Shipping News - Flies the fields
Touch & Go / Quarterstick / Cargo
VÖ: 02.05.2005
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Everything is static
Es ist der Moment, kurz bevor Du links rüber ziehst. Die Sicht ist nicht besonders gut hier, aber länger kannst Du hinter diesem LKW nicht mehr herschleichen. Der Puls springt, der Bauch kribbelt, der Blinker blinkt. Dann passiert es. Und es passiert gar nichts. Du reihst Dich wieder ein, wenige Meter vor dem lichthupenden Laster. Alles ist wie zuvor. Es geht jetzt nur etwas schneller. Fast bist Du ein bißchen enttäuscht.
Shipping News kämpfen mit hohen Erwartungen. Nicht, weil sie eine Art All-Star-Band des Tüftler-Rocks wären, mit Leuten von Rachel's, June Of 44 oder Rodan. Und auch nicht, weil Bob Weston, der harte Hund von Shellac und Mission Of Burma, ihr viertes Album "Flies the fields" mit der Schleifmaschine bearbeitet hat. Die Erwartungen an Shipping News ergeben sich einzig aus ihrer Musik selbst. Aus weiten Wegen und wogenden Spannungsbögen. Aus langen Intros und bösen Vorahnungen. Aus einer Reihe von Andeutungen, Möglichkeiten und Großchancen, die aber doch nicht gänzlich genutzt werden. Weil dieser Platte im letzten Moment die Spucke wegbleibt.
"Flies the fields" ist ein Post-Rock gewordenes Oxymoron. Eine auf ihre art erzkonservative Platte, die voll ist mit experimentierfreudigen Bastelarbeiten an E-Gitarre, Baß und Schlagzeug. Kein Album, das dem Genre irgendwelche neuen Erkenntnisse abknüpfen würde. Aber eines, das altbewährte Felder ausgesprochen effektiv bearbeitet. Alles ist schwerfällig und -mütig, die Songs sind zäh und sehnig. Achtbeinige Gitarren krabbeln durch unendliches Flachland, die Percussion holpert träge vor sich hin. Um Akzente ist man selten bemüht. Es brodelt nur unter der Oberfläche.
"Axons and dendrites" legt sein Ohr auf gut präparierte Savoy-Grand-Schienen und hört blutigen Herzen beim zögerlichen Pochen zu. "Untitled /w drums" ist ein wahrlich straightes, mehrstimmig gesungenes Häufchen Elend, das die Genauigkeit dieser Band mit dem Geodreieick unterstreicht. Und "The human face" geht mit seinem zwischenzeitlichen Totalversagen eines der wenigen Wagnisse der Platte ein. Wirklich gemein wird "Flies the fields" aber trotzdem nur ein einziges Mal. "(Morays or) Demon" ist der Prügelknabe der Sammlung. Ein Bösewicht, der kämpft und strampelt bis zum Schluß. "This is not an act of war." brüllen sie. And Brutus is an honourable man. Ein einziger Widerspruch.
Highlights
- Axons and dendrites
- (Morays or) Demon
- The human face
Tracklist
- Axons and dendrites
- Louven
- (Morays or) Demon
- It's not too late
- Sheets and cylinders
- The human face
- Untitled /w drums
- Paper lanterns
Gesamtspielzeit: 43:31 min.
Referenzen
Rachel's; June Of 44; Rodan; Kinski; Mogwai; Slint; Mono; Explosions In The Sky; Giardini Di Mirò; Polmo Polpo; The Sea And Cake; Do Make Say Think; Exhaust; 65daysofstatic; Carrera; Calla; Low; Fireside; North Of America; Set Fire To Flames; Dirty Three; Shellac
Bestellen bei Amazon
Threads im Plattentests.de-Forum
- Shipping News - One Less Heartless to Fear (8 Beiträge / Letzter am 05.08.2021 - 09:04 Uhr)