Electric Eel Shock - Beat me

Demolition / Soulfood
VÖ: 11.07.2005
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Schläger Grand Prix
Wir könnten jetzt eine Runde "Klischees, bitte!" zum Thema Japaner spielen. Da kämen dann die ganzen Touristen drin vor, mit ihrem "See Europe in three days (Pope included)"-Programm, das sie wahlweise am Kölner Dom oder an der Loreley ausspuckt. Wir kämen auf Gujira zu sprechen, den hier alle nur "Godzilla" nennen und auch auf Weltmarktführer in Sachen Unterhaltungselektronik und Samurai-Filme. Wir können uns aber auch direkt Electric Eel Shock widmen, die gleichermaßen Klischeejapaner (begeisterte Angler und Tortenbäcker) wie knallharte Rocker sind.
Im eigenen Land seien sie längst nicht so bekannt wie in Europa, erzählen Aki Morimoto, Kazuto Maekawa und Tomoharu Ito immer wieder. Deswegen hieß ihr viertes Album wohl auch "Go Europe!", während der Nachfolger sehr viel internationaler "Beat me" heißt. Nun wird bei Electric Eel Shock eine Menge geschlagen und geprügelt, auf die Band losgehen muß man aber nicht gleich. Im Gegenteil: Ihr Monsterrock ist so vergnüglich, daß man die drei am liebsten gleich knuddeln würde.
Mit "Scream for me" hauen sie dem Hörer eine ordentliche Portion Stonerrock auf die Ohren, die aber nur so lange staubtrocken bleibt, bis man einmal laut losgeprustet hat - der Hörer speichelt sich bei Electric Eel Shock ein. Und genauso bescheuert augenzwinkernd, wie das Album beginnt, geht es auch weiter: die letzten 40 Jahre westlicher Rockmusik werden ebenso lustvoll geplündert, wie es Quentin Tarantino für "Kill Bill" mit dem asiatischen Kino getan hat. Quasi als Revanche-Foul. So bricht in "Don't say fuck" kurzzeitig so etwas wie eine Musikschul-Interpretation des altbekannten "Pulp Fiction"-Titelsongs "Misirlou" durch und läßt das infantile Grinsen beim Hörer noch ein Stück breiter werden. Bei "Mile end" erwartet man dann eigentlich die Nennung sämtlicher Ramones in den Credits, so sehr klingt das Lied nach dem Backkatalog der Punk-Heroen.
Für umständliche Hardrock-Gitarrensoli und altbackenes Metal-Gegniedel wie in "Lemon lees" würde man fast jede westliche Rockband schallend auslachen. Warum gerade derartige Peinlichkeiten bei Electric Eel Shock den besonderen Reiz ausmachen, bleibt eine Frage, die schwer zu beantworten ist - vermutlich ist es die hörbare Naivität, mit der sich die Band auch in die klischeehaftesten Songs stürzt. Vom charmanten Klau allein kann aber keine Platte dieser Welt leben, und deshalb ist es schön, daß die Lieder auch gerne mit überraschenden Rhythmenwechseln und eingängigen Melodien aufwarten. Vom überaus eigenwilligen Englisch gar nicht zu reden.
Und während man sich noch fragt, ob die Band das alles nicht vielleicht doch ernst meinen könnte, hüpft man schon ausgelassen über die Tanzfläche und schüttelt die nicht vorhandene Matte. Wenn man bedenkt, daß die Scorpions ihre größten Erfolge in Japan feierten, ist dieses Album die perfekte Gelegenheit, sich ruhigen Gewissens an den Japanern zu rächen.
Highlights
- Scream for me
- Killer killer
- Mile end
Tracklist
- Scream for me
- Bastard!
- I can hear the sex noise
- Don't say fuck
- Lemon lees
- Killer killer
- Slow down
- Beat me
- Rock & Roll kills the blues
- Mile end
- I love fish but fish hate me
- Iron man
Gesamtspielzeit: 43:05 min.
Referenzen
Guitar Wolf; The Boredoms; Garlic Boys; Do As Infinity; The Rock Tigers; Dir En Grey; Shonen Knife; Spinal Tap; Tenacious D; Liam Lynch; Weird Al Jankovic; Scissor Sisters; The Darkness; AC/DC; The White Stripes; Electric Six; Tito & Tarantula; Eagles Of Death Metal; Black Sabbath; Def Leppard; Status Quo; Scorpions; The Presidents Of The United States Of America; The Frogs; Queens Of The Stone Age; Firewater; Mother Tongue; Alice In Chains; Leningrad Cowboys