei Seiten hat, haben die Eingeweihten aber ohnehin schon lange gewußt.
Schreibt sie nämlich nicht gerade neue Lieder, kann man Rosie Thomas auch schon mal auf der Bühne eines Seattler Comedy-Clubs betrachten - mit dicken Brillengläsern und in der Rolle des durchgeknallten Pizzagirls Sheila. Ihrem Album konnte das zwar nicht allzu viel anhaben, aber es liegt doch eine Aura des Unberechenbaren über diesem "If songs could be held". Egal, ob sich Thomas nun mit Ed Harcourt zum Duett "Let it be me" verabredet oder in "Loose ends" als angeschossenes Country-Mädchen auftritt. Es ist immer noch Platz für eine Idee, die man auf keinem üblichen Female-Adult-Contemporary-Rock-Album finden würde.
Daß man überhaupt erst auf die Idee kommt, es könnte sich bei "If songs could be held" um ein solches handeln, ist dann auch das einzige Problem dieser Platte. Mitunter knickt die selbstbewusste Songwriterin in Thomas ein, plötzlich klingt sie wie Norah Jones ohne Grammys im Schrank oder Geld auf dem Sparbuch. Für die gepflegte Rhodes-Piano-Seligkeit von "Guess it may" funktioniert das zwar noch, gerade in der zweiten Albumhälfte nutzen sich Thomas' gut gemeinte Gefälligkeiten aber doch immer schneller ab. Und man würde ihr fast etwas mehr von der Garstigkeit ihres Comedy-Alter-Egos wünschen. Selbst, wenn Stücke wie der süffige Klavier-Abstieg von "Tomorrow" dann vielleicht gar nicht mehr möglich wären.
Highlights
- Since you've been around
- Pretty dress
Tracklist
- Since you've been around
- Pretty dress
- Loose ends
- It don't matter to the sun
- Guess it may
- Let it be me
- Clear as a bell
- Say what you want
- Time goes away
- Death came and got me
- Tomorrow
Gesamtspielzeit: 39:30 min.
Referenzen
Amanda Rogers; Sophie Zelmani; Aimee Mann; Tori Amos; Over The Rhine; Maria Taylor; Orenda Fink; Azure Ray; Maria Solheim; Natalie Merchant; Never The Bride; Emiliana Torrini; Joni Mitchell; Feist; Laura Veirs; Lisa Germano; Nina Nastasia; Elisa; Fiona Apple; Kate Bush; Heather Nova; Damien Jurado; Velour 100; Mazzy Star; Ai Phoenix
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