Various Artists - Warped Tour '05 compilation
Sideonedummy / Cargo
VÖ: 04.07.2005
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Hartes Pflaster
Skateboarder sind für Außenstehende eine höchst putzige Spezies. Im Morgengrauen, wenn wirklich alle Passanten noch schlafen und auch die Penner im Park, schnappen sie sich ihr Brett und gehen nach draußen. Beim Üben sind schließlich keine Zuschauer erwünscht. Niemand soll beobachten können, wie sie für die große Sensation trainieren. Die ganzen Oldschool-Tricks wie Ollie, Doppeltunddreifachollie, 720°, Kickflip, Heelflip und Ausflip sind nämlich was für Kinder. 2005 wird mehr erwartet. Entweder der Sprung über die Chinesische Mauer, oder aber zumindest dessen Großstadtpendant, der Sprung über etwas anderes. Hauptsache, gewaltig.
Nur: Bevor irgendwas erfolgreich enden kann, endet es zunächst mal blutig. Und spätestens, wenn der Jahrhundert-Trick sitzt, schubst der Boarder sein Brett Richtung Apotheke. Um für die nächsten Wochen mit der Jahresration einer Pflasterfabrik beklebt zu sein und sich damit kräftig bei den Homies zu blamieren. Das Schlimmste: Bis die Wunden abgeheilt sind und der eventmäßig zu zelebrierende Trick die Schmach wieder auswetzen kann, hat der Boarder ihn schon längst wieder verlernt. Wie schon gesagt: eine höchst putzige Spezies, diese Skateboarder, für Außenstehende. Muß man wahrscheinlich selbst mal probiert haben. Um sich nicht länger zu fragen, ob man mit dem Auto nicht viel sicherer von A nach B kommt. Auch wenn wir unseren Fiat noch ordentlich pimpen müssen, bevor er über irgendeine Mauer springt.
Jahr für Jahr trifft sich die amerikanische Schar dieser putzigen Spezies jedenfalls auf dem Mega-Event schlechthin: der Vans Warped Tour, die von Bundesstaat zu Bundesstaat zieht. Und in wechselnder Besetzung so ziemlich alles dabei hat, was in gewissen Genres Rang und Namen hat. Skatepunk, natürlich, aber auch alles, was hinten irgendwie "Core" heißt. Und Jahr für Jahr schicken die Amis uns den passenden Sampler rüber. Um kräftig Neid zu schüren, natürlich. Doch verglichen mit dem Trostpflaster aus 2004 muß man diesmal schon ganz schön auf die Zähne beißen. Für tighte 10 Euro bekommt man wieder 50 Songs von 50 Bands geboten, aber diesmal mit viel mehr Nonames und weniger Thursdays oder NOFXs, an denen man sich festkrallen könnte.
Die Entdeckungsreise lohnt sich dennoch über alle Maßen. Denn schließlich haben zahlreiche Bands in Deutschland noch keine einzige Platte veröffentlicht. Und die Ausfallquote ist gering. Bemerkenswert: Fall Out Boy, die früher offenbar bessere Songs schrieben als die auf "From under the cork tree". Die netten Ladies von Go Betty Go. Die Gym Class Heroes, die zig Bandnamen ("I took Cutie for a ride in my Death Cab...") einen brüllend komischen Rap basteln. Die wenig originellen, aber schwungvollen Name Taken. Rufio mit ihrer verschmitzten Van Halen-Verarsche in Punkrock. From First To Last, die vor lauter geselligem Emocoren ganz vergessen haben, daß sie "Note to self" schon letztes Mal den Jungs von der Plattenfirma geschickt hatten. Greeley Estates, denen in der Bridge plötzlich die Galle überkocht. Für alle Metalcore-Freunde Bleeding Through sowie vor allem Underoath, die ja schon länger als Next Big Thing gehandelt werden. Und die Herzschmerzer Amber Pacific sollte man wohl dringend mit dem dieser Tage veröffentlichten Debüt antesten.
Auch Musikfreunde ohne ausgeprägten Forscherdrang werden an Beiträgen von Hot Water Music, Atreyu, Pennywise, No Use For A Name, Strung Out, Millencolin oder Strike Anywhere noch genügend helle Freude haben. Nur den dilettantischen Asbach-Uralt-Song von The Offspring, den hätte es echt nicht gebraucht. Ansonsten: Daumen hoch! Vielleicht mögen die Treter-Kollegen von Vans ja als Hauptsponsor zurücktreten. Und Hansaplast endlich diese astreine Klientel überlassen. Tut's noch weh?
Highlights
- Bleeding mascara (Atreyu)
- Note to self (From First To Last)
- Gone so young (Amber Pacific)
- Suspension (Mae)
- Don't look away (Greeley Estates)
- Analog (Strung Out)
- Taxi driver (Gym Class Heroes)
Tracklist
- CD 1
- The darkest places (MxPx)
- Sunshine highway (Dropkick Murphys)
- Beheaded (The Offspring)
- Saturday (Fall Out Boy)
- Poison (Hot Water Music)
- Checkmarks (The Academy Is...)
- Start wearing purple (Gogol Bordello)
- You alone (Street Dogs)
- Bleeding mascara (Atreyu)
- Out of control (Rufio)
- It's dangerous business walking out your front door (Underoath)
- The ones (Hopesfall)
- Note to self (From First To Last)
- Gone so young (Amber Pacific)
- For Fiona (No Use For A Name)
- Composing (Boys Night Out)
- Take me away (Plain White T's)
- Weapons of mass deception (The Unseen)
- Me ss. Morrissey in a pretentious contest (The ladder match) (A Wilhelm Scream)
- It's kinda like a bodybag (Underminded)
- Tension (Nural)
- Suspension (Mae)
- The rising end (The first prophecy) (ZAO)
- Don't look away (Greeley Estates)You lost, you're crazy (Big D & The Kids Table)
- CD 2
- Yell out (Pennywise)
- Selfish man live in L.A. (Flogging Molly)
- To the world (Strike Anywhere)
- Ohio is for lovers (Hawthorne Heights)
- Ray (Millencolin)
- Love lost in a hail of gunfire (Bleeding Through)
- Sydney (Halifax)
- Car underwater (Armor For Sleep)
- Gyasi went home (Bedouin Soundclash)
- Make out kids (Motion City Soundtrack)
- Just like I remember (Bleed The Dream)
- Entombed we collide (Death By Stereo)
- Smashed into pieces (Silverstein)
- Theatre (Gatsby's American Dream)
- White and gold (Roses Are Red)
- Skeleton jar (Youth Group)
- Saturday (Go Betty Go)
- By my side (Left Alone)
- Analog (Strung Out)
- Dog-eared page (The Matches)
- Ashes, ashes (Hidden In Plain View)
- Hold on for your dearest life (Name Taken)
- Being alright (Tsunami Bomb)
- Mission (The Phenomenauts)
- Taxi driver (Gym Class Heroes)
Gesamtspielzeit: 154:25 min.