José González - Veneer

Peacefrog / Rough Trade
VÖ: 25.04.2005
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Late night show
So kann es manchmal gehen. Monatelang saßen wir da wie die Habichte vor dem großen Fang, weil wir Redakteure von Plattentests.de einen ganz besonderen Mann auf unserer Veröffentlichungsliste auf Stand-by horteten. Regelmäßigst recherchierten wir mit aller gebotenen Akribie, ob sich nicht doch endlich erbarmt, das Album nach der VÖ in Schweden endlich in Deutschland zu veröffentlichen. Damit die Plattentests.de-Gemeinde schnell von diesem Wunderknaben erfahre. Aber: Der Recherche-Chef war regelmäßig zu blöd, Albumtitel und Nachname korrekt einzutippen. Mit zeitlicher Verzögerung notieren wir nun also: Der Mann wird erstens hinten mit "z" geschrieben, "Veneer" zweitens mit Doppel-"e" nach statt vor dem "n", und drittens ist das ganze seit nunmehr sechs Wochen auch in Deutschland erhältlich. Jetzt wird "Veneer" auch hier die verdiente Würdigung zuteil. Besser spät als nie.
Es braucht manchmal nicht mehr als eine sauber gezupfte Gitarre und ein sensibles Orgänchen, um sich in die Herzen zu spielen. José González hat beides. Er säuselt sich durch zehn kleine, zauberhafte Songs, die wie Feen aus den Boxen huschen. Der Opener "Slow moves" ist dabei Programm. Über jeden Song legt sich die Ruhe eines vergangenen Tages: "My moves are slow, but soon I'll know (…)." Die Gitarre kann jedoch, wie bei "Remain" oder "All you deliver", auch in einer Virtuosität gezupft werden, bei der man vermuten muß, José González hätte mehr als die menschenüblichen zehn Finger. Schuld war nur der Bossa Nova - den hat Herr González in seiner Kindheit mit Vorliebe gehört. Das Picking: Es ist dies seine große Kunst. Songwriter nennen sich viele, die ihre Fingerkuppen unfallfrei an sechs Saiten vorbeischrubben können. José González ist mehr als das. Ein Meister der Reduktion und ein Beherrscher des Schönen. Schon der Nachname könnte zu der Vermutung verleiten, hier musiziere ein Südamerikaner in der untergehenden Abendsonne. Das Gitarrenspiel forciert diese Vermutung. Von wegen: José González ist Schwede, allerdings mit argentinischen Wurzeln.
Er kommt auf "Veneer" fast ohne einen wirklichen Gitarren-Akkord aus. Nur in "Save your day" wird dieses Prinzip gebrochen. Und auf einem so fragilen Lautstärkeniveau wie dem von "Veneer" wirkt es dann schon fast wie ein hastiger Ausbruch aus der Ruhe, wenn in "Remain" plötzlich der Lautstärkeregler einen Millimeter nach oben geschoben wird. Dann wieder, bei "Deadweight on velveteen", braucht es schier endlose Sekunden, ehe aus den tonalen Fragmenten ein Song wird. Ein monotoner Zweiklang wird unterbrochen durch einige hastige Zwischentöne. Es brodelt, aber alles ganz langsam. Dazu ein wunderbarer Gesang: Was alles wäre diese Schönheit, würde nicht die Stimme von José González seine Musik ins Erhabene sublimieren. Glasklar und dennoch versteckt.
Höhepunkt dieses kleinen Meisterwerks der grazilen Songwriterschule ist wohl "Hints". Wie ein junges Reh, das durch den Wald huscht, flitzen die Sounds umher. Herr González schraubt seine Stimme noch mal eine Oktave höher: "We need a hint before we get tired / We need speed before we lose pace." Brauchen wir gar nicht mehr. Alles schon da! Wir verneigen uns ehrfürchtig vor diesem jungen Mann und hoffen inbrünstig, daß der Schwede sein nächstes Album mit einem geläufigen Titel bedenkt. Wie wäre es denn mit "Veener" mit vorne zwei "e". Da wissen wir nämlich zu Genüge, wie es geschrieben wird.
Highlights
- Remain
- Crosses
- Hints
Tracklist
- Slow moves
- Remain
- Lovestain
- Heartbeats
- Crosses
- Deadweight on velveteen
- All you deliver
- Stay in the shade
- Hints
- Save your day
- Broken arrows
Gesamtspielzeit: 30:48 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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hallogallo Postings: 197 Registriert seit 03.09.2018 |
2018-12-03 14:40:00 Uhr
Tolles Album, wie ich mal wieder feststelle.Höre gerade die Record Store-Day Edition zum 15jährigen Erscheinen. Für Sammler empfehlenswert, ist noch über die üblichen Bezugsquellen erhältlich. |
Bechim |
2014-03-09 20:55:33 Uhr
Rotfl gez. Bechim |
Achim Postings: 6288 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-03-09 20:38:41 Uhr
@catpain kidd: weltklasse:) bitte in noch mehr threads posten.Achim. |
catpain kidd |
2014-03-09 20:14:56 Uhr
Klingen mir immer zu sehr nach Fury in the Slaughterhouse. Das ist so distinguierter Midtempo--Rock, den ich so gar nicht mag - so The National Kram halt. |
wulfstan74 |
2014-03-09 19:38:13 Uhr
Habe jetzt erst entdeckt, dass sich auf der Filmmusik zu "Mitty" (2013) einige wunderbare Songs von J. Gonzalez von ihm befinden. |
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Referenzen
Nick Drake; Ray LaMontagne; Damien Rice; Elliott Smith; Bonnie 'Prince' Billy; Iron & Wine; Thomas Dybdahl; Kristofer Åström; St. Thomas; Kings Of Convenience; Devendra Banhart; James Yorkston; Teitur; Mattias Hellberg; Scott Garth; Sparklehorse; Magnolia Electric Co.; Smog; Lucky Jim; Turin Brakes; Jack Johnson
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