Syd Matters - Someday we will foresee obstacles
V2 / Rough Trade
VÖ: 22.08.2005
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Sprung um Sprung
Sucht man nach einer Sportart, die das Leben treffend umschreibt, landet man früher oder später unweigerlich beim Hürdenlauf. Denn gleich dem sportlichen Ritt über Hürden ist auch das Leben an sich im Grunde eine Ansammlung von Hindernissen. Manche höher, manche niedriger. Syd Matters nennt sein neues zweites Album "Someday we will foresee obstacles" und beschreibt darin die Quintessenz der obigen Allegorie. Der Trick nämlich liegt wohl darin, einfach nur frühzeitig die Hürde als solche zu erkennen, rechtzeitig das Bein zu strecken und mit einem gespannten Hosenboden über das Hindernis zu fliegen. Es ist alles so einfach!
Die ersten Hindernisse auf seinem Weg zu mehr Popularität auch über die frankophilen Grenzen hinaus meisterte der jetzt 24 Jahre junge Syd mit dem in Homerecording aufgenommenen Debüt "A whisper and a sigh" ganz hervorragend. Auf "Someday we will foresee obstacles" nun potenziert er die larmoyante Folktronic-Stimmung des Vorgängers noch einmal um ein Vielfaches. Daß Syd Matters jetzt von einer Band begleitet wird, ist nur eine Wahrheit dieses Album. Die andere ist: Die Songs sind konzentrierter, weniger fragmentarisch und überaus homogen. Ein Album, wie - ganz sanft und vorsichtig - in Stein gemeißelt, eher gekratzt. Wobei Syd Matters aller strukturellen Einheit zum Trotz auch nicht mit kleinen versponnenen Ideen geizt. Nahezu alle Songs enden, wie sie nie und nimmer angefangen haben.
Die Fragilität des französischen Chansons vermengt Matters mit der Spannung der elektronischen Soundartisten: Heraus kommen zwölf musikalische Songperlen, die allesamt wie Soundschleifen sich winden und drehen. So zum Beispiel das trostlos vor sich hin plätschernde "City talks", dem sich eine Blockflöte anschließt und das ein paar Reihen höher auf dem Notenblatt in ein wunderbares Finale mündet. Geradezu brillant tranig geht es mit "Obstacles" weiter. Hörgenuß ohne Hindernisse. Richtig lauschig klingt dann "To all of you", seine Hommage an die amerikanische Damenwelt: "To all of you American girls / I'd like to be part of your world."
"Icare" ist ein Duett mit Euro Childs von Gorky's Zygotic Mynci. und das luftige "Someday sometimes" wäre vielleicht der Sound der Landsmänner von Air, wenn die sich nach "Moon safari" nicht in großer Musikidiotie verloren hätten. Dazu immer wieder die an Thom Yorkes trickreiche Finten erinnernden Melodiebögen. Allerhand hochkarätige Referenzen tummeln sich hier. Unaufhaltsam läuft Matters zu auf das bewegungslose Finale mit "Motion", wofür er mit viel Weitsicht den Spurt verlangsamt: "And if living is a motion / I was dead when I was young." Ein Triumph. Den Blick aufs Zielfoto können wir uns sparen.
Highlights
- City talks
- Someday sometimes
Tracklist
- City talks
- Obstacles
- To all of you
- Icare
- Someday sometimes
- Passe muraille
- Watcher
- Lost bird
- Flow backwards
- English way
- Middle class men
- Motion
Gesamtspielzeit: 61:09 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Hindernisse |
2018-03-27 22:31:38 Uhr
Obstacles hat mich auf diese Band / den Solokünstler aufmerksam gemacht und meine Güte ist diese Album gut! Obstacles, To All of You, Motion, I Care, Someday Sometimes alles großartige Stücke aber Obstacles wird wohl jetzt für lange Zeit mein absolutes Lieblingslied sein. Kann das Album nur jedem empfehlen, auch nach über 10 Jahren immer noch sau gut. |
shrink |
2005-09-22 22:50:19 Uhr
Hab jetzt die beiden letzten Alben (weiß garnicht ob der überhaupt mehr gemacht hat) und bin ein bisschen enttäuscht. Kein einziges Lied erreicht in meinen Augen das Niveau von "fear of heights". Alles ganz schön und ruhig, aber nicht weltbewegend.Vielleicht brauchen die einfach noch ein bisschen Zeit. |
Knapp |
2005-09-21 22:11:08 Uhr
habs heute bekommen. bin ja gespannt was mich erwartet.warum steht auf dem album "Syd matters", sprich das matters wurde klein geschrieben? ich dachte das sei zwar ein künstlername, aber vor und nachname. |
shrink |
2005-09-04 13:25:21 Uhr
Geht das Album eher in Richtung "fear of heights" oder in Richtung "to all of you"? |
Paul Paul |
2005-08-29 11:41:13 Uhr
Schöne CD. Mit den Hauptreferenzen: José Goonzàles, Kashmir und Radiohead müsste es gut umschrieben sein. Und der Bonus-Track klingt ein wenig nach Pink Floyd. |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Ben Christophers; David Kitt; Her Space Holiday; Faultline; Polar; Aqualung; Nom; Maximilian Hecker; Florian Horwath; Finn.; Spruce; Monta; Thom.; Turner; Roman Fischer; Tom McRae; David Gray; Radiohead; Patrick Wolf; Simian; Bent; Röyksopp; Tahiti 80; Air; The Beta Band; The Flaming Lips; Audible; Boy In Static; Adem; Diefenbach; Kashmir; Elbow; Doves; Pajo; Elliott Smith; Nick Drake
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Syd Matters - Someday we will foresee obstacles (19 Beiträge / Letzter am 27.03.2018 - 22:31 Uhr)
- Syd Matters - Ghost days (27 Beiträge / Letzter am 15.11.2014 - 12:35 Uhr)