Barbara Cuesta - Barbara Cuesta
Draußen gibt's nur Kännchen / Universal
VÖ: 22.08.2005
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Meet the Katze
Wirre Locken umwuscheln ihren keck funkelnden Rehkitzaugen. Gemeinsam lassen sie tief drinnen lodernde Leidenschaft erraten, während ihr die kristallklare Blässe ihres Teints etwas Reines, fast Unschuldiges verleiht. Bei Barbara Cuesta, scheint's, gehen die Gegensätze Hand in Hand. Auch in den Hirnwindungen hinter der Stirn setzen sich die Oppositionen fort.
Ihre Gedanken, Texte und Kompositionen schillern zwischen scheinbar naiven Ringelreimen, die auf Melodien reiten, die an Kinderlieder erinnern und knorrigen Chansons mit tiefer Reflexion, zwischen schnurrender Schmusekatze und kratzbürstiger Bissigkeit, zwischen verschmitztem Witz und leiser Melancholie. Ihre Lieder verströmen den Duft von leiser Zärtlichkeit nach wilden Nächten, atmen kammermusikalische Intimität. "Keiner kann sagen, wann sich das Rad der Fortuna mal dreht / und die Sonne uns lacht / Und so lang wie es regnet, hat der die Macht / Der nicht viel braucht zum Leben und Kakao selber macht", haucht sie in "Meine Seele" ins Mikro. Wohl dem, der weiß, wo Milch und Kakaopulver stehen.
Zumeist ist da nur sie, sind da ihre Stimme und ihre Gitarre. Zwischendurch schneit das Cello rein und steuert ein paar schmachtende Linien bei. Einige der Songs beschleunigen den Puls dank treibender Schlagzeuggrooves, windschiefe Akkorde vom Honkytonk-Klavier torkeln im gedämpften Licht der Straßenlaternen vor dem Schlafzimmer, und von irgendwo her streuen Himmelschöre Feenstaub auf die Milchstraße. Mal säuselt sie sanft wie einst Bettina Wegner, dann gurrt sie kehlig wie Tori Amos oder schickt ihre Stimme auf butterweiche Achterbahnfahrt wie Heather Nova.
Davon, Blätter vor den Mund zu nehmen, hält sie nicht viel. Ihre Figuren sinnieren freimütig darüber, ob es nicht mal eine gute Idee wäre, in Honig, Federn, weißer Farbe oder Pisse zu baden. Sie läßt sie schon mal lieber Sperma als Lebertran schlucken oder blaue Elefanten an Schlafzimmerfenstern vorbeifliegen sehen, sieht Atommoleküle auf ihrem Grab bei Nacht tanzen, die ihr ein Lied über den Sinn ihres Lebens vorsingen. Nietzsche hört ihr zu und entdeckt Parallelen zwischen ihr und sich selbst, und bei Vollmond im Bett liegt plötzlich ein "Halbschlafmonster". Der rote Faden spinnt sich durch Beziehungsgeflechte, aber die Texte, die sie daherum webt, glänzen immer wieder mit originellen Perspektiven und skurrilen Bildern. In Barbara Cuestas Schaffen ist diese ebenso seltene wie seltsame Platte erst der Anfang. Dem aber wohnt ein Zauber inne.
Highlights
- Meine Seele
- Nietzsche hört zu
- Halbschlafmonster
Tracklist
- Meine Seele
- Das letzte Mal
- Ich fühl
- Wenn ich durchdreh
- Traumfrau
- Kreatur
- Nicht weinen
- Tod & so
- Nietzsche hört zu
- Baden
- Halbschlafmonster
Gesamtspielzeit: 41:13 min.
Referenzen
Meret Becker; Anjaka; Quarks; Gustav; Bettina Wegner; Juliane Werding; Alexandra; Mandy van Baaren; Bernadette La Hengst; Britta; Element Of Crime; Fink; Heather Nova; Tori Amos; Fiona Apple; Joan Osborne; Sophie Zelmani; The Cranberries; The Sundays; Wir Sind Helden; Juli; Silbermond; Julia Hummer Band; Lucilectric; Ich & Ich; Annett Louisan