Big Star - In space
Ryko / Rough Trade
VÖ: 26.09.2005
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Sternschnuppe
Gut Ding will Weile haben. Und manches Ding braucht dann tatsächlich beinahe dreißig Jahre, um sich mal wieder zu regen. Mitte der Siebziger baute eine Band namens Big Star, angeführt von Box-Tops-Röhre Alex Chilton, drei feine Alben zusammen. Ausgehend von den späten Ausläufern der Swinging Sixties und kurz vor der Geburt des Punk brachten Chilton, Chris Bell, Andy Hummel und Jody Stevens das auf den Punkt, was später findige Menschen "Powerpop" nennen sollten. Später. Denn auch wenn die drei Alben "No. 1 record", "Radio city" und "Third / Sister lovers" nur so vor Melodien überquollen, blieben sie doch wie Blei in den Regalen liegen. Es scheint, als hätten sich deutlich mehr Bands von diesem Sound inspirieren lassen, als die Platten überhaupt Käufer fanden.
Irgendwann war dann eben Schicht mit Big Star. Chilton wurde seine diversen Süchte los, startete eine Solokarriere und ließ sich von den Replacements mit einer eigenen Hymne feiern. Mit Hilfe zweier anderer Anhänger, Ken Stringfellow und Jon Auer von den Posies nämlich, begrub Chilton schließlich nach einiger Bedenkzeit den Groll über den Mißerfolg von Big Star. Seit 1993 hüpfen immer wieder ein paar Herren mittleren Alters auf die Bühne und spielen die alten Schlager. So hätte es ewig weitergehen können, wenn nicht Chilton plötzlich von einer Bühne herunter auch noch ein neues Album angekündigt hätte.
"In space" heißt nun diese Comeback-Platte, das vom beständigsten aller Big-Star-Lineups eingespielt wurde. Gleich zu Beginn klirren dann auch gleich die Gitarren unter einer leichten Staubschicht hervor. Es jinglet, es janglet, und die Harmonien flattern munter durch die Gegend. "Lady sweet" trägt nicht ohne Grund beinahe den Namen eines ziemlich sahnigen Cocktails, und "Turn back on the sun" bababat im warmen Zwielicht des Sonnenuntergangs.
Doch im Gegensatz zum pointiert aufspielenden Posies-Album "Every kind of light" zeigt das Denkmal schnell bedenkliche Risse. Gegen plumpe Popowackler wie "Love revolution" oder "A whole new thing" wirkt Austin Powers wie ein kultivierter Kavalier, "Aria largo" tanzt mit gebrochener Hüfte, und "Makeover" würde nicht einmal Lenny Kravitz als Quotenrocker auf seine Alben furzen. Dabei strahlt "In space" zwischendurch doch immer noch fast alles aus, was man auch bei den vielen Big-Star-Nachfahren bewundern konnte: die verschmitzten Melodien, die Beatles-kundigen Harmoniegesänge, die schwerelosen Rhythmusflocken. Dumm nur, daß die Band mangels gehaltvoller Songs längst klingt wie zweitklassige Plagiatoren ihrer selbst.
Highlights
- Lady sweet
- Turn back on the sun
Tracklist
- Dony
- Lady sweet
- Best chance we've ever had
- Turn my back on the sun
- Love revolution
- February's quiet
- Mine exclusively
- A whole new thing
- Aria largo
- Hung up with summer
- DO you wanna make it
- Makeover
Gesamtspielzeit: 39:12 min.
Referenzen
Alex Chilton; The Box Tops; The Posies; Gin Blossoms; The Lemonheads; Buffalo Tom; The Replacements; The Beach Boys; The Byrds; Badfinger; The Zombies; The Turtles; R.E.M.; Teenage Fanclub; Pernice Brothers; Preston School Of Industry; The Thrills; The Thorns; The Minus Five; The Mother Hips; Brendan Benson; Josh Rouse; Pete Yorn; Pete Droge; Ryan Adams; Ken Stringfellow; Nada Surf; Death Cab For Cutie; Wilco; Beulah; The New Pornographers; The Shins; The Pearlfishers; The Mustard Seeds; Redd Kross; The db's; The Buzzcocks; The Bluetones; The Blondes; Jellyfish; Phantom Planet; The La's; The Boo Radleys; Travis; Myracle Brah; The Beatles; The Kinks; Moby Grape; Cheap Trick; T. Rex; The Searchers; The Hollies
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