Starsailor - On the outside

Chrysalis / Capitol / EMI
VÖ: 14.10.2005
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mysterious ways
"I don't see myself when I look in the mirror", bekennt James Walsh direkt zu Anfang. Und man möchte nicht nur diese Feststellung heftigst benicken, sondern auch gleichzeitig kopfschüttelnd hinzufügen, daß vor allem die Ohren nicht glauben mögen, was ihnen da die Gehörgänge flutet. Das sollen Starsailor sein? Zumindest Walshs Stimme, die immer noch unverkennbar zwischen melancholisch-fragil und eindringlich jammert, spricht ganz klar dafür, daß wir es hier tatsächlich mit der gleichen Band zu tun haben, die uns 2001 das hinreißend schöne "Love is here" bescherte. Der Reiz ihres Debüts war nicht zuletzt einer schlichten und gerade deswegen so wirkungsvollen Produktion zu verdanken. Bereits auf dem Nachfolger "Silence is easy" wurde dieses Prinzip verworfen und zusammen mit Phil Spector der Bombast-Baukasten geplündert. Aber tolle Songs kann ja bekanntlich nichts erschüttern. Auch keine Streicherarmada.
Nun, auf dem dritten Studioalbum, hat eine andere Bombast-Komponente ihren großen und bedauerlicherweise mißglückenden Auftritt. "Spieglein, Spieglein, an der Wand / Was soll denn die Gitarrenwand?", würde man gerne fragen. Das sind nicht mehr Starsailor, wie man sie einst liebgewonnen hatte, sondern eine austauschbare Gruppe mit austauschbaren Liedern, die wie Ergebnisse suboptimal verlaufener Schönheitsoperationen wirken. Produzent Rob Schnapf, eigentlich für seine hervorragende Arbeit mit Beck, Marjorie Fair oder Elliott Smith bekannt, hat Starsailor keinen Gefallen getan. Möglicherweise konnte er auch gar nicht mehr viel tun, weil es schlichtweg an hochkarätigem Songmaterial fehlte. Auch bienenfleißiges Polieren macht nun mal aus Bronze kein Gold.
"In the crossfire" ist wahrscheinlich die durchschnittlichste Single, die Starsailor jemals veröffentlicht haben. Es wird angestrengt und zu Standard-Akkordfolgen drauflosgerockt, zudem scheint James Walsh - auch auf die Gefahr hin, eine Stimmbandzerrung zu erleiden - Matthew Bellamy imitieren zu wollen. Aber damit nicht genug: "Counterfeit life" beginnt wie ein Bon-Jovi-Song, und das bricht dem passionierten Starsailor-Fan, bei allem Verständnis für Weiterentwicklung, nun wirklich das Herz. "In my blood" ist Altherrenrock der uninspiriertesten Sorte, Paul Rodgers würde den Vieren dafür wahrscheinlich auf die Schulter klopfen. Die Krönung sind allerdings die "Faith hope love"-Shouts im gleichnamigen Lied - klingt wie eine dieser "pissed off, middle-class and white"-Bands aus den US of A. "I don't know" beginnt als U2-Nummer und mündest dann in Egal-Rock. Es ist ein Trauerspiel: Starsailor klingen wie 50-jährige Feierabendmucker.
Der "Way back home" führt leider nicht zu alten musikalischen Tugenden zurück, sondern noch tiefer ins Desaster. Es ist nicht zu fassen. Und daß die Band sich dieses Mal auch verstärkt mit politischen Themen befaßt hat, geht bei dieser musikalischen Enttäuschung leider vollkommen unter. Wenn man nicht wüßte, würde man wahrscheinlich seine halbe Plattensammlung dafür verwetten, daß dieser seelenlose Radio-Gitarrenrock niemals von Starsailor kommt. "Keep us together" knüpft nahtlos daran an und appliziert noch eine Borte mit der Aufschrift "Oh-oh-oh-ohooo / Here I go." Oh no. Und während James Walsh noch "Get out while you can" rät, ist es für Starsailor längst spät - die Belanglosigkeit hat sie fest im Griff. Das Keyboard zitiert aus der "Ode an die Freude" - selten schien diese so unangebracht wie auf diesem Album, auch wenn sich anhand der Schlußfolge aus "This time", "White light" und dem nur von einer Akustikgitarre begleiteten "Jeremiah" zumindest ansatzweise die einstige Klasse der Band wiedererkennen läßt. Wenigstens findet James Walsh ein beruhigendes Schlußwort: "Little one / Do not fear / The ways of the world will soon be clear." Die Wege von Starsailor hoffentlich auch.
Highlights
- This time
- Jeremiah
Tracklist
- In the crossfire
- Counterfeit life
- In my blood
- Faith hope love
- I don't know
- Way back home
- Keep us together
- Get out while you can
- This time
- White light
- Jeremiah
Gesamtspielzeit: 38:51 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Gordon Fraser |
2009-06-05 22:22:47 Uhr
In The Crossfire 7/10Counterfeit Life 6/10 In My Blood 7/10 Faith Hope Love 3/10 I Don't Know 5/10 Way Back Home 4/10 Keep Us Together 9/10 Get Out While You Can 5/10 This Time 7/10 White Light 7/10 Jeremiah 6/10 "Keep Us Together" überstrahlt ein ansonsten erschreckend langweiliges Album. 6/10 |
bier in der nase |
2009-06-05 22:11:09 Uhr
"White light" ist göttlich und wurde völlig zu Unrecht bei den Highlights in der Rezension ignoriert. Aber zumindest wurde es im Text angedeutet.Schönere Trackliste: In the crossfire Counterfeit life I don't know Keep us together Always This time Believe me Get out while you can White light Rise up Jeremiah |
Ψ |
2009-04-26 21:03:21 Uhr
In the crossfire - 5/10Counterfeit life - 6/10 In my blood - 4/10 Faith hope love - 3/10 I don't know - 4/10 Way back home - 2/10 Keep us together - 6/10 Get out while you can - 6/10 This time - 7/10 White light - 9/10 Jeremiah - 8/10 = 5/10 Nach einer schwachen ersten Hälfte gibt es doch noch ein paar gute Songs zu hören, auch wenn Starsailor auf keinem anderen Album so austauschbar klangen wie hier. |
Ψ |
2009-04-26 21:01:00 Uhr
|
Chefmaus68 |
2008-11-24 12:01:36 Uhr
Also, wenn's ein neues Album im Stile von "Love Is Here" gibt (einschließlich solcher Übersongs wie "Jeremiah" oder "Grandma's Hands"), dann greife ich sofort zu!"Love Is Here" selbst ist sowieso einer ihrer stärksten Songs - Hühnerfell!!! |
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Referenzen
Vega 4; JJ72; The Tears; Suede; Bernard Butler; Richard Ashcroft; Eskobar; Saybia; Andreas Johnson; Remy Zero; Mansun; Haven; Keane; U2; A-Ha; The National Anthems; Manic Street Preachers; Muse; Delirious?; INXS; The The; Snow Patrol; The Veils; Belasco; Matthew; Embrace; Coldplay; The Stills; The Crash; Tiger Lou; Jeff Buckley; Powderfinger; The Watchmen; Lifehouse; Our Lady Peace; The Goo Goo Dolls; Switchfoot; Savage Garden; Bon Jovi; Fury In The Slaughterhouse; Paul Rodgers
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